Aufruhr gegen die Chefin der Spitalstiftung

Paukenschlag im Spitalausschuss: Nach der Sitzung letzten Donnerstag erheben die Freien Wähler Konstanz (FWK) heftige Vorwürfe gegen Ingeborg Rath, Chefin der Spitalstiftung, und fordern in einem Brief an Sozialbürgermeister Andreas Osner deren Ablösung „mit sofortiger Wirkung“. Interimsmäßig sollte ihr Stellvertreter die Geschäfte übernehmen.

Was war geschehen? Ewald Weisschedel, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, Arzt und Ausschuss-Mitglied, hatte sich wohl nicht zum ersten Mal über Frau Rath geärgert. Doch in der letzten Woche, so hört man, ist ihm offensichtlich der Kragen geplatzt, als es um die Beurteilung der Bewerber um die Nachfolge auf der Haltnau ging. (Mittlerweile haben die Betreiber der Spitalkellerei Konstanz den Zuschlag erhalten und in einer Medienmitteilung bereits erklärt, das kultige Gartenlokal auf der anderen Seeseite bis zur Wiederöffnung am 1. Mai gründlich umbauen zu wollen.) Doch um Art und Abwicklung dieser Ausschreibung soll es, wie man hört, in der Ausschusssitzung heftigen Zoff gegeben haben. Auch Bürgermeister Osner schien ungehalten.

Höhepunkt der Auseinandersetzung war dann wohl eine Schuldzuweisung von Frau Rath, die verschiedene Mitarbeiterinnen nicht auf sich sitzen lassen wollten. Nach Meinung von Ewald Weisschedel und seinem Fraktionskollegen Anselm Venedey aber nur der Schlusspunkt einer nicht angemessenen Personalführung durch die Leiterin, die der Spitalstiftung – so die beiden FW’ler in ihrem Schreiben – schweren Schaden zufüge.

So kritisieren die Briefschreiber, dass durch solche Personalführung erhebliche Unruhe unter den Beschäftigten der Pflegeheime entstanden sei, weshalb etliche gute Kräfte der Spitalstiftung den Rücken gekehrt hätten. Folge sei, dass der Betrieb am Salzberg nur noch mit dauernd wechselndem Leihpersonal geführt werden könne, was zur Unzufriedenheit unter KollegInnen und Patienten führe und überdies die Personalkosten in die Höhe treibe.

In der Tat ist solche Personalpolitik angesichts des Pflegenotstandes auch in Konstanzer Heimen schwer nachvollziehbar. Zwar beklagt auch Ingeborg Rath den steten Wegzug kompetenter MitarbeiterInnen in die Schweiz, weigerte sich aber beharrlich, ihren Beschäftigten geldwerte Vorteile zu gewähren. Außer einem Jobticket, das viele andere Arbeitgeber längst schon anbieten, sprang für die Beschäftigten nichts raus. Vorschläge aus der Politik, übertarifliche Zuschüsse oder wenigstens mal einen Bonus zu zahlen, scheiterten immer an Raths erbittertem Widerstand.

Aber solange die Konstanzer Spitalstiftung nach Art eines profitablen Handelsunternehmens geführt wird statt – wie es schon die jahrhundertealten Stiftungs-Statuten vorschreiben – zum „Nutzen der Menschen“, wird sich an dieser Politik wohl wenig ändern. So gesehen, scheint ein Wechsel an der Führungsspitze überfällig und der Vorstoß der Freien Wähler Konstanz nur folgerichtig.

hpk