Konstanzer Kulturfonds: Die Qual der Wahl

seemoz-RomerSeit Jahren schon gibt es einen Kulturfonds, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Projekten finanziell und auch beratend unter die Arme zu greifen. Dabei spielt vor allem das rührige Kulturbüro eine tragende Rolle. Erst kürzlich entschied das Gremium, welche Projekte, darunter auch grenzüberschreitende, dieses Jahr gefördert werden. Hier eine Übersicht.

Der Konstanzer Kulturfonds wird jährlich vergeben und fördert freie Kulturprojekte von Konstanzer und Kreuzlinger Kulturschaffenden. Die Summe des Kulturfördertopfes beträgt 50 000 Euro (Stand 2016). Ein Gremium aus Vertretern und Vertreterinnen des Gemeinderates, Repräsentanten der freien Kulturszene, des Stadttheaters und der Kulturverwaltung entscheidet über die Vergabe der Projektmittel. Einsendeschluss für die Förderanträge ist jeweils der 1. Dezember des Vorjahres.

Was wird gefördert und wie geht das?

Gefördert werden Projekte, die sich durch ihre künstlerische Qualität auszeichnen. Dabei können die einzelnen Beteiligten durchaus Laien, semiprofessionelle oder professionelle Künstler und Künstlerinnen sein. Wichtig ist, dass die Projekte einen ortsbezogenen und kulturbelebenden Charakter in Konstanz oder Kreuzlingen aufweisen. Der Kulturfonds gewährt in der Regel keine Vollförderung. Die Gesamtfinanzierung muss gesichert sein, sodass die Förderung durch den Kulturfonds als Fehlbetragsfinanzierung geschehen kann. AntragstellerInnen haben eine angemessene Eigenbeteiligung zu erbringen. Beiträge Dritter können als solche gelten. Die Richtlinien für Projekte können von der Internetseite des Kulturbüros der Stadt Konstanz bezogen werden. Auf derselben Seite befindet sich ein Link zu den Antragsformularen, die online ausgefüllt und eingereicht werden müssen.

Diese Projekte werden im Jahr 2016 durch den Kulturfonds gefördert:

Franziska Bolli – Compagnia teatro tavoloitaliano: Aschenputtel alla napoletana
Der tavoloitaliano möchte sich mit einer Adaption der Gatta Cenerentola, der neapolitanischen Version des Aschenputtels, an konstanzerisch-thurgauisch-migrationshintergründige Verhältnisse wagen und ein Theaterstück zum Thema Neapel erarbeiten. Wann und wo: So., 24.04.2016, 18.00 Uhr, Werkstattaufführung Theaterwerkstatt. Gleis 5, Frauenfeld, Do., 28.04.2016, 20.00 Uhr. Wolkenstein-Saal, Kulturzentrum am Münster. So., 01.05.2016, 18.00 Uhr Theater am Gleis, Kreuzlingen.

Anna Hertz – Kapitän Romer (Ein Stück von Gerd Zahner)
Das Theaterstück „Kapitän Romer“, das im Jahr 1928 im Deutschland zwischen zwei Kriegen spielt, ist ein Monolog. Er zeigt den außergewöhnlichen Kapitän auf Romers Fahrt mit dem Faltboot von Lissabon nach New York (s. Foto), die sein Ende bedeuten wird. Auf der Bühne: Anna Hertz und Patrick Manzecchi. Wann und wo: 19.11.2016 Premiere in der Zimmerbühne, außerdem in der Zimmerbühne am: 20./24./25.11. und 02./03./12.2016. Eine Vorstellung im Bürgersaal Dettingen, voraussichtlich im Januar 2017.

Boris Petrovsky – Abwesenheitsassistenz
Drei kinetische Objekte mit den Titeln „Balanced“, „We all shine on“ und „I shine all“ werden zu einer performativen Installation konfiguriert. Sie besteht aus selbsttätig agierenden, mechatronischen Objekten, die auf die Anwesenheit der Betrachter reagieren, indem sie diese (scheinbar) missachten. Wann und wo: Herbst 2016 im Kunstraum Kreuzlingen.

Stefan Postius, János Stefan Buchwardt, Christian Lippuner – Hinter Kulisse und Stirn
Die drei Künstler beobachten, wie sich schleichend und längst nicht mehr unbemerkt Anschauungen in der Allgemeinheit ausbreiten, die in einer offenen, transparent gestalteten Gesellschaft mit hohem Bildungsniveau keine Chance haben sollten. Gerade auch pauschalisierende Ressentiments Fremden gegenüber, gesellschaftliche Ausgrenzungsmechanismen oder die vielen Gesichter des Populismus treiben sie um. Zu diesen Themen entsteht eine intermediale Ausstellung mit Texten, Bildern und Fotografien. Wann und wo: Oktober bis Dezember 2016 im Richental-Saal, Kulturzentrum am Münster.

Marie Luise Hinterberger – Flüchtlingsgespräche
Ein Kneipentheaterprojekt in Anlehnung an Brechts „Flüchtlingsgespräche“ in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von 6 – 10 AmateurschauspielerInnen aus Singen und Konstanz. Menschen, die aus verschiedenen Gründen geflohen sind, treffen sich in einer Kneipe und kommen ins Gespräch. Wann und wo: April 2016 und September/Oktober 2016 in verschiedenen Kneipen und Cafés in Konstanz und Singen. Näheres wird noch bekannt gegeben.

Micha Stuhlmann – Im Dunkelwasser fischen
Das prozessorientierte, inklusive Bühnen-Projekt „Im Dunkelwasser fischen“ gibt Einblick in den Lebensalltag und die Grundhaltungen von Menschen, die nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Es sind Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, die mit ihrer unterschiedlichen Wahrnehmung in enger Zusammenarbeit mit drei Kunstschaffenden in einen intensiven künstlerischen Prozess eintauchen. Wann und wo: 05.03.2016, 18.30 Uhr Vorpremiere Kunsthalle Arbon. 12.03.2016, 19.15 Uhr Premiere Theaterhaus Thurgau. 18.03.2016, 19.30 Uhr Tanzraum Herisau. 20.03.2016, 19.30 Uhr PH TG Kreuzlingen. 08.04.2016, 19.15 Uhr Kunstmuseum Kartause Ittingen. 11.06.2016, 19.30 Uhr Lokremise St. Gallen. 12.06.2016, 19.30 Uhr Theater Konstanz/Werkstatt. 18.06.2016, 19.30 Uhr Phönix Theater Steckborn.

Michael Auer – Konstanz tanzt
Fünf Tanzschulen aus Konstanz und Kreuzlingen planen gemeinsam mit dem Jugend-Sinfonie-Orchester ein einmaliges gemeinsames Projekt: Eine öffentliche Tanzperformance mit Live-Orchester als abendfüllende Tanzshow mit einem breiten Spektrum vom klassischen Ballett bis hin zum Jazz Dance und Hip Hop. Wann und wo: Juni 2016. Genaueres wird noch bekannt gegeben.

Markus Reich – Der Gedankenleser – Theaterstück
Ziel ist die Aufführung von „Der Gedankenleser“ als Theaterstück. Es handelt sich um eine Komödie über die intimen Gedanken der dubiosen Verlobten, des miesen Liebhabers, der verlogenen Ex-Frau, des verbohrten Mannes. Wann und wo: im Dezember 2016 im K9, Zebra Kino, Neuwerk.

Franzis von Stechow – Begegnung vor der Jahrtausendwende
Eine Ausstellung, eventuell mit begleitenden Publikationen. Angedacht ist außerdem eine Wanderausstellung in der Partnerstadt Lodi. Das Negativmaterial der 60er bis 80er Jahre von Franzis von Stechow soll aus heutiger Sicht neu ausgewertet werden. Es sollen dabei beispielsweise überholte Lebensformen wie ländliches Leben und Handwerk in verschiedenen südlichen Ländern in starken Bildern gezeigt werden. Wann und wo: 15.11. bis 29.11.2016 Neuwerk Kunsthalle.

Jennifer Schecker – Home Sweet Home
HOME SWEET HOME ist eine kollektive Stückentwicklung rund um die Themen ‚Heimat‘, ‚Flucht‘ und ‚Fremde‘, für die internationale Künstler aus den Sparten Musik, Schauspiel und Tanz aufeinander treffen. Der Inhalt des Stückes entsteht im interaktiven Austausch mit Jugendlichen und Erwachsenen aus Konstanz und Luxemburg mit und ohne Fluchthintergrund. Wann und wo: 12.04.2016 Premiere Luxemburg, Mierscher Kulturhaus. 03.06.2016 Premiere Deutschland, Stadttheater Konstanz. Weitere Vorstellungen sind geplant am 4. und 5. Juni.

Alisa Körner/Kulturbüro