Die Gäste-Scharen sollen kommen
Im Sommer ’17 könnte es so weit sein: Am Seerhein, direkt vor dem Bodenseeforum, das am 21.10. ab 15 Uhr mit geladenen Gästen eröffnet wird (das gemeine Volk stößt erst abends dazu und wird zwei Tage später zum Tag der offenen Tür geladen), könnte ein Schiffsanlegesteg