Elser-Gedenken in der Bretagne

Ausstellung_Belz

Die Ausstellungs-OrganisatorInnen: Maryline Le Sauce und Alexandre le Corvec.

Kurz vor dem mittlerweile gesperrten Grenzübergang in der Kreuzlingerstraße geht es ab in die Schwedenschanze. Dort steht seit 2009 die Büste des Hitler-Attentäters Georg Elser, der hier am 8.11.1939 verhaftet wurde und den die Nazis noch kurz vor Kriegsende ermordeten. Ein stiller Winkel, in den sich nur wenige verirren. In der Bretagne hingegen wird derzeit in einer beeindruckenden Ausstellung umfangreich an Elser erinnert, wie unser reisender Gastautor zu berichten weiß.

Wer dieser Tage die „Ouest France“ aufschlägt, das westfranzösische Gegenstück zum Südkurier mit vielen Lokalausgaben, erfährt, dass im bretonischen Städtchen Belz gerade eine Ausstellung über Georg Elser läuft. Besser gesagt eine Doppelausstellung über den Hitler-Attentäter Elser, der nach dem misslungenen Anschlag am 8. November 1939 in Konstanz verhaftet wurde und Jean Moulin, der überragenden Gestalt der französischen Résistance. Moulin, der 1940 der Reśistance beitrat und die NS-Besatzer Frankreichs bekämpfte, koordinierte im Auftrag von Charles de Gaulle die Aktivitäten des französischen Widerstandes.

1943 von den Deutschen verhaftet, wurde er von Klaus Barbie, dem „Schlächter von Lyon“, gefoltert, ohne auch nur ein Geheimnis preisgegeben zu haben. Am 8. Juli starb er 44jährig an den Folgen der Misshandlungen. Moulin ist heute ein Nationalheld und im Pariser Pantheon begraben. Georg Elser wurde am 9. April 1945 heimlich und ohne Gerichtsurteil von den Nazis ermordet. Seine Leiche wurde im Krematorium des Konzentrationslagers Dachau verbrannt. Er war 42 Jahre alt.

Über die Beweggründe, das Schicksal ausgerechnet dieser beiden Menschen in einer gemeinsamen Ausstellung in Belz zu zeigen, sagt Maryline Le Sauce, Vizepräsidentin der Nationalen Gesellschaft der ehemaligen Résistancekämpfer und der Freunde der Résistance im Kreis Auray: „Wir wollen vor allem der heutigen Jugend deutlich machen, dass es nicht nur schwarzweiß gibt, sondern dass sich in Frankreich und auch in Deutschland Menschen gegen die Unmenschlichkeit der Nazis gestellt haben“.

Die Idee, die Schicksale der so unterschiedlichen Menschen Moulin und Elser gleichzeitig im Rathaus von Belz anlässlich des nationalen Tages der Résistance zu zeigen, entstand aus diesem Antrieb heraus. Die Tafeln der Wanderausstellung zu Georg Elser habe man sich kurzerhand aus Berlin besorgt und das Ganze dann organisiert. Sekundiert wird Maryline Le Sauce bei ihren Ausführungen von Alexandre le Corvec, Fahnenträger der Nationalen Gesellschaft, dessen Großvater selbst in der Résistance aktiv war und dessen Familie zu den vielen in Frankreich gehört, die unter der deutschen Okkupation gelitten, aber auch dagegen gekämpft haben.

In Belz ist die Vergangenheit am Rathausplatz auf erschütternde Weise weiterhin präsent. Am Monument für die Gefallenen der beiden Weltkriege stehen auch die Namen von sechs Kindern zwischen fünf und zehn Jahren, die am 27. September 1945 durch die Explosion einer Mine ums Leben gekommen waren.

Adrian Ciupuliga