Gesucht und gefunden: Wohnraum für Geflüchtete
Mit einer wahrlich kreativen Lösung wartet Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn in Sachen: Anschluss-Unterbringung für bleibeberechtigte Flüchtlinge in Konstanz auf: An insgesamt neun Standorten sollen kurzfristig bis zu 120 Wohneinheiten in Holz-Modulbauweise entstehen. Das Pilotprojekt startet bereits im September in der innerstädtischen Schottenstraße. Allerdings muss der Gemeinderat am Donnerstag diesen Vorschlägen noch zustimmen.
Neben den beiden bereits beschlossenen Standorten in Egg (12 Wohneinheiten) und am Zergle (18 Wohneinheiten), für die eine Landesförderung von 25 Prozent der Bausumme schon zugesagt ist und wo bereits im März mit dem Bau begonnen wird, sind diese Standorte vorgesehen:
- Paradies: „Schottenstraße/ städtischer Parkplatz“ – Standort für ein Pilotprojekt (600 qm)
- Petershausen West: „Friedhofserweiterungsfläche /Kirchengemeinde St.Suso“ (3500 qm)
- Allmannsdorf: „Kirchgasse“ (1500 qm)
- Dingelsdorf: „Am Sportplatz“ (200 qm)
- Wollmatingen: „Am Längerbohl“ (2000 qm)
- Allmannsdorf: „Ortsausgang Gärtnerei“ (5000 qm)
- Litzelstetten: „KiGa St. Peter und Paul“ (380 qm)
Damit hat die städtische Projektgruppe „Wohnraum für Flüchtlinge“ unter Kristine Hanke – da sind sich die Stadtplaner einig – ganze Arbeit geleistet. Denn die vielfältigen Kritikpunkte aus der Bevölkerung seien aufgegriffen und abgearbeitet worden:
Durchmischung: Durch die Streuung der Standorte über (fast) das gesamte Stadtgebiet würde einer Ghettobildung entgegen gewirkt und einer erfolgreichen Integration der Neuankömmlinge der Weg geebnet. Die ausgesuchten Flächen befinden sich in Stadtbesitz, in Ausnahmefällen in Kirchen- oder Privatbesitz, seien verfügbar und auch nach sozialen Kriterien (ÖPNV-Anbindung, KiTas, Schulen) bestens geeignet.
Bürgerinformation: Alle Nachbarn der fraglichen Standorte sollen persönlich und rechtzeitig schriftlich informiert werden (in der Schottenstraße (s. Foto) ist das bereits geschehen), außerdem wird eine Diskussionsplattform im Internet geschaffen werden. Zudem ist gleich nach der Diskussion des Konzepts im Gemeinderat eine öffentliche Informations-Veranstaltung vorgesehen.
Schnelles Bauen: Die Wohneinheiten mit zumeist vier Zimmern sind nach der Vorfertigung in sage und schreibe zwei Wochen hochzuziehen. Das vom Vorarlberger Architekturbüro Kaufmann entwickelte Modulkonzept in Holzrahmen-Konstruktion (s. Foto eines ähnlichen Projekts) lässt sich kurzfristig auf Konstanz übertragen – auch hiesige Firmen könnten an der Herstellung beteiligt werden. Die Wohneinheiten werden auch mehrstockig angeboten und können in 2er, 3er oder 4er Gruppen angeordnet werden – dann über außenliegende Treppen und Stege miteinander verbunden, so dass kleine Quartiere entstehen.
Nachhaltiges Wohnen: Hier ist der überstrapazierte Begriff von der Nachhaltigkeit einmal angebracht. Denn die schmucken Häuschen mit 80 qm Wohnfläche und neuzeitlicher Ausstattung sind nicht auf kurzfristige Nutzung ausgelegt, sondern können nach dem Erstgebrauch jederzeit an jedermann als sozialer Mietwohnraum weiter gegeben werden.
Kostengünstiges Bauen: Noch fehlt eine Kosten-Abstimmung mit der als Kooperationspartner gewonnenen städtischen Wobak, doch die Projektgruppe geht derzeit von einem Quadratmeter-Preis nicht über 3000 Euro aus. Die Landesförderung von 25 Prozent der Bausumme abgerechnet, ergebe sich dann ein Preis fast noch unter Marktniveau.
Dieser Kraftakt könne, so die Verwaltung in ihrer Vorlage für den Gemeinderat abschließend, nicht ohne zusätzliches Personal gestemmt werden. Insbesondere im Amt für Stadtplanung und Umwelt sowie im Amt für Liegenschaften und Geoinformation brauche es zusätzlich Arbeitsplätze. Wie viele das sein sollen, will die Stadtverwaltung dem Rat im März verraten.
hpk
zu Luana Thalmann:
Dazu fällt mir der wunderbare Ausspruch von Sahra Wagenknecht ein: „Wer die schwarze Null zum höchesten Gut erklärt, ist verantwortlich für den Aufstieg der braunen Nullen.“ (bei einer Wahlveranstalung in Tübingen, Februar 2016)
Hoffentlich rüttelt sich jetzt mehr und gute Ideen werden umgesetzt! An der HTWG wurden u.a. gut umsetzbare Möglichkeiten für die Bebauung am und auf dem Wasser, sprich Seerhein gezeigt. Holland ist ja vorbildlich für diese Architektur.
Der Staat soll endlich seine in der „schwarzen Null“ verwahrten Milliarden in die Hand nehmen und auch an die Kommunen verteilen, damit der Investitionsstau beendet wird.
Herr Schäuble sitzt sprichwörtlich auf dem Geld!
Seit Jahrzehnten wird unsere Infrastruktur kaputtgespart: Umwelt, Natur, Sicherheit, bezahlbarer öffentlicher Verkehr, Pädagogik, Gesundheitsfürsorge …. .
Wer keine starke Lobby hat, zahlt immer mehr drauf.
Sehen wir mal über den großen Teich wie es da zugeht: ein Krieg der Reichen gegen die Armen, zu denen auch immer mehr die Mittelschicht gehört. Schöne neue Welt!
Ein Lob an die Kollegen aus Vorarlberg. Dennoch sollte man sich Fragen weshalb den lokalen Architekten keine Beachtung und kein Vertrauen geschenkt wird.
Dieser Lösungvorschlag geht auf jeden Fall in eine positive Richtung und sollte als Vorbild für andere Gemeinden und Städte dienen.