„Keine Spur von Fremdenfeindlichkeit“

seemoz-DettingenDie Beteiligten schienen selbst überrascht: Landrat Hämmerle und seine Beamten, Bürgermeister Osner und über 100 BürgerInnen aus Dettingen – auf der ‚Informations- und Austausch-Veranstaltung‘ zur Flüchtlings­unterbringung in der Dettinger Tennishalle fiel kein böses Wort, war nichts von Aggression, nichts von Fremdenhass zu hören, zu spüren. Die Streitigkeiten der letzten Tage schienen vergessen. Na ja, nicht ganz.

Die „Initiative für die bessere Unterbringung von bis zu 120 Flüchtlingen“ hatte eigens einen Bus gechartert, um die meisten der über 100 Dettinger ins Konstanzer Landratsamt zu karren. Die harrten auch drei Stunden hinten den Tischreihen aus, an denen sonst der Kreistag tagt. Die erste Sitzreihe allerdings war von den Initiatoren der Initiative besetzt, die dann auch gesammelt aufsprangen, um dem Landrat gleich nach seiner Einführung eine Petition mit 1200 Unterschriften zu überreichen (s. Foto), in der gefordert wird, die Zahl von 300 Asylsuchenden, die demnächst – die ersten 50 bereits in diesen Dezember-Tagen – in der Dettinger Tennishalle Zuflucht finden sollen, zu reduzieren.

Denn nur dieser Streitpunkt war übrig geblieben: In der ersten Info-Veranstaltung im September war noch von 120 Neuankömmlingen die Rede, kurz darauf war eine Verdoppelung im Gespräch. „Verarscht“ fühlten sich da die Dettinger oder zumindest „vor den Kopf geschlagen“, wie es Ortsvorsteher Roger Tscheulin ausdrückte, der auch erst im Nachhinein informiert worden war.

Lob für die Gesetzes-Verschärfung

Von „gebrochenen Versprechen“ war die Rede und „Überforderung der Gemeinde“. Und als von dem Konstanzer Bürgermeister Andreas Osner das „Planungstempo im Landratsamt“ gerügt wurde, schwebte ein Hauch von Zerwürfnis zwischen Konstanzer Stadtverwaltung und Konstanzer Landkreis durch den Sitzungssaal. Doch ein an diesem Abend besonders friedfertiger, geradezu demütiger Landrat glättete die Wogen sogleich, sprach davon, dass auch ihn die bürokratischen Hürden störten, und lobte seine Mitarbeiter, die bis jetzt 1900 Unterbringungen vorweisen könnten. Gleichzeitig lobte er die Verschärfung der Asylgesetze, die eine schnellere Rückführung der Asylsuchenden ermögliche – kein Widerspruch im Saal, nur Zwischenrufe von der Pressebank.

Dennoch blieb die Frage nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten lange in der Diskussion: „Warum erfahren wir nichts über die 117 anderen Standorte?“ fragte ein Kinderarzt, „warum werden in dieser besonderen Situation nicht einmal bürokratische Grenzen überschritten?“ klagte die Konstanzer Stadträtin Weiner. Hämmerle und Osner berichteten dann – allerdings nicht zu ausführlich – über ihre schwierigen Verhandlungen mit „kriegsgewinnlerischen“ Eigentümern und sturen Bürokraten. Um letztlich auch für eine Vereinfachung der Bauvorschriften zu plädieren.

„Dettingen wird die Aufgabe annehmen. Gut annehmen“

Ortsvorsteher Tscheulin war es dann, der im Schlusswort die Wünsche seiner MitbürgerInnen zusammen trug: „Mehr Unterstützung von den Behörden. Und ein kundenfreundlicherer Bus-Takt. Und eine bessere Beleuchtung im Umfeld der Halle.“ Um dann doch einigermaßen versöhnlich zu schließen: „Dettingen wird die Aufgabe annehmen. Gut annehmen“.

Von der Hakenkreuz-Schmiererei, die am letzten Wochenende an der Wand der Tennishalle auftauchte und kurz darauf beseitigt wurde, war übrigens nur am Rande die Rede.

hpk