Horizontale
Die Idee kam schon vor Jahren von der LLK: Zu den Konzil-Feierlichkeiten gehört unbedingt auch eine Darstellung der Schattenseite des Konzils, die der Hübschlerinnen, am besten in Kooperation mit Hydra e.V., der Berliner Selbsthilfegruppe von Prostituierten. Diese Idee wird jetzt aufgegriffen und als Filmfestival im Konstanzer Scala-Kino realisiert – mit etlichen Filmen aus aller Welt und einem Rahmenprogramm, das sich sehen lassen kann. Hier der Programmüberblick mit Informationen zu den erlebenswerten Gästen.
Donnerstag, 21.01.
19 Uhr: Eröffnung des Festivals mit Impuls von Dr. Albert Kümmel-Schnur: „Peeping Tom – Erregungsproduktion haptisch und optisch“
20 Uhr: Sexarbeiterin (Weltpremiere), Dokumentation, 2016, Deutschland, 96 Min., FSK 18, Regie: Sobo Swobodnik.
Einen sehr persönlichen und vielschichtigen Einblick in das Leben einer Sexarbeiterin zeigt die Dokumentation von Eckhard Geitz und Sobo Swobodnik. Drei Monate lang haben sie die Berliner Sexarbeiterin Lena Morgenroth begleitet. Der mithilfe von Crowdfunding und sexuellen Dienstleistungen finanzierte Film feiert am 21. Januar im Scala Weltpremiere.
Im Anschluss Fragerunde mit dem Filmteam von „Sexarbeiterin“ und Premierenfeier:
Lena Morgenroth – Protagonistin
Sobo Swobodnik – Buch, Kamera, Regie
Manuel Stettner – Montage
Freitag, 22.01.
17 Uhr: Jung & Schön, Spielfilm, 2013, Frankreich, 93 Min., FSK 16, Regie: François Ozon.
Die 17-Jährige Isabelle verliert im Sommerurlaub ihre Jungfräulichkeit. Von diesem Ereignis kalt gelassen, sucht sie im Internet nach Männern, die sie für Sex bezahlen. Isabelle baut sich ein Doppelleben auf, das sie vor ihrer Familie verheimlicht. Sie beginnt sich häufiger mit einem Freier zu verabreden, bis dieser bei einem ihrer Treffen verstirbt und ihr Geheimnis auffliegt. (Im Anschluss Expertengespräch zu „Jung und Schön“)
20.00 Uhr: Traumland, Spielfilm, 2014, Schweiz, 99 Min., FSK 12; Regie: Petra Volpe.
Am Weihnachtstag in Zürich kreuzen sich die Wege mehrerer Menschen mit denen der Straßenprostituierten Mia. Ein jeder von ihnen hat auf seine eigene Art mit der Einsamkeit zu kämpfen, die Sozialarbeiterin, die betrogene Ehefrau eines Kunden, die alternde Witwe …
Im Anschluss Expertengespräch mit Thomas Trefzer, Polizeipräsidium Konstanz, Kriminalpolizeiinspektion 4: Banden/Organisierte Kriminalität, u. a. zur Situation in der Region.
Samstag, 23.01.
14. Uhr: Lilja 4-ever, Spielfilm, 2003; Schweden, Estland; 109 Min., FSK 12, Regie: Lukas Moodysson.
Das Drama um die 16-jährige Lilja, die, irgendwo in der ehemaligen Sowjetunion ein besseres Leben für sich erträumt. Die süßen Verlockungen des älteren Andrej ziehen sie nach Schweden. Dort stellen sich seine Versprechungen als Lüge heraus und ihr wird der Ausweis abgenommen. Lilja wird gezwungen, sich selbst zu verkaufen, gibt die Hoffnung auf eine Flucht aber nicht auf.
Im Anschluss Diskussion „Sexarbeit 2016“:
Dr. Anna Grebe – Medienwissenschaftlerin
Astrid Gabb – Leitung von Madonna e.V., Bochum
Manfred Paulus – Kriminalhauptkommisar a. D.
Elfriede Steffan – Dipl. Soziologin
17.30 Uhr: Princesas, Spielfilm, 2005, Spanien, 113 Min., FSK 16, Regie: Fernando León de Aranoa.
Das Leben der Madrider Prostituierten Caye wird kompliziert, als Zulema auftaucht, die aus der Dominikanischen Republik auf der Suche nach einem besseren Leben in Madrid landet. Aus Konkurrenz wird Freundschaft und die beiden Frauen unterstützen sich gegenseitig in ihrem Kampf um einen Platz an der Sonne.
