Mehr Fahrradparkplätze in der Stadt
Konstanz hat sich für die nächsten Wochen weitere Schritte auf dem langen Weg zu einer echten Fahrradstadt vorgenommen. Dabei sollen die Fahrradabstellmöglichkeiten in der Innenstadt verbessert werden. Zuvörderst kommen die Laube und der Sankt-Stephans- Platz dran, auf dem einige wenige Autoparkplätze den Fahrrädern weichen werden. Über eventuelle Stromanschlüsse für E-Bikes und Gepäckschließfächer für Radelnde soll später befunden werden.
Wer an einem sonnigen Tag sehenden Auges auf die Marktstätte oder den Sankt-Stephans-Platz tritt, erkennt das Problem auf einen Blick: Fahrräder über Fahrräder, die immer weiter in den freien Raum hineinwuchern und teils auch den Zugang zu den angrenzenden Ladengeschäften verstellen. Abhilfe sollen mehr Fahrradabstellplätze schaffen, und die Stadt Konstanz ist durchaus willens, dafür einige Autoparkplätze zu opfern.
158 Stellplätze auf dem Stephansplatz
Am Stephansplatz sollen vor Reformhaus, Kaffeerösterei und Bank insgesamt 18 Autoparkplätze weichen. Dort werden nach der Sommerpause stattdessen 79 Bügel für insgesamt mindestens 158 Fahrräder montiert. Die bisherigen Fahrradparkplätze zur Wessenbergstraße hin bleiben erhalten, so dass sich das Angebot für RadlerInnen in diesem Bereich deutlich verbessert. Auch die Gehwegkante bleibt unverändert, weshalb sogar die FußgängerInnen profitieren, da ihnen keine in den Gehweg hereinragenden Autoschnauzen mehr den Weg verstellen.
Erhalten bleiben nur die beiden Autoparkplätze für Menschen mit Behinderung, diese sollen aber um 50 Meter vor das Reformhaus verschoben werden. Das hat unter anderem den Vorteil, dass an Markttagen keine AutofahrerInnen mehr auf der vergeblichen Suche nach einem Parkplatz am Stephansplatz zwischen FußgängerInnen und RadlerInnen umherkurven, weil sich der Stephansplatz dann endlich komplett für Autos sperren lässt. Dass der Bau der Abstellanlage gerade nach der Sommerpause beginnen soll, ist kein Zufall, denn vorher wird dieser Raum noch ein letztes Mal vom Weinfest beansprucht.
Fahrradbügel als Lösung
Im Arbeitskreis Radverkehr, in dem Behörden, GemeinderätInnen und Fachmenschen zusammenarbeiten, schlug Fahrradexperte Wolfgang Becker von der „AG ‚Besseres Verkehrskonzept’“ vor, hier demontierbare Bügel zu verwenden, die etwa für das Weinfest abgebaut werden können. Sebastian Nadj, im Konstanzer Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) für die strategische Verkehrsplanung verantwortlich, hält das aber für nicht zielführend. Gerade bei Anlässen wie dem Weinfest bestehe ein erhöhter Bedarf an Fahrradabstellmöglichkeiten, so dass sich in den nächsten Jahren die WeinfestbesucherInnen über zusätzliche Fahrradparkplätze sicher freuen werden. Die Bügel werden also fest montiert.
In die Röhre schaut allerdings bei dieser Planung die Kaffeerösterei, die gern ein paar Tische im Freien aufgestellt hätte. Dieser Platz wird dringend für die Fahrräder benötigt, und es wäre der Stadt auch aus einem anderen Grunde unangenehm, weniger Bügel aufzustellen: Das ganze Projekt würde dann so billig, dass man unter der Bagatellgrenze bliebe und keine Fördermittel des Landes dafür mehr beantragen könnte. Auf Anregung von Peter Müller-Neff (FGL) im Arbeitskreis Radverkehr wollen sich die VerkehrsplanerInnen übrigens noch einmal überlegen, dort einige spezielle Parkplätze für Fahrradanhänger und/oder Transportfahrräder auszuweisen. Beim bisher geplanten Abstand von 2 Metern zwischen den Bügeln könnte es für solche Gefährte nämlich etwas eng werden.
Neue Fahrradabstellplätze auf der Laube
An mehreren Stellen werden auch auf dem Mittelstreifen der Laube zwischen der Einmündung der Schulstraße und jener der Gartenstraße zusätzliche Abstellplätze für Fahrräder eingerichtet. Vor dem Landgericht, vor dem Amtsgericht, auf der Höhe von Magic Mount und vor dem Bürgerbüro sollen in der weitgehend menschenleeren Platanenallee einige Dutzend Bügel aufgestellt werden. Platz genug ist vorhanden, da der Mittelstreifen mit Ausnahme des Lenk-Brunnens weitgehend menschenleer ist und sich nie genug Erholungssuchende fanden, auf den dortigen Bänken den Autoverkehr rundherum zu genießen. Mit den Stellplätzen geht man kein großes Risiko ein, denn Bügel, die nicht angenommen werden, können unschwer wieder entfernt und an einem anderen Ort eingesetzt werden.
Im Arbeitskreis Radverkehr erinnerte Stadtrat Thomas Buck (JFK) an die alte Forderung der Linken Liste, auf der Laube ein Fahrradparkhaus zu errichten und/oder dort zumindest große Gepäckschließfächer aufzustellen, so dass einheimische wie auswärtige RadlerInnen ihr Fahrrad und Gepäck abstellen und unbeschwert durch die Stadt schweifen können. Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn bezeichnete in diesem Zusammenhang die neuen Abstellanlagen als „ersten Aufschlag“, über eine Gepäckanlage und Stromanschlüsse für E-Biker wie von der LLK vorgeschlagen könne man später durchaus noch einmal nachdenken.
Harald Borges
Ein erster Schritt
Die Verwaltung geht nun endlich daran, auf dem Mittelstreifen der Laube Fahrradbügel zu installieren. Zu verdanken ist das der Hartnäckigkeit der LLK (Linke Liste Konstanz). Seit über einem Jahr hat die LLK-Fraktion ständig und immer wieder darauf hingewiesen, dass vor allem der Abschnitt zwischen Lutherkirche und Lenkbrunnen totes Land ist. Bis vor kurzem standen auf diesem Abschnitt auf beiden Seiten hölzerne Sitzbänke, die aber meist unbenutzt blieben und trostlos vor sich hin gammelten. Wer sich dort dennoch niedergelassen hat, konnte sich seine Lungen mit den Abgasen der vorbeirauschenden Automobile vollpumpen lassen. Die überflüssigen Bänke wurden unlängst abmontiert.
Wenn in Bälde Pedalisten die Möglichkeit geboten wird, in unmittelbarer Nähe zur Altstadt ihre Räder abzustellen, ist das eine vernünftige Entscheidung. Aber da ist noch Luft nach oben. Die LLK hat die Verwaltung schon mehrmals gebeten, rasch über ein Fahrradparkhaus auch an dieser Stelle nachzudenken. Zumindest aber: Überdachte Stellplätze, dazu etwas Service in Form von Auflademöglichkeiten für die E-Biker und Schließfächer, um Gepäck sicher verstauen zu können. Für die vielen Fahrradtouristen, die oft nicht wissen, wohin mit ihrem sperrigen Zubehör, wäre das ein vernünftiges Angebot. Befreit von ihren prallen Satteltaschen könnten sie unbeschwert durch die nahegelegene Altstadt flanieren. Etwas voreilig hat sich Konstanz kürzlich den Titel „Fahrradstadt“ verliehen. Das ist sie noch nicht, kann es aber werden.
H. Reile
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Es ist ein gutes Zeichen, dass die Stadt kurz nach Verabschiedung des Handlungsprogramms Radverkehr die ersten Verbesserungen vornimmt und sich mit dem Stephansplatz gleich einen Brennpunkt vornimmt und statt der Autoparkplätze am Rand eine große Anzahl Radplätze montiert. Davon werden letztendlich alle profitieren, denn auch die Autofahrer, welche auf der Suche nach einem Parkplatz unkundigerweise an Markttagen auf den Stephansplatz fahren, wirken immer äußerst gestresst zwischen all dem Gewusel, in dem sie auch noch drehen müssen. Und alle Menschen außerhalb von Autos profitieren von mehr Sicherheit, Platz und besserer Luft um sich herum. Ob die Fahrradbügel auf der Laube-Mitte wirklich angenommen werden, bleibt abzuwarten. RadlerInnen neigen dazu, möglichst dicht an ihre Ziele heranzufahren. Trotzdem gut, es zu probieren, schaden werden sie sicher nicht. Ein Fahrradparkhaus an der Stelle halte ich dagegen für falsch platziert. Ein solches Angebot muss an oder in unmittelbare Nähe des Bahnhofs. So ist es überall, wo es diese Fahrradparkhäuser gibt und das aus gutem Grund: Pendler fahren zum Bahnhof und wollen ihr Rad sicher abstellen, solange sie unterwegs sind. Radtouristen kommen an und können Rad und Gepäck direkt am Bahnhof lassen, um vor dort die Altstadt oder die Seestraße zu Fuß zu beschlendern. Wer dennoch erst radeln und dann im Parkhaus parken mag, der kann die Radtiefgarage von Indigo am Schnetztor nutzen. Die ist groß genug und schon vorhanden.