Ein unsoziales Projekt geht in die Verlängerung

seemoz-KarriereWenn sich heute ab 16 Uhr der Konstanzer Gemeinderat zu einer Sondersitzung im Audimax trifft, geht es außer um salbungs­volle Reden zum Uni-Jubiläum höchstens um ein Sachthema: Stadt und Hochschule wollen weiterhin „Duale Karrieren“ schnitzen – das Arbeitsplatz-Beschaffungs-Programm für Besser­verdienende soll fortgesetzt werden. Obwohl – so richtig erfolgreich ist das Projekt nicht. 

Der Gemeinderat hat im April 2014 ein Kooperationsabkommens mit der Universität Konstanz auf zwei Jahre zur Unterstützung Dualer Karrieren beschlossen. Die Vereinbarung soll sicherstellen, dass Lebenspartnern von angeheuerten Führungskräften bei Uni oder Stadtverwaltung ein gleich guter Job garantiert wird. „Duale Karrieren“ nennt man das und begründet es mit dem Aderlass von Spitzenverdienern. Schon damals fragten wir auf seemoz: Warum soll diese famose Idee nicht auch bei Pflegekräften oder Facharbeitern angewendet werden, sondern nur bei ProfessorInnen oder AmtsleiterInnen?

Die Stadt Konstanz habe „mit diesem Instrument positive Erfahrungen gemacht“, ergeht sich die Vorlage von Personalchef Traber in Eigenlob. Ansonsten jedoch kann dieser Schriftsatz nur mit seiner Beliebigkeit punkten: Keine Zahlen, keine Kostenangaben und Beispiele schon gar nicht – selten mussten sich die GemeinderätInnen mit einer solch‘ schwammigen Vorlage begnügen. Und das hat seinen Grund.

Nachfragen ergaben nämlich ein anderes Bild: Gut ein dutzend Fälle konnten in den zwei Jahren bearbeitet werden, die Zahl der Einstellungen bewegt sich im niedrigen Einser-Bereich, die der unsinnigen Anfragen jedoch im Hunderter-Bereich. Denn viele Arbeitsplatzsuchende hatten das mit der Karrieren nicht so recht verstanden. So bewarben sich Angestellte und andere schnöden Arbeitnehmer ebenso. Dass nur Führungskräfte gemeint waren, hatte sich bis Wanne-Eickel und Warschau nicht rumgesprochen.

Dennoch setzen Stadt- und Univerwaltung weiter auf „dieses neue Instrument der Personalbindung und Personalrekrutierung“. Und setzen noch einen drauf: Zukünftig will die Stadt im „Dual Career Netzwerk 2careers“ mitmachen. Das kostet zwar nur 100 Euro im Jahr, aber was tut man nicht alles für seine Führungskräfte. Und so wird diese Lieblingsidee von Konzernlenker Burchardt und Uni-Rektor Rüdiger uns wohl weitere Jahre erhalten bleiben. Denn der Gemeinderat dürfte mehrheitlich zustimmen, wie schon 2014, als nur die LLK geschlossen nein zu diesem unsozialen Projekt sagte.

hpk

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