Whistleblowers aus der Spitalstiftung

Nachdem seemoz vor zwei Wochen exklusiv über den „Aufruhr gegen die Chefin der Spitalstiftung“ berichtet hatte, erreichten die Redaktion vielfältige Insider-Berichte über das Leben und Arbeiten in Konstanzer Pflegeheimen. Wir sind dabei, diese Berichte zu sammeln und zu verifizieren – aber schon jetzt können wir mit aller Vorsicht einen ersten und durchweg unerfreulichen Überblick geben.

„Das darf nicht nach außen dringen“ ist offensichtlich ein viel verbreitetes Credo der Führungskräfte aus der Spitalstiftung. Dennoch berichten immer mehr Beschäftigte von „viel zu wenig Personal, das am Limit arbeitet“, von zu vielen „Leiharbeitern, die nicht eingelernt werden.“ Auch von „grob fahrlässigen Fehlern“ ist die Rede; so auch bei der Medikamentierung der PatientInnen.

Von einem überdurchschnittlichen Krankenstand unter den PflegerInnen wird berichtet, der zu Kuraufenthalten, Abwesenheiten und problematischen Zusatzbelastungen führe, weil nicht für ausreichenden Ersatz gesorgt würde, und von Auszubildenden, die schon nach wenigen Wochen das Handtuch schmeißen, weil die Arbeitssituation „schier unerträglich ist“.

„Wir haben schon seit Jahren immer wieder versucht, mit Frau Rath zu sprechen. Aussichtslos“, berichtet ein Mitarbeiter. Und das sei auch nicht verwunderlich, denn die Chefin der Spitalstiftung „habe ich in den vielen Jahren meiner Tätigkeit kaum jemals auf einem der Wohnbereiche gesehen.“ „Es wird viel unter den Teppich gekehrt, um nach außen gut dazustehen, und das auf Kosten der Mitarbeiter, die der Bewohner wegen noch ausharren“, ist das Fazit eines anderen Informanten.

seemoz wird diesen Anschuldigen nachgehen und aktuell berichten, da – wie man hört – Veränderungen an der Spitze der Spitalstiftung unmittelbar bevorstehen. Den Anstoß für die Debatte um die Zustände in der Spitalstiftung hatten Mitte März die Freien Wähler Konstanz (FWK) gegeben. Ingeborg Rath, so die Stadträte Ewald Weisschedel und Anselm Venedey in einem Schreiben an Bürgermeister Andreas Osner, füge der Spitalstiftung „schweren Schaden“ zu. Sie forderten mit „sofortiger Wirkung“ deren „Ablösung“.

Aus Gründen der Fairness bat die seemoz-Redaktion am 23.3. Frau Rath um eine Stellungnahme zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen. Doch die Chefin der Spitalstiftung hüllt sich beharrlich in Schweigen.

red

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16.03.16 | Aufruhr gegen die Chefin der Spitalstiftung