Auf den Spuren von Sholem Y. Abramovitsh

2014 sind zwei einzigartige Bücher zu einem Thema erschienen: Susanne Klingensteins opus magnum „Mendele der Buchhändler“ über Leben und Werk des jiddischen Schriftstellers Sholem Yankev Abramovitsh (1835-1917) und Martin Walsers Essay „Shmeke ndike Blumen“, das ebenfalls Abramovitsh gilt, aber auch ein Hochlob auf die Abhandlung von Susanne Klingenstein enthält.

Die Ur-Lesung fand im Herbst 2014 in Überlingen statt, dann zogen Walser/Klingenstein ein gutes halbes Jahr durchs Land, um ihr Bild von Abramovitsh zu vermitteln, diesen „Flaubert der jiddischen Literatur“, wie die in Boston lebende Literaturhistorikerin den Dichter einmal bezeichnete. Die Begegnung mit Walser hat die 57jährige Autorin mit Wurzeln am Bodensee nun in ihrem Buch „Wege mit Martin Walser“ (Weissbooks Verlag) dargestellt; die Premiere findet im Rahmen der „Konstanzer Literaturgespräche“ statt.

Klingensteins Erinnerungen setzen 2009 ein. Der Zusammenprall zweier Welten entzündete ein Gedankenfeuerwerk, und am Ende stand die oben erwähnte Idee, mit einer Lesereise auf den vor hundert Jahren verstorbenen jiddischen Schriftsteller aufmerksam zu machen. Dieser Tournee gilt eines von sieben Kapiteln; im vierten Kapitel erfährt der Leser Details über die Arbeit an den beiden Büchern, aber auch über die unterschiedlichen Auffassungen über Leistung und Qualität dieses Romanciers.

Im siebten Kapitel schließlich betrachtet Klingenstein (Foto) die mediale Vermarktung ihres gemeinsamen Unternehmens von Boston aus. Klingensteins authentische und diskrete Erzählung orientiert sich an literarischen Mustern, wie sie die amerikanischen Autoren Hawthorne oder Faulkner vorgegeben haben und handelt „von der Differenz zwischen Werk und Leben, zwischen Zauber und Wirklichkeit“. Dass bei Walser Welt und Werk eins sind, ist eine Erfahrung, die sie dem Leser weiter gibt. Das heißt aber auch, dass das Werk in diesem Buch immer gegenwärtig ist. Es für sich und die Leser zu entschlüsseln, gehörte ebenfalls zu den Absichten ihrer Reise wie ihres Buches.

Zur Lesung mit anschließendem Gespräch laden ein: Forum Allmende, IBC Regionalclub Konstanz e. V. und VHS Konstanz. Termin: 9. Mai um 20 Uhr im Foyer der Spiegelhalle. Der Eintritt beträgt 8 €; Karten nur an der Abendkasse.

Manfred Bosch