Visitenkarten im Vorbeifahren
Gestern wurden neue Willkommensschilder im Landkreis Konstanz vorgestellt. Landrat Frank Hämmerle enthüllte gar feierlich das erste von insgesamt 21 Schildern (s. Foto), das ab sofort am Fähranleger der Autofähre Konstanz-Meersburg Einheimische wie Gäste begrüßen soll. Doch hinter der Aktion verbirgt sich eine Posse um Farben und Symbole, die so recht zu dem Vorurteil von der Bodensee-Provinz-Region passen will.
Man mag es nicht glauben: Da diskutieren 68 gestandene Kreisrätinnen und Kreisräte mehrmals über das Design solcher Schilder. Manchen sagten die Farben nicht zu, anderen behagten die Symbole nicht – der erste Entwurf einer Konstanzer Werbeagentur fiel im Kreistag glatt durch. Und wie immer, wenn’s um Geschmacksfragen geht, drohte die Diskussion aus dem Ruder zu laufen. Das wurde dann selbst dem ansonsten geselligen Landrat Hämmerle zu viel: Er packte das Schild wieder ein, startete insgeheim einen neuen Versuch, den er dann nur noch mit den Fraktionsvorsitzenden abstimmte.
Auf das Ergebnis ist Hämmerle richtig stolz: „Diese Schilder spiegeln die Attraktivität des Landkreises wider, der als Wirtschafts- und Tourismusstandort von internationaler Bedeutung ist“, schwärmt er in einer Mitteilung an die Medien..
Und das will uns die Visitenkarte aus Blech sagen (nur zum Verständnis, falls Sie im Vorbeifahren nicht alles mitkriegen): Im oberen Teil thront das Wappen des Landkreises Konstanz, das die bekannten drei Hirschstangen, das bischöfliche Kreuz sowie zwei Felchen darstellt. In dem Schild darunter deutet eine Grafik den Bodensee und die Hegauvulkane an – wer das nicht typisch genug findet, wird gleich noch mit der Imperia konfrontiert, dem meist fotografierten Motiv der Region.
Zum Abschluss wird’s dann politisch: Das unterste der drei Schilder bildet das Markenzeichen der Vierländerregion Bodensee ab, das die grenzüberschreitende Attraktivität des Landkreises Konstanz aufzeigen will. Im Westen der Vierländerregion Bodensee gelegen ist der Landkreis Konstanz, eng verflochten mit den deutschen Landkreisen am nördlichen Teil des Bodensees, den Ostschweizer Kantonen, dem Fürstentum Liechtenstein und dem österreichischen Land Vorarlberg. Wow.
Die übrigen 20 Schilder werden in den kommenden Wochen neben den Bundes- und Landesstraßen im gesamten Landkreis an den Landkreisgrenzen aufgestellt. Und Dr. Geiger, FDP-Kreisrat aus Konstanz, der die Idee zu diesem Spektakel hatte, wird zufrieden sein.
hpk
Schönes Foto: „Willkommen im Landkreis Konstanz“ – und darunter das Konterfei von Landrat Hämmerle. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen ist, soll Herr Hämmerle darauf drängen, das Schild auch vor der Asylunterkunft in der Steinstraße aufzustellen. Bin gespannt wie ein Flitzebogen.
Lieber Peter Köhler,
danke!
Noch einer:
-„Inkompetenz in wichtigen Sachfragen wird durch ausführliche Wortmeldungen zu trivialen Punkten kompensiert, wodurch es immer wieder zu verheerenden Fehlentscheidungen und Fehlallokation von Ressourcen komme.“
(Wiki)
Über Geschmack lässt sich streiten – ich find´s furchtbar, Harmonie ist anders. Ist farblich überhaupt nicht stimmig, sehr „unruhig“ und „dick aufgetragen“, aber wenigstens das passt, zumindest nach Konstanz.
Gibt´s für Doofe dann auch noch die Erklärung det Janzen auf einem Extra-Schild? Was kostet der Spaß und wer zahlt? Wo doch das reiche Konstanz nicht mal Geld für eine Halfpipe hat…..
Solche Tafeln finden wir beim Wechsel von Landkreis zu Landkreis oft. Ist landschaftlich informativ. Frau Thalmann sieht wiedermal Trübes und Graues. Na ja. Mein einziger Einwurf: der Landkreis ist auch ein gutes Stück „grün“. Vielleicht werden die Tafeln jedoch stets dort aufgestellt, wie hier, wo sie die Vorbeiziehenden vor einer grünen Kulisse begrüßen. Und was machen wir in einer „winterkalten“ Zeit, die Frau Thalmann bereits ankündigt?
Mehr als den Bodensee und die Imperia hat der Landkreis nicht zu bieten? Ist ja nicht gerade prickelnd.
Im deutschen Schilderwald ists trüb und grau und winterkalt.
Auch das überwiegende Blau, die Lieblingsfarbe Vieler, auf dem Schild macht nicht wirklich was her! Soll das ansprechend sein, gar informativ? Haben wir nicht schon Schilder genug? Also, ein Schildbürgerstreich?!
Da wird von Vielen viel Zeit und Geld verplempert! Offensichtlich gibts für sowas immer noch Geld.
Und bei all den wirklich wichtigen Aufgaben, wird gespart?!
Die Kreisräte unterlagen anscheinend Parkinsons „Gesetz der Trivialität“ (1957): Die auf einen Tagesordnungspunkt verwendete Zeit ist umgekehrt proportional zu den jeweiligen Kosten.
Erfahrene Politiker kennen den Effekt und nutzen ihn zur Ablenkung. Ich würde mal nachsehen, was in der Kreisratsitzung sonst noch beschlossen wurde.