AKW Beznau: Der noch schlummernde GAU

seemoz-Beznau-ProtestDas Atomkraftwerk Beznau im Kanton Aargau liegt gerade mal sechs Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und gilt seit Jahren als absolutes Sicherheitsrisiko. In einem Offenen Brief wird die Betreibergesellschaft des Risikomeilers von BürgerInnen aus der Schweiz und Deutschland aufgefordert, sich endlich ihrer Verantwortung zu stellen.

Das AKW Beznau taucht regelmäßig in den Negativ-Schlagzeilen auf. Massive Sicherheitsmängel wurden vielfach belegt, zum Beispiel bei der Lagerung von Brennelementen. Zur Anlage gehören zwei Druckwasserreaktoren mit je 380 MW Leistung. Beznau-1 ist im Jahr 1969 in Betrieb gegangen und damit der dienstälteste Meiler der Welt. Beznau-2 ist lediglich zwei Jahre jünger. Ende 2015 wurden an Beznau-1 gravierende Schäden festgestellt, man entdeckte über 1000 Löcher am Reaktordruckbehälter. Dieser Reaktor soll, so die Aussage der Betreiber, Ende Juli aber wieder hochgefahren werden. Beznau-2 war längere Zeit abgeschaltet und ging Ende 2015 wieder ans Netz. AKW-Gegner machen immer wieder auf die enorme Gefahr aufmerksam, die von den Reaktoren ausgeht. Hier ihr Offener Brief, der nicht nur an die Betreiber, sondern auch an das eidgenössische Sicherheitsinspektorat und die leitenden Ingenieure des AKW Beznau ging:

„Im Namen vieler besorgter Bürgerinnen und Bürger der Schweiz und Deutschlands appellieren wir heute an Ihr Gewissen: Fahren Sie Block I Ihres Kraftwerks nicht mehr an! Das zunehmende Alter und die Alterungsprozesse erfordern besondere Vorsicht. Wir sind überzeugt, dass es unmöglich ist, alle relevanten Bauteile in Ihrem AKW auf ihre Materialbeständigkeit zu prüfen, insbesondere im kontaminierten Bereich. Dazu kommt die unzureichende Erdbeben- und Hochwassersicherheit.

Auch der Absturz eines Flugzeugs ist nach dem Unglück von Germanwings in den südfranzösischen Alpen vom 24. 3. 2015 nicht mehr auszuschließen. Schon bevor die fast tausend Schwachstellen im Stahlmantel des Reaktordruckgefäßes entdeckt wurden, hatte Herr Dieter Majer, der ehemalige Leiter der Atomaufsicht in Deutschland, in einem Gutachten viele Sicherheitsmängel am AKW Beznau 1 und 2 festgestellt und erklärt, dass nach deutschen Normen Ihrem Kraftwerk sofort die Betriebsbewilligung entzogen würde.

Tatsache ist: Ein Super-GAU in Europa, insbesondere in Beznau, ist in den Bereich des Möglichen gerückt. Weite Teile der dicht besiedelten Schweiz und Süddeutschlands würden für immer unbewohnbar. Eine Kernschmelze in Beznau bedeutet die radioaktive Verseuchung des Grund- und Trinkwassers der Aare und des Rheins weit über die Landesgrenzen hinaus.

Deshalb unsere dringende Bitte: Fahren Sie Beznau 1 nicht mehr an! Haben Sie den Mut, im Zweifelsfall auch Beznau 2 außer Betrieb zu nehmen! Haben Sie den Mut, Verantwortung zu übernehmen für das Paradies Schweiz und die Nachbarländer! Die Zuständigkeit und Verantwortung, die zwischen Ihnen hin- und hergeschoben wird, ist gefährlich. Niemand von Ihnen kann persönlich für die Sicherheit des AKWs garantieren. Das Risiko ist zu groß, und die Folgen sind menschlich und wirtschaftlich unvorstellbar, aber real.

Vielen Dank für Ihre gewissenhafte Sorge um Ihr Kraftwerk, um die Menschen und das Leben im weiten Umkreis“.

Wer diesen Offenen Brief mit unterzeichnen und auch verteilen möchte, kann das hierüber tun: http://www.bund-konstanz.de/aktuelles/.

MM/hr

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