„Sie tragen als Gemeinderat die Verantwortung“

seemoz-Scala-Losung-2Die Bürgerinitiative „Rettet das Scala!“ erhöht noch einmal den Druck auf die Politik. In einem Offenen Brief an die GemeinderätInnen (mit Kopie an die Bürgermeister) werden konkrete Schritte zum Erhalt des Kinos angemahnt: „Überlassen Sie das Heft des Handelns nicht den Investoren“. Hier der Appell im Wortlaut:

Offener Brief der Bürgerinitiative „Rettet das Scala!“ an die Bürgermeister und Gemeinderät_innen der Stadt Konstanz

Sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates,
die Bürgerinitiative „Rettet das Scala“ wendet sich heute direkt an Sie mit der Bitte, eine sehr bedeutsame kulturelle Infrastruktur des Oberzentrums Konstanz an dem idealen Standort „Marktstätte“ zu erhalten. Das vielfach prämiierte Programmkino „Scala Filmpalast“ hat eine achtzigjährige Tradition als Filmkunststätte und ist damit eins der ältesten Filmtheater Süddeutschlands.

Das beliebte Kino ist mit der neuesten Digitaltechnik ausgestattet und bietet mit drei Sälen seit Jahren ein anspruchsvolles Arthouse-Programm an. Ein engagierter Konstanzer Bürger, Hans Bauer, hat 1937 das Gebäude Marktstätte 22 von dem Architekten Hermann Blomeier, dem bekannten Bauhaus-Schüler, nach dem Vorbild der Oper von Buenos Aires als Lichtspieltheater errichten lassen.

Die Fassade, die Eingangssituation mit den Vitrinen und Filmplakaten, das Foyer und das Treppenhaus sowie die modern eingerichteten Saaleinheiten stellen eine vollkommen intakte Kinoatmosphäre dar, die man in anderen Städten nicht mehr vorfindet. Mit dem Scala besitzt Konstanz ein kulturelles Alleinstellungsmerkmal, das weit über die Grenzen ausstrahlt und Konstanz für Einheimische und Besucher lebens- und liebenswert macht. Auch die vorhandenen Nutzungen mit benachbartem Café, einem beliebten Modegeschäft, mehreren Büros, Arztpraxen und Wohnungen stellen eine sehr gesunde städtebauliche Mischung an diesem Standort dar.

Mehr als 3000 Bürger_innen haben durch Unterschriften und Petitionen ihre Unterstützung zum Erhalt des Scala-Kinos erklärt.

Diese funktionierende und beliebte Einrichtung soll nun zerstört werden, um einer reinen Einkaufsnutzung in Form eines mehrgeschossigen Drogeriekaufhauses zu weichen, dessen Kette bereits vier Verkaufsflächen in Konstanz betreibt.

Wir appellieren vehement an Sie als Mitglieder des Gemeinderates, der bekanntlich die Planungshoheit hat, die Zukunft der Innenstadt nachhaltig zu gestalten. Der politische Wille zur Erhaltung dieser für die innerstädtische Entwicklung so bedeutsamen kulturellen Einrichtung sollte von Ihnen beschlossen werden.

Sie werden in den nächsten Jahren große Summen für die Neugestaltung der Marktstätte bereitstellen, was zu einer enormen Aufwertung des öffentlichen Raumes führen wird. Aber dieser öffentliche Raum braucht auch das Angebot lebendiger Funktionen zur Begegnung von Menschen und nicht nur reine kommerzielle Nutzungen wie den geplanten monotonen Drogeriemarkt.

Helfen Sie bitte mit, das Scala-Kino in neuer Trägerschaft weiterzuentwickeln.

Wir sind davon überzeugt, dass der Bauträger im Rahmen einer alternativen Planung auch eine entsprechende Wirtschaftlichkeit für den Eigentümer erreichen kann.

Viele Fragen im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau sind bis heute ungelöst:
► Wie soll die Anlieferung in der engen Münzgasse bei einem winzigen Lagerraum funktionieren?
► Wo wird der Parkierungsbedarf gelöst von Kunden, die Großeinkäufe tätigen?
► Warum gibt es kein unabhängiges Gutachten über die Denkmalwürdigkeit der Marktstätte 22?
► Warum werden vorhandene Geschäftsleuten mit unseriösen Methoden in ihrer Existenz bedroht?

Dies sind nur einige Fragen, wofür Sie als Mitglieder des Gemeinderates Verantwortung tragen.

Der Gemeinderat kann mit einem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan „Marktstätte“, begründet mit einem positiven Planungskonzept für den gesamten Platz Marktstätte mit einem größeren Bereich von Gebäuden, kombiniert mit einer Veränderungssperre, wichtige Weichen stellen für eine nachhaltige Stadtplanung in der Innenstadt. Dies wäre ein großer Gewinn für die Stadt Konstanz.

Es ist einer verantwortungsvollen Stadtentwicklungspolitik nicht gedient, wenn sich die Verwaltung auf rein formalrechtliche Gründe zurückzieht und den Investoren das Heft des Handelns überlässt, anstatt eine mutige, kulturelle und nachhaltige anspruchsvolle Innenstadtentwicklung zu betreiben.

Bürgerinitiative „Rettet das Scala“
Verantwortlich:
Lutz Rauschnick (Sprecher)
Peter-Rosegger-Weg 3, 78464 KN
07531 – 3 32 73 / 0170-5 777 032