Scala-Protestler stehen im Regen
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Trotz der Abstimmungsniederlage im TUA am vergangenen Donnerstag trotzten etwa 150 Kultur-Protestler am Samstag auf der Konstanzer Marktstätte scheußlichem Wind und Wetter: Mit durchnässten Mänteln und tropfenden Hüten war ihnen wichtig, für den Unterschied zwischen Klo- und Filmrolle zu protestieren. Denn die Entscheidung über die Scala-Zukunft fällt erst kommenden Donnerstag im Gemeinderat.
Jessica Bentsche, Studentin und engagierte Scala Retterin, berichtete, immer noch optimistisch, von der TUA-Sitzung, bei der der von der FGL gestellte Antrag, einen Bebauungsplan zu erstellen, abgelehnt wurde (seemoz berichtete). Trotz des Rückschlags – Hoffnung besteht weiter, war sie sich mit den 150 Demonstranten einig. Und über noch einen Hoffnungsschimmer sprach sie: Ein Kinobesitzer, der im Raum Stuttgart und Hamburg verschiedene Kinos erfolgreich führt, deutet sein Interesse an der Fortführung des Scalas an (s. Bericht auf dieser Seite).
Und auch die Nachbarin links des Kinos muckt auf. Die Besitzerin der kleinen Boutique Laura ist gleichermaßen von den Umbauplänen des Scala-Gebäudes betroffen. Der Umbau würde für die Textilhändlerin nicht nur einen Rauswurf bedeuten, zusätzlich wird ihre Altersversorgung gefährdet. Doch nicht so schnell, Lauras Mietvertrag reicht bis in das Frühjahr 2017 und die Selbständige hat nicht vor, früher abzutreten als nötig.
Eugen Kurz, ebenfalls Scala Retter, informiert über die Pläne der Stadt, die Marktstätte und die Unterführung zum See zu renovieren. Bei der Sanierung handelt es sich um einen Millionen schweren ’steinparkettartigen‘ Bodenbelag. Sollte man hier nicht Prioritäten setzen? Bei der Verkündung dieser Pläne würde die Marktstätte einem Wohnzimmer gleichgesetzt, so Jessica Bentsche. Daneben sollte man bei der Einrichtung eines Wohnzimmers vor allem eines nicht vergessen: das Kinokulturgut, meinten die Protestler.
Eine namenlose, sehr talentierte Performance Gruppe (Foto) stellte die Kulturentfremdung und konsumorientierte Verwirrtheit der Scala-Gegner mehr als authentisch dar. Untermalt wurde das Schauspiel von einer eleganten Kontrabassspielerin und vereinzelten Sonnenstrahlen, die das Unwetter besiegt hatten.
Beate Fleischhauer