Im Anschluss Expertengespräch zu „Princesas“ mit Sandra Müller, Konstanzer Autorin von „Ehrbare Frauen: Zwischen Schauspiel, Macht und Erniedrigung – Einblicke in Leben von Dominas und Prostituierten“
20.30 Uhr: Much Loved, Spielfilm, 2015, Marokko, 108 Min., Regie: Nabil Ayouch (OmU eng).
Die Geschichte von vier Prostituierten in Marokko. Noha, Randa, Soukaina und Hlima, sie alle sind Objekte der Leidenschaft in einer Gesellschaft, die sie dafür verachtet. In Marokko wurde die Aufführung dieses Dramas verboten, da es „verachtend gegenüber moralischen Werten und marokkanischen Frauen sei“ und „das Image des Königreiches schamlos verletzte“, so das Kommunikationsministerium in Rabat.
23.00 Uhr: Festivalparty „Nicht alles Gold“ im K9 mit Performance des TmbH (Theater mit beschränkter Hoffnung) und Musik von DJ Reevo; Eintritt 5 €/3 € mit Kinoticket von Much Loved.
Sonntag, 24.01.
11 Uhr: Das Mädchen Rosemarie, Spielfilm, 1958, Deutschland 101 Min., FSK 12, Regie: Rolf Thiele.
Das sozialkritische Drama über das Leben der Rosemarie Nitribitt, die mithilfe ihres Körpers den Weg von ganz unten nach ganz oben anstrebt. Kurz darauf wird ihr der schnelle Aufstieg in den sozialen Schichten jedoch zum Verhängnis. Im Anschluss Gespräch zu Film „Das Mädchen Rosemarie“ und Kriminalfall Rosemarie Nitribitt.
14.00 Uhr: Frauenzimmer, Dokumentation, 2010, Deutschland, 74 Min., FSK 12, Regie: Saara Aila Waasner.
„Lust kennt kein Alter“ so der Untertitel dieser Dokumentation. Egal, ob die 58- jährige Christel, die 65-jährige Karolina oder die 48-jährige Paula – sie alle arbeiten im Sexgeschäft, als Prostituierte, Domina oder Bordellbesitzerin. Die drei Berlinerinnen erzählen von ihrem Leben im Sexgewerbe, warum sie sich dafür entschieden haben und wie sich ihr Leben dadurch veränderte.
Im Anschluss Fragerunde mit dem Filmteam von „Frauenzimmer“:
Saara Aila Waasner – Regisseurin
Caroline Daube – Produzentin
Karolina Leppert – Protagonistin
16.30 Uhr: Haus der Sünde, Spielfilm, 2012, Frankreich, 125 Min., FSK 16, Regie: Bertrand Bonello.
Im Haus der Sünde, dem „Apollonide“, tummeln sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Prostituierten mit ihren Freiern. In dieser in sich geschlossenen Welt verliebt sich so mancher Mann, andere leben ihre bösartigen Gedanken aus. Die Mädchen teilen ihre Geheimnisse, ihre Ängste, ihre Lust und ihren Schmerz.
Im Anschluss Diskussion „Von der Hübschlerin zur Sexarbeiterin“: Das Thema „Prostitution“ fasziniert: Stadtführer*innen, die von Hübschlerinnen beim Konstanzer Konzil berichten, Literaten, die Kurtisanen in ihren Geschichten verewigen oder Filmemacher*innen – woher stammt dieses ungebrochene Interesse?
Dr. Beate Schuster – Autorin von „Die unendlichen Frauen . Prostitution und städtische Ordnung im 15. und 16. Jahrhundert“
Dr. Albert Kümmel-Schnur – Medienwissenschaftler
Karolina Leppert – Vorstand von Hydra e.V.
20.30 Uhr: Irina Palm, Spielfilm, 2007; Belgien, Luxemburg, Großbritannien, Deutschland und Frankreich; 103 Min., FSK 12, Regie: Sam Garbarski.
Die 50-jährige Witwe Maggie fürchtet um ihren kleinen Enkel Olly, der an Blutkrebs leidet. Einzige Rettung liegt in einer teuren Behandlung in Australien, für die das Geld fehlt. Doch Maggie tut alles, um Olly zu retten, verkauft ihr Haus und sammelt Spenden. Schließlich bewirbt sie sich in einem Nachtclub und erlebt als „Irina Palm“ ein ganz neues Leben.
MM/hpk