Auf den Spuren von Familie Picard
Gegen die „Einkaufsstadt Konstanz“ kann man einige Einwände finden. Heimat ist etwas anderes als mehr oder weniger schmucke Straßencafés und weitläufige Drogeriemärkte. Heimat ist die Summe der Erinnerungen, die man mit anderen teilt. Elisabeth Rehn ist eine Innenstadtbewohnerin, die zur Konstanzer Erinnerungskultur einen kleinen Beitrag leisten möchte.
Ohne schlechtes Gewissen hat sie an einen Laternenpfahl neben der Litfasssäule vor dem Kreuzlinger Zoll ein selbstgebasteltes Plakat geklebt. Es zeigt den Hirschen, der zur großen Freude vieler Passanten noch vor vierzig Jahren den Vorgarten der Gründerzeitvilla schmückte, die vor dem Hauptzoll stand.
Wenn man als Passant mit seinem Handy den QR-Code in der unteren Ecke des Plakats erfasst, kann man einiges über das Schicksal der angesehenen Familie Salomon Picard erfahren, die hier einmal zu Hause war und von der es heute kaum noch Spuren gibt. Wer sich ungern zu Fuß auf die Suche nach dem kleinen Plakat in der Kreuzlinger Straße machen möchte, kann die Salomon Picard Website hier anschauen.
Red./hr
Vielen Dank für diesen wertvollen Hinweis, lieber Herr Neidhart. Und noch ein Lesetipp dazu: Unter dem Titel „Unsere Muslim-Brüder – einst in der Schweiz“ hatte seemoz bereits am 24. Juli 2013 über Dufour berichtet und auch die Tafel in der Wessenbergstraße im Foto gezeigt.
Die Aktion von Frau Rehm ist eine hübsch gelebte Erinnerung. Aber „Familie Picard“ und „Einkaufsstadt Konstanz“ ist nicht kompatibel! Übrigens wirkt die Stadt geradezu geprägt durch „Erinnerungskultur“. Kleines Beispiel: Eine unscheinbare Tafel an der Wessenbergstrasse erinnert an den hier 1787 geborenen Guillaume-Henri Dufour, einem in der Schweiz hoch gelobten Politiker, General, Wissenschaftler und – endlich – Humanisten (Großes Denkmal in Genf, wo er 1875 starb). Unter dem Eindruck von Henri Dunant und dessen „Erinnerung an die Schlacht von Solferino“ war Dufour ein Mitglied des „Genfer Fünfer-Komitees“, aus dem schließlich das heute weltweite IKRK entstand.
Was für eine wunderbare, anrührende Idee und Umsetzung!
Danke, Frau Rehn!
Ich hoffe, dass unsere Ordnungshüter dieses Kunststück dort belassen und nicht, weil es der „öffentlichen Ordnung“ widerspricht, entfernen.
Ich denke dabei an die originelle „Behäkelung“ des Lenk-Brunnens, wo die Badenden über Nacht wunderbare, bestrickendschöne (allerdings Häkel-)Badeanzüge bekamen.
Noch vor dem Morgengrauen wurden sie von überkorrekten Ordnungshütern entfernt! Nach dem Motto: Das könnte ja Schule machen!
Der Künstler Peter Lenk hätte über das Out-fit sicher geschmunzelt und so manche KonstanzerInnen ebenfalls.
Bitte mehr von solchen Aktionen und Widerstand gegen den Konsum-Einheitsbrei in unserer Stadt!