Ein Frühsommer der Premieren

seemoz-Konstanz am MeerZwei aufsehenerregende, zusätzliche Spielorte – Säntis und Münsterplatz – und eine Fülle neuer, alter Stücke: Das Stadttheater Konstanz legt einen fulminanten Endspurt der Saison 2015/16 hin.


Ibsens ‚Volksfeind‘

Im Rahmen des Internationalen Bodenseefestivals wird ‚Ein Volksfeind‘ von Henrik Ibsen, inszeniert von Dietrich W. Hilsdorf, einem der wichtigsten Klassiker-Regisseure im Bereich Schauspiel, Oper und Musical, gezeigt. Dem idyllischen Kurort an der norwegischen Küste droht ein Skandal: Das Heilwasser des Stadtbades ist durch Industrieabfälle verseucht. Badearzt Thomas Stockmann besitzt Analysen, die das schwarz auf weiß belegen. Zusammen mit Presse und Vertretern der Stadt will er darauf aufmerksam machen und zum Wohle aller einen Umbau des Stadtbades erwirken. Doch die anfängliche Unterstützung wandelt sich schnell in Skepsis, als bekannt wird, dass Steuereinnahmen die Kosten der Sanierung decken sollen. Sogar Thomas eigener Bruder Peter, der Bürgermeister, versucht mit allen Mitteln, den Skandal abzuwenden. Ein Bruderkrieg um Ansehen und Macht entbrennt. Henrik Ibsens 1882 geschriebene Tragikomödie hat bis heute nichts von ihrer Brisanz als Politthriller und gnadenlose Satire auf Medien und Politik eingebüßt.

Premiere am 29.4.2016 im Stadttheater


‚Restwärme‘ von Eugen Ruge

In der Regie von Wolfgang Hagemann gibt es „Restwärme“ von Eugen Ruge. Ein etwas in die Jahre gekommener Mann übt für ein Vorstellungsgespräch. Er weiß, dies könnte seine letzte Chance sein. Er ist vorbereitet, hat sich Rat gesucht, weiß Bescheid. Doch neben all den Regeln für einen überzeugenden Auftritt kämpft er auch mit seinem Gewissen. Kann er, als Altlinker, sich guten Gewissens so verkaufen? Bald wird deutlich: Sein Scheitern scheint vorbestimmt. Und immer tiefer werden die Risse zwischen aufgesetzter Coolness und menschlicher Restwärme.

Premiere am 10.5.2016 in der Werkstatt des Theater Konstanz


Rebecca C. Schnyder: ‚und wenn sie gingen‘

Im Mai geht es wieder einmal in die Berge. Hoch oben in der Panoramahalle auf dem Gipfel des Säntis findet in Kooperation mit der Schweizerischen Säntisbahn AG die nächste Uraufführung statt. Für das packende Kammerspiel ‚und wenn sie gingen‘ zeichnet die preisgekrönte Schweizer Autorin Rebecca C. Schnyder verantwortlich, selbst im Appenzeller Land aufgewachsen. Regie führt Claudia Brier.

Ein verlassenes Bergdorf in einer kargen Felsenlandschaft. Zwei versehrte Frauen wohnen dort oben, zurückgezogen in der Einöde. Die junge Klara und die ältere Elis. Doch als eines Tages Anton, ein junger Mann aus der Stadt, in ihre Lebenswelt einbricht, prallen gegensätzliche Visionen vom Leben in der Urbanität und der Bergidylle aufeinander – und nichts ist mehr wie zuvor.

Premiere am 15.5.2016 in der Panoramahalle auf dem Säntis


‚Faust II‘

Johanna Wehner, die in dieser Spielzeit schon Faust I inszenierte, führt auch Regie beim zweiten Teil der Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe. Mit ‚Faust II‘ schuf Goethe mehr als eine Fortsetzung. Über 30 Jahre nach dem ersten Teil entwarf er ein Drama, das die Hybris des modernen Menschen in all seinen Facetten zeichnet. War im ersten Teil noch die Eroberung Gretchens das Ziel von Fausts skrupelloser Gier nach immer neuen Vergnügungen, wird er nun zum Gewaltherrscher. Mit der Hilfe Mephistos wird er Land schaffen und sich untertan machen, wie es einst auch in der Bibel beschrieben wurde. Er wird zum Tyrann, Erfinder, Weltenbauer. Wieder kennt Faust nur das Mehr und Besser. Doch am Ende wird nichts gewonnen sein. Ein gewaltiger und gnadenloser Abgesang auf den Kapitalismus, den Menschen und seine Anmaßungen.

Premiere am 20.5.2016 im Stadttheater


Bernhards ‚Die Macht der Gewohnheit‘

In Thomas Bernhards Jubiläumsjahr zeigt das Theater Konstanz dessen ‚Die Macht der Gewohnheit‘ in der Regie von Jo Fabian, der dieses grandios-bösartige Stück über das Verzweifeln an der Kunst und Schuberts Forellenquintett neu beleuchten wird. Zuvor brachte er in Konstanz bereits erfolgreich „Der Drache und Parsifal“ auf die Bühne.

Der Zirkusdirektor Caribaldi, leidenschaftlicher Cellospieler, gibt seiner kleinen Wanderzirkus-Truppe seit mehr als 20 Jahren energisch und unbeirrt ein ehrgeiziges Ziel vor: Die Artisten sollen eines Tages unter seiner Leitung Schuberts Forellenquintett in der Manege aufführen. Doch weder hört man jemals die fünf das Forellenquintett üben, noch sieht man sie als Artisten auftreten. Gibt es diesen Zirkus überhaupt? Sind es wirklich Artisten oder spielen sie Artisten? Und reicht die Anwesenheit von fünf Instrumenten aus, um uns glauben zu machen, dass das Forellenquintett je gespielt wurde? Oder steht hinter allem eine ganz andere unerträgliche Wirklichkeit?

Premiere am 21.5.2016 in der Spiegelhalle des Theaters Konstanz


Umberto Ecos ‚Der Name der Rose‘

In regelmäßiger Folge bespielt das Theater Konstanz den Münsterplatz in Konstanz mit einer großen Theaterproduktion, die inhaltlich zum Aufführungsort Bezug nimmt. Nach „Der Glöckner von Notre-Dame“ und „Konstanz am Meer. Ein Himmelstheater“ wird 2016 Umberto Ecos weltberühmter Roman „Der Name der Rose“ auf der Bühne auf dem Münsterplatzes gespielt werden. Auch dieses Mal sind traditionell viele Konstanzer als Statisten und Darsteller mit dabei und führen somit die Tradition des „Bürgertheaters“ fort.

Im Zentrum steht mit William von Baskerville ein englischer Franziskanermönch. Er soll in einer italienischen Abtei eine heikle politische Mission durchführen. Zusammen mit seinem jungen Adlatus Adson von Melk gerät er dabei in einen Strudel krimineller Ereignisse und rätselhafter Vorfälle. William, der lange Jahre im Dienste der Inquisition stand, will die Hintergründe aufklären. Dabei dringt er immer tiefer in ein geheimnisvolles Labyrinth vor, über das der blinde Seher Jorge von Burgos herrscht.

Premiere am 24.6. auf dem Münsterplatz


Noch einmal: ‚Konstanz am Meer‘

Als Auftragswerk für das Konziljubiläum der Stadt Konstanz haben Theresia Walser und Karl-Heinz Ott mit ‚Konstanz am Meer. Ein Himmelstheater‘ einen ebenso tiefsinnigen wie heiteren Text geschrieben, in dessen Mittelpunkt zwei einfache Bürger der Stadt Konstanz stehen: Hintz und Kuntz. Die beiden erleben „große Geschichte“ hautnah, nicht ohne sie im Wirtshaus weiterzuerzählen. Uraufführung hatte das Stück in der Regie von Johannes von Matuschka am 27.6.2014 (Foto). Dieses Jahr gelangt das opulente Stück im Rahmen des Konziljubiläums zur Wiederaufführung.

Premiere am 30.7. auf dem Münsterplatz


Infos: www.theaterkonstanz.de

MM/hpk