Die wahre Geschichte des Tägermoos
Paradiesische Enklave und Kuriosum: Das Tägermoos liegt auf Schweizer Boden, gehört aber der Stadt Konstanz. Dazu erscheint in Kürze im Konstanzer Südverlag das Buch von Tobias Engelsing – Begleitbuch zu einer Sonderausstellung im Rosgartenmuseum – über „dieses deutsche Stück Schweiz.“
Es ist eine kuriose Ausnahmesituation, dass die deutsche Stadt Konstanz über ein kleines Stück Schweiz verfügt, genauer gesagt, über 150 fruchtbare Hektar. Das sogenannte Tägermoos liegt auf Schweizer Boden, aber Konstanzer Gärtner und Bauern bauen hier seit Jahrhunderten Kohl, Zwiebeln, Salat, Tomaten und Kräuter an und deutsche Kleingärtner genießen hier ihre grünen Oasen. Der Frage, wie es zu diesem „deutschen Stück Schweiz“ kam, geht ab 16. Juli eine Sonderausstellung im Rosgartenmuseum nach.
Im Buch zur Ausstellung, „Das Tägermoos“, erzählt Tobias Engelsing, Direktor der Konstanzer Museen, Tägermoos-Geschichte(n). Ein „Zweiherrenland“ – das war und ist das Tägermoos seit langer Zeit. Die Ursprünge dieses ungewöhnlichen Status liegen mehr als 500 Jahre zurück. Damals war Konstanz eine Freie Reichsstadt, verlor aber durch die Besetzung des Thurgaus im „Schwabenkrieg/Schweizerkrieg“ das Hinterland. Die Grenzen der Eidgenossenschaft lagen knapp hinter den Stadtmauern von Konstanz. Dennoch blieben Konstanz die Hoheitsrechte über das Hinterland, zu dem auch das Tägermoos gehörte. Eine konfliktreiche Konstellation.
Einigkeit aber herrschte in beiden Ländern über die herausragende Qualität der Gemüse. Dafür war das Tägermoos bekannt und die Herkunftsbezeichnung stand und steht bis heute dafür. Das reich bebilderte Buch – u. a. mit zahlreichen historischen Abbildungen und Aufnahmen der Fotografin Hella Wolff-Seybold – lädt ein zum Entdecken der wechselvollen Historie sowie der höchst lebendigen Alltagsgeschichte rund um Grenzgänger, Schmuggler und Gemüsegärtner.
Übrigens: Das Tägermoos hat seinen Namen von der lehmigen feuchten Erde, die dort vorherrscht: Das altgermanische „digra“ bezeichnet etwas Dichtes, Kompaktes, der althochdeutsche Ausdruck „teger“ wird für Lehmerde benutzt. Der Begriff „Moos“ weist auf ein ausgesprochen feuchtes Gebiet hin.
MM
Das Tägermoos, Ein deutsches Stück Schweiz,
von Tobias Engelsing, Südverlag Konstanz, erscheint am 11. Juli;
19,90 Euro.
Passt zum großen Thema von Herrn Dr. Engelsing und sieht sich als Teil der Tägermooser Zeitgeschichte: Der Kampf um die hoch-beliebte Pappelallee im Tägermoos! Auch bei den Ereignissen um die Erhaltung der relativ jungen Tägermoosallee haben die verwirrenden Besitzverhältnisse in diesem interessanten kleinen Stück Land am Seerhein eine entscheidende Rolle gespielt! Was im Jahre 2015 im Tägermoos passiert ist steht in der Dokumentation mit dem Namen: „Was war los im Tägermoos?“ Dieses kleine Werk, das soeben fertig gestellt wurde und gerade in den Druck geht, wird Ende Juli mit einem letzten Tägermooser Alleefest präsentiert werden. Herausgegeben von der deutsch-schweizerischen „Bürgerinitiative zur Rettung der Pappelallee im Tägermoos“ hält es für die Nachwelt fest, was nicht vergessen werden darf. Zur Vorstellung dieser Broschüre sind alle interessierten Menschen von hüben und drüben der Grenze jetzt schon eingeladen!