Spendenaufruf für die no border kitchen auf Lesbos

seemoz-Lesbos 2Die no border kitchen Lesbos, in der auch eine langjährige Aktivistin aus Konstanz aktiv war, braucht dringend Geld, um knapp 350 geflüchteten Menschen rechtlichen Beistand zu ermöglichen. Die sind am 20. April mit Polizeigewalt in das Abschiebegefängnis Moria gebracht worden und werden voraussichtlich ohne annähernd faires rechtliches Verfahren in die Türkei abgeschoben.

In den letzten fünf Monaten haben die AktivistInnen der no border kitchen Lesbos den Strand von Tsamakia direkt bei der Inselhauptstadt Mytilini besetzt gehalten. Die no border kitchen war nicht nur eine Küche, sondern auch ein sozialer Raum, in dem verschiedene Strategien des Widerstandes und der Solidarität gelebt wurden. Es wurden Schlafplätze, Kleider und Duschen zur Verfügung gestellt, erste Hilfe geleistet und Informationen, beispielsweise über die Rechte der Geflüchteten, weitergegeben.

7000 Geflüchtete inhaftiert

Seit letztem Monat wurden auf den griechischen Inseln die meisten von mehr als 7000 Geflüchteten in Gefängnisse gebracht, in denen die Bedingungen menschenunwürdig sind. Von den 4000 Geflüchteten auf der Insel wurden bis auf einige hundert alle inhaftiert. Die no border kitchen war für die Geflüchteten die letzte Möglichkeit, ihre sowieso schon eingeschränkte Bewegungsfreiheit und Selbstbestimmung zu bewahren. Die AktivistInnen der no border kitchen haben sich um eine offene Atmosphäre bemüht, zusammen mit den Geflüchteten gearbeitet, gekocht und gelebt und man ist sich auf Augenhöhe begegnet.

Von Anfang an wurden die Initiative kriminalisiert, und der Bürgermeister von Lesbos, die Polizei und viele weitere Institutionen haben versucht die Solidarität mit den Geflüchteten zu unterbinden. Am 20. April wurde die no border kitchen um 6 Uhr am Morgen geräumt. 19 AktivistInnen und knapp 350 Geflüchtete wurden inhaftiert. Laut unseren Informationen wurde JournalistInnen und Fotografen der Zutritt verwehrt und ihnen wurde ebenfalls mit Verhaftungen gedroht. Den Geflüchteten wurde nicht einmal Zeit gelassen, ihre Dokumente und persönlichen Sachen aus den Zelten zu holen, und niemand informierte sie über ihre Rechte und das Ziel der Busfahrt.

Das Camp und die Zelte wurden von der Polizei zerstört und die Geflüchteten wurden in überfüllten Bussen in das Abschiebegefängnis Moria gebracht. Vermutlich werden sie bald in die Türkei deportiert – ohne ein annähernd faires rechtliches Verfahren. Letzte Woche kündigten bereits einige Geflüchtete in einer Dokumentation von Spiegel online an, sich umzubringen, sollten sie in die Türkei abgeschoben werden.

Keine Hilfe, kein Rechtsschutz

In dem völlig überfüllten Abschiebegefängnis Moria müssen die Geflüchteten zu einem großen Teil auf dem Boden schlafen, die Menschen müssen Stunden in der Schlange in der prallen Sonne auf ihre kleine Essensration warten, es gibt nicht mal Sonnencreme, um die Kinder vor Sonnenbränden zu schützen. Vielen wurde ihre Handys weggenommen, sodass sie keinen Kontakt mehr zu ihren Freunden und ihrer Familie halten können. Einige Geflüchtete haben schon seit Tagen kein Essen mehr bekommen. Moria hat offiziell eine Aufnahmekapazität von 1500-2000 Menschen, mittlerweile werden dort weit über 3000 Menschen festgehalten.

Wir finden es abscheulich, wie bei der Räumung, Inhaftierung und Abschiebung die Rechte und Bedürfnisse der Menschen mit Füßen getreten werden, und haben uns deshalb entschlossen, einen Spendenaufruf zu veröffentlichen, damit ein Teil der Anwaltskosten für die knapp 350 Geflüchteten gedeckt werden kann. Unsere Solidarität sprechen wir auch insbesondere für eine langjährige Freundin und politische Mitstreiterin aus Konstanz aus. Wir verurteilen die Kriminalisierung und Verhaftungen von immer mehr Menschen aus der flüchtlings-solidarischen Bewegung in ganz Europa. Ganz gezielt werden flüchtlings-solidarische Initiativen zerstört und Geflüchtete in Lager und Gefängnisse gesteckt, um sie sozial ausgrenzen und in Ruhe abschieben zu können.

Spendenkonto für die no border kitchen Lesbos: Rote Hilfe e.V. / OG Salzwedel
iban: DE93 4306 0967 4007 2383 12, bic: GENODEM1GLS, GLS Gemeinschaftsbank eG
Verwendungszweck: nbk Lesvos

no border kitchen – was ist das?

Die no border kitchen gibt es seit September 2015. Sie hat an verschiedenen Stationen der Balkan Route gekocht. Verschiedene AktivistInnen der no border kitchen haben für mehrere hunderttausend Menschen auf dem Weg nach Europa eine vegetarische Mahlzeit bereitgestellt. Wir wollen gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn sich die HelferInnen nicht völlig verausgabt und mehrere Monate einfach nur gekocht hätten. Die no border kitchen ist offen für alle Menschen, die ihre anti-autoritären Positionen und die nicht-hierarchische Form ihrer Organisation der no border kitchen akzeptieren. Insbesondere setzen sie sich für Antifaschismus, Antirassismus und Antisexismus ein, teilen die Idee der Bewegungsfreiheit und fordern den Respekt für alle Individuen. In der Küche waren die Menschen unabhängig ihres Geschlechts, unabhängig ihres Passes und ihrer Religion willkommen.

Mehr Informationen über die Räumung und die no border kitchen auf Lesbos:
https://linksunten.indymedia.org/en/node/176279
https://linksunten.indymedia.org/en/node/175304
https://linksunten.indymedia.org/de/node/174176
https://linksunten.indymedia.org/de/node/174092
https://kollectnews.org/2016/04/20/lesbosgreece-police-evicts-solidarity-activists-over-400-refugees-arrested/
http://www.spiegel.de/video/suche/tag/Lesbos.html

jh