83 mal ein neues Zuhause
Mit dem Motto „Zsamme gohts bessr“ und einer Lichtprojektion auf dem Konstanzer Münster startete am Dienstag die Kampagne „83 Konstanz integriert“. Im Foyer des Stadttheaters informierten bei hausgemachten orientalischen Speisen im Anschluss die drei Hauptinitiatoren Till Hastreiter, Nicole Dillschnitter und Andreas Bechtold über die Idee hinter der 83.
Die Kampagne 83 ist ein gemeinnütziger Verein, der zwischen Konstanzer BürgerInnen und Flüchtlingen vermitteln will. Vermittelt werden soll ungenutzter Wohnraum. Die 83 wird von den 83 000 Bewohnern Konstanz abgeleitet: „Ein Zimmer pro Tausend“. Für deutschen Tatendrang eine Kleinigkeit und eine mehr als machbare Sache.
Die Zahl 83 auf dem Münster ist nicht das einzige, worauf das gestartete Projekt aufmerksam machen will. Auf den Mauern der Fachhochschule sowie auf dem Minarett der Konstanzer Moschee leuchten ebenfalls große Dreiundachtziger, die uns KonstanzerInnen nicht vergessen lassen, in welcher Situation sich derzeit leider nicht nur 83 Flüchtlinge befinden. Die stete Präsenz der 83 will zu Diskussionen anregen. Kommunikation ist der Schlüssel, so die InitiatorInnen. Denn nur im Gespräch finden sich Lösungen. Andreas Bechtold weist darauf hin, dass es sich bei dem Projekt 83 nicht um ein Wohnvermittlungsprojekt, sondern um ein Integrationsprojekt handelt. Seine Frage an das Publikum „ausschließen oder miteinander?“- Für Integration gibt es nur eine richtige Antwort.
„Tolles Ding“
Sozialbürgermeister Andreas Osner war ganz angetan von der lockeren Atmosphäre der Infoveranstaltung. Ihm gefällt die positive Energie, die das Projekt und die Menschen, die dahinter stehen, ausstrahlen. Er lobte die Professionalität der Kampagne und die zugleich spürbare Spontaneität. Dem Projekt, laut Osner ein „tolles Ding“ , wünscht er jeden nur denkbaren Erfolg.
Der HTWG-Professor Frank Best und seine Frau haben nach der Rede der drei Initiatoren von ihrem Vorhaben erzählt, in den nächsten Wochen einen jungen Mann namens Abdulahi Mohammed in ihrem Gästezimmer aufzunehmen. Für die beiden ist es die beste Möglichkeit, einem Menschen bei einem Neuanfang zu helfen, ihm direkten Kontakt mit Einheimischen zu bieten. Das junge Paar hat mithilfe einer ehrenamtlichen Vermittlerin des Projektes 83 alle notwendigen bürokratischen Hürden überwunden und freut sich jetzt auf ihren neuen Mitbewohner.
Auch Jan Harder, Leiter des Krebszentrums Hegau-Bodensee, weiß nur Positives zu berichten, als er seinen Praktikanten Oman auf das Podium holt. Oman kommt aus Syrien, er lebt seit einem Jahr in Deutschland. In Syrien absolvierte er ein Medizin-Studium und arbeitete bereits als Arzt. Seine Deutschkenntnisse sind beeindruckend gut. Harder beschreibt seinen Schützling als großartigen Integrationserfolg.
Was tun?
Sie, liebe Leserin, lieber Leser, haben freien Wohnraum und keine Angst, wissen aber nicht genau, was tun? Die Kampagne 83 hat ein Vermittlungsbüro in der Domschule im Kreuzgang des Münsters. Hier werden alle offenen Fragen beantwortet. Die VermittlungsmitarbeiterInnen helfen zunächst bei der Suche nach dem passenden Mitbewohner oder Untermieter, kümmern sich um Behördengänge und helfen beim Mietvertrag. Nach dem Einzug begleitet Sie drei Monate lang ein Pate von 83.
Ich persönlich kann Sie nur motivieren, wenn Sie ein Zimmer oder eine Wohnung frei haben oder dieses nicht genutzt wird, wagen Sie es. Ich wohne in einer Wohngemeinschaft, bestehend aus zwei Flüchtlingen und drei Einheimischen. Es ist eine Bereicherung. Vorurteile werden fast automatisch abgebaut. Und lernen kann man viel voneinander. Der direkte Kontakt ist für beide Seiten nur von Vorteil.
Beate Fleischhauer