Opferwürde und „Soldatenehre“

Der Lindauer Rechtsanwalt Udo Sürer ist seit Mai 2015 Ehrenbürger der nordtoskanischen Gemeinde Fivizzano in der Provinz Massa-Carrara. Im Bergdorf Vinca di Fivizzano wurde am 24. August 1944 ein Massaker am 174 Zivilisten verübt. Tage zuvor wurden im Nachbardorf San Terenzo-Monti bereits 160 Zivilisten durch die gleiche SS-Einheit ermordet. Udo Sürers Vater war unter den Tätern.

Lange Zeit wusste Udo Sürer nur soviel: Sein Vater hatte als Soldat der Waffen-SS im Herbst 1944 in der Nähe von Bologna ein Bein verloren. Udo Sürer wollte mehr über die Kriegsgeschichte seines Vaters erfahren und begab sich 2002 auf Spurensuche. Die Recherchen ergaben: Sürer senior diente zuletzt als Unterscharführer in der Aufklärungsabteilung 16 unter dem Kommando des Waffen-SS-Majors Walter Reder. Udo Sürer besuchte die Orte, in denen die Einheit seines Vaters Massaker an der italienischen Zivilbevölkerung begangen hatte. Seit 2004 nimmt er regelmäßig an den jährlich stattfindenden Gedenkfeierlichkeiten teil.

Kommenden Montag wird Udo Sürer über seine persönliche Familiengeschichte berichten und auch darüber, was er während seiner Spurensuche erlebt hat. Die Schatten der Vergangenheit wirken bis heute. Nach der Verleihung der Ehrenbürgerschaft wurde Sürer massiv angefeindet. Er habe, so wurde ihm anonym mitgeteilt, mit seinen öffentlichen Auftritten das Andenken an seinen Vater in den Schmutz gezogen.

Termin: Montag, 30. Mai, 19.30 Uhr, Astoria-Saal, Volkshochschule Konstanz, Katzgasse.

VeranstalterInnen: VVN-BdA Kreisvereinigung Konstanz, Friedensinitiative Konstanz, Kulturbüro Konstanz, Stolpersteine, Querwege

MM/hr