Ausreiseverbot für türkischen Festivaljuroren
Der türkische Filmemacher Ayce Kartal war als Mitglied der Festivaljury für das internationale Kurzfilmfestival „kurz.film.spiele“ eingeladen, das am 22. und 23. Oktober zum 13. Mal in Konstanz stattfindet. Kartal hatte 2015 den Wettbewerb mit seinem Animationsfilm „Marche Arrière“ gewonnen – jetzt wird er an der Ausreise gehindert.
Wie Kartal dem Festival-Komitee schrieb, wurde ihm bei der Ausreise aus der Türkei am Flughafen mitgeteilt, dass er zu einem Personenkreis gehört, für den Reisebeschränkungen verfügt wurden. Laut Kartal sind in den derzeit geltenden Notstandsverordnungen türkischen Staatsbürgern, die für eine staatliche Institution arbeiten, Reisen ins Ausland nicht erlaubt. Tatsächlich ist Ayce Kartal in Teilzeit auch in einem Projekt für die Stadtbehörde seines Wohnorts tätig.
Das Festival-Komitee äußert sich enttäuscht über dieses Reiseverbot. Als Vorjahres-Preisträger wäre Ayce Kartal auch ein guter Repräsentant für den freundschaftlichen kulturellen Austausch bei diesem internationalen Filmfestival gewesen.
Das Festival wird an zwei Tagen 49 aktuelle Kurzfilme aus 24 Ländern zeigen. Zwei Wochen vor dem Festival ist es den Organisatoren nicht mehr möglich, einen gleichwertigen Ersatz zu finden. Ayce Kartals Jurorenplatz wird daher leer bleiben.
MM
Ayce Kartals Film „Marche Arrière“ ist, im Gewand eines Animationsfilms, tatsächlich eine rabenschwarze Satire zu den brutalen Polizeieinsätzen auf Istanbuls Taksim-Platz im Juni 2013 gewesen. Es ist völlig klar und für jeden von uns glaubhaft, dass nicht der allergeringste Zusammenhang mit dem jetzigen Reiseverbot vorliegt.