Zugehört!

Man sieht unschwer: Dieser Mann ist ein Tausendsassa auf seinem Instrument. Aber auch aus dem Akkordeon kommt vorne nur raus, was der Mensch dahinter schon alles erlebt hat. Bei Krzysztof Dobrek scheint das ganz schön viel zu sein. Als Urgewalt der Welt- und Crossover-Musik ist er aus der Wiener Szene, in der er als polnischer Straßenmusiker begann, jedenfalls längst nicht mehr wegzudenken. Demnächst gastiert er mit der Südwestdeutschen Philharmonie beim Open Air auf der Mainau.

„Ich bin zur Welt gekommen, um Musik zu machen. Das soll ich meiner Großmutter im Alter von vier Jahren gesagt haben. Ich kann mich an diese Worte zwar nicht erinnern, aber das Einzige, was meinen Zweifel an der Wahrhaftigkeit von Großmutters Aussage dämpft, ist die Tatsache, dass ich in meinem Leben nie etwas anderes als Musik gemacht habe.“ Man merkt unschwer, Dobrek, der 1967 in Polen geboren wurde, dort aufwuchs und unter anderem eine klassische Ausbildung auf dem Fagott absolvierte [Fagott, und das freiwillig!], beherrscht nicht nur sein heutiges Instrument, das Akkordeon, meisterhaft, sondern ist auch ein gewiefter Kenner der Wiener Kaffeehausdialektik. (K)ein Wunder, hat er Wien doch von der Pieke auf kennengelernt, in seinem Fall von ziemlich weit unten: Mit 23 Jahren floh er vor dem polnischen Wehrdienst mittellos in die österreichische Hauptstadt und schlug sich sechs Jahre lang ziemlich dürftig als Straßenmusiker durch. Tägliches Kriechen vor Polizisten ist bei diesem Broterwerb inbegriffen, nicht nur in Österreich und nicht nur für Akkordeonisten aus Polen.

Später spielte Dobrek dann mit so ziemlich jedem anständigen Menschen in Wien zusammen und hat unter anderem mit „Dobrek Bistro“ und der „Wiener Tschuschenkapelle“ einige atemberaubende Konzerte und Aufnahmen hingelegt. Ein ziemlich Großer also. Vom Wienerlied über den Gotentanz bis zu Astor Piazzolla ist bei ihm alles drin, und die Wiener Sängerknaben hat er auch schon musikalisch drangekriegt. Jetzt also die Südwestdeutsche Philharmonie und die KonstanzerInnen. Eine charmante Idee.

Am 24. Juni tritt er zusammen mit der Südwestdeutschen Philharmonie und der Sopranistin Susanne Gasch auf der Mainau auf. Übrigens haben die Zuhörer dabei ein Dach über dem Kopf, denn gerade in Konstanz zieht gute Musik recht verlässlich schlechtes Wetter an. Auf dem unterhaltsamen Programm, das der unter anderem in Sachen Filmmusik erfahrene Dirigent Frank Zacher leitet, stehen vor allem Dobrek-Kompositionen, für diese Besetzung arrangiert von Michael Radanovics. Die Titel versprechen Weltmusik mit osteuropäischem und Balkan-Einschlag, echte Crossovers – zwischen was eigentlich? Spaß und Freud? Bregovic, Brel und Gardel? Die Wahrheit liegt in der Musik wie im Fußball auf dem Platz. Ein Open Air soll Spaß machen, und wenn man sich die Videos auf der Homepage von Dobrek (http://www.dobrek.com) anschaut und anhört, wird klar: Dieser Mann ist authentisch, ist ein Garant für gute Unterhaltung – und versprüht verdammt viel Charme.

Konzert: Mainau Open Air
Wo: Schlossgarten Insel Mainau (wettersicheres Sonnendach)
Wann: Freitag, 24.06.16 um 20 Uhr
Karten: 18-42 Euro (Ermäßigungen erfragen)

Mit der Konzertkarte ab 17 Uhr freier Eintritt auf die Insel Mainau. Das Parken auf dem Festlandsparkplatz und die Fahrt mit dem Inselbus sind für Konzertgäste kostenfrei.
Karten für das Konzert sind bei der Südwestdeutschen Philharmonie (9 Uhr bis 12.30 Uhr) und bei der Tourist-Information am Hauptbahnhof sowie beim Servicezentrum Mainau GmbH erhältlich.

Harald Borges/Quelle: PR