NPD-Mann Pauly nicht mehr im Boxring
Die Boxabteilung des TV Bietingen sucht händeringend einen neuen Trainer. Der alte, Siegfried „Siggi“ Pauly, hat kürzlich das Handtuch geworfen, nachdem bekannt geworden war, dass er bei den kommenden baden-württembergischen Landtagswahlen in den Wahlkreisen Konstanz und Singen für die faschistische NPD kandidiert. Doch damit ist die Geschichte längst nicht zu Ende erzählt. Viele Fragen sind noch offen.
Hans Auer, Vorsitzender des TV Bietingen, will eigentlich gar nichts mehr zu dem Thema sagen, nur soviel: „Nachdem zuerst auf seemoz über Pauly berichtet wurde, kam doch der Stein überhaupt erst richtig ins Rollen. Alle anderen wie Südkurier, SWR und Badische Zeitung sind dann schnell auf den Zug aufgesprungen“. Besser wäre gewesen, so Auer, „wir hätten das intern im Verein geregelt“. Jetzt habe Pauly ja von sich aus seinen Trainerjob aufgegeben „und damit“, so Auer, „ist für mich die Sache endgültig erledigt“. Die Diskussion über den rechtsradikalen Boxtrainer sei bedauerlicherweise „auf dem Rücken des Vereins“ ausgetragen worden, die Presse habe „ leider vieles verdreht“ und der TV Bietingen „wurde in Verruf gebracht und teilweise in die rechte Ecke gestellt“. Nun suche man eben einen neuen Boxtrainer und das sei „schwer genug“.
Angeblich keine Proteste im Verein
Siegfried Pauly, der außerhalb von rechtsextremen Zirkeln gerne als Biedermann auftritt (siehe Bild), äußerte sich unlängst auf der Facebook-Seite der NPD. Die Presseberichte über seine Parteizugehörigkeit bezeichnet der Rechtsradikale, der innerhalb der südwestdeutschen NPD eher dem militanten Lager zugerechnet wird, als „Gehetze“. Um „Schaden von dem Verein abzuwenden“, säuselt Pauly auf Facebook, habe er sein Traineramt beim TV Bietingen niedergelegt. Über Beschwerden von Eltern oder Vereinsaustritten wegen seiner NPD-Mitgliedschaft sei ihm nichts bekannt, erklärte Pauly: „Fakt ist, dass alle Eltern, Kinder, sowie auch alle anderen, die bei mir trainiert haben, sich keinesfalls negativ mir gegenüber geäußert haben, im Gegenteil“. Paulys Fazit: „Viel Wirbel um nichts! Es ist schon bemerkenswert, wieviel die Presse schreiben kann, nur weil ihnen mein Parteibuch nicht gefällt“.
Der unbekannte Boxchampion
Noch Anfang Oktober wurde Siegfried „Siggi“ Pauly im Südkurier als neuer Trainer beim TV Bietingen vorgestellt. Darin war zu lesen, Pauly, der sich nach seiner ersten Heirat zeitweise Siegfried Günther nannte, sei zu seinen aktiven Zeiten eine nationale Boxgröße gewesen: In jungen Jahren Jugendmeister in der DDR, später dann Süddeutscher Meister, Deutscher Meister, „erfolgreicher Bundesligaboxer“ und sogar „Europacup-Sieger“. Ein Box-Europacup existiert aber nicht und für die anderen angeblich errungenen Trophäen gibt es keinerlei Belege. Hans Auer blockt auf Nachfrage ab: „Was Pauly früher gemacht hat, weiß ich nicht und interessiert mich nicht“.
Eine seemoz-Anfrage bei der Sport-Fördergruppe in Frankfurt/Oder, wo Pauly Mitglied gewesen sein soll, läuft ins Leere. Andreas Schulze von der dortigen Boxabteilung: „Der Name sagt mir nichts“. Auch für Lothar Heine, Präsident beim Landesverband Brandenburg und zuständig für die Erteilung von Box-Lizenzen, ist Siegfried Pauly „kein Begriff“. Ähnlich die Auskunft von Klaus Kaibach aus Friedrichshafen, Kampfrichter-Obmann beim Landesverband Baden-Württemberg: „Solche Leute wollen wir nicht im Verband haben“. Außerdem sei ihm ein erfolgreicher Boxer Siegfried Pauly alias Günther „nicht bekannt“.
Sogar in der rechtsradikalen Szene am Bodensee baut sich allmählich eher der klammheimliche Verdacht auf, dass NPD-Mann Siegfried Pauly in anderer Mission unterwegs sein könnte. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich eine Vereinigung, die aus unerfindlichen Gründen vorgibt, die Verfassung zu schützen, der Zuarbeit dubioser Mitarbeiter bedient. Dann allerdings bekäme der „Fall Pauly“, schließlich wurde gerade der Verbotsantrag gegen die NPD erneut auf den Weg gebracht, zusätzliche Brisanz.
H. Reile
Bietingen und die NPD? Da gab es schon eine Geschichte aus den 80er Jahren. In die Schlagzeilen geriet ein Verwandter eines Gastwirts. Aber dann verlief alles im Sand. Jetzt könnte alles anders sein! Früher galt Anselfingen als rechtsradikal verschrieener Ort. Boxen und Bietingen passt nicht. Wenn es um Ostadressen ging, lief nichts an Walter Kellmayer vorbei. Aber der Singener Boxpromotor und Förderer von Ex-Weltmeister Luan Krasnicki ist leider verstorben.