Rüstungsindustrie kneift. Und SPD und CDU auch…
…bei einer Podiumsdiskussion am 19.4. in der Werkstatt des Konstanzer Stadttheaters. Unter dem reißerischen Titel „Das blutrote Schwäbische Meer, Rüstungskonzerne vor unserer Tür und ihr Geschäft mit dem Tod“ wollen Rüstungsgegner und Politiker darüber sprechen, welche Folgen der Export und der Einsatz von Waffen in Krisen- und Kriegsgebieten hat. Das ist brisant angesichts der Verstrickung von Bodensee-Betrieben in die aktuellen Kriege rund um den Globus. Zu brisant offensichtlich für einige Parteipolitiker und Schuldirektoren. Und für Industrievertreter ohnehin.
So sagte Ex-Landtagsabgeordneter Andreas Hoffmann (CDU) mit der Begründung ab, gerade am 19. April fände eine Fraktionssitzung in Stuttgart statt – dabei gehört er der neuen CDU-Fraktion gar nicht mehr an. Auch der Konstanzer Bundestagsabgeordnete Peter Friedrich hat just an dem Tag keine Zeit – wahrscheinlich bastelt der Generalsekretär der Landes-SPD gerade an der neuen Koalition in Stuttgart. Auch rund ein Dutzend angefragter Professoren aus Konstanz, Zürich und St.Gallen sind derart beschäftigt mit Friedensfragen, dass für die Diskussion in der Inselgasse keine Zeit bleibt.
Ehrlicher in seiner Absage ist da schon Rektor Beckmann vom Ellenrieder-Gymnasium in Konstanz. Ihm sei die Zusammensetzung des Podiums zu einseitig, teilte er dem Theater mit. Das ist umso erstaunlicher, als es gerade CDU-Mann Beckmann war, der eine schon im Spätherbst geplante, ähnliche Diskussionsrunde scheitern ließ. Er wollte damals wohl Gras um die Affäre seiner vorschnellen Unterschrift unter einen Kooperationsvertrag mit der EADS wachsen lassen (seemoz berichtete mehrfach) – „im Frühjahr aber bin ich gerne bereit, an einem solchen Podium teilzunehmen“, tönte er noch im November. Daraus wird jetzt nichts.
Dabei hätte gerade Peter Beckmann das Podium bunter machen können. Der aktive CDU’ler und erklärte Freund der Rüstungsindustrie hätte die Fahne seiner abgestraften Partei wie auch der Waffenschmieden hochhalten können. Denn auch die glänzen durch Abwesenheit. Alle Rüstungsbetriebe rund um den Bodensee wurden eingeladen – kaum eine Firma antwortete auch nur. Einzig Paul Sonnenschein von der Diehl Defence aus Überlingen (s. Foto) meldete sich in erfreulicher Offenheit zu Wort: „Wir in Deutschland erleben die längste Friedensperiode seit vielen Generationen. Diese verdanken wir nicht zuletzt unseren demokratisch legitimierten Streitkräften…Unseren Soldaten die bestmögliche Ausrüstung vorzuenthalten – das wäre unmoralisch. Diesem Selbstverständnis werden wir weiterhin treu bleiben, an der Diskussionsveranstaltung werden wir nicht teilnehmen“.
So bleibt das Podium am 19.4. tatsächlich etwas einseitig. Unter der Moderation von Pfarrer Heinz Freundenberger werden Till Seiler (Die Grünen), Jürgen Grässlin (Bundesprecher der Deutschen Friedensgesellschaft), der auch für ein kurzes Einführungsreferat vorgesehen ist, Dr. Hans-Peter Wetzel (FDP) und Hans-Peter Koch (Die Linke, Friedensinitiative Konstanz) teilnehmen. Die Schauspielerin Jana Alexia Rödiger vom Stadttheater soll zu Beginn kurze Auszüge aus dem Erfahrungsbericht einer deutschen Soldatin im Ausland lesen.
Autor: Redaktion
Die Podiumsdiskussion: 19.04.2011 – 20.00 Uhr Werkstatt Des Theaters Konstanz, Inselgasse
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ich weiß nicht was der Hersteller Mine Wolf Systems, bei den Waffenherstellern zu suchen hat, in der Grafik… Meinen Informationen nach ist es ein Hersteller für Minen-Räum-Systeme, also von mir aus können wir diese Geräte an jeden Diktator und sonst wen verkaufen…
Zitat: „…wollen Rüstungsgegner und Politiker darüber sprechen, welche Folgen der Export und der Einsatz von Waffen in Krisen- und Kriegsgebieten hat.“
Na, wenn man darüber noch sprechen muss….???? Sollen das Selbstgespräche sein oder soll da noch jemand informiert werden? Was dabei raus kommt, weiß doch jeder der hier teilnimmt.
Ich habe die deutsche Regierung von Anfang an in ihrem Verhalten zum Aufstand in Libyen verstanden: Man wollte verhindern das deutsche Soldaten von Gaddafis Truppen mit deutschen und in Deutschland gekauften Waffen erschossen werden.
Immerhin war die Begründung zum Verkauf deutscher Waffen: Wenn nicht wir, dann tun es andere.
Pecunia non olet sagten die alten Römer.
Und mit Radpanzern aus dem „friedlichen“ Kreuzlingen wird derzeit die demokratische Opposition in Bahrain niedergehalten: http://waffenvombodensee.webnode.com/mowag-kreuzlingen/
Hier findet man neue Informationen über die Firma ATM-Computer in Konstanz: http://waffenvombodensee.webnode.com/atm-computertechnik-fur-den-krieg/
Und hier etwas über die Zusammenarbeit der Universität Konstanz mit EADS, dem zweitgrößten Rüstungskonzern Europas: http://waffenvombodensee.webnode.com/eads-betreibt-landschaftspflege-vier-schuleiter-fallen-darauf-rein/uni-konstanz-lasst-sich-kaufen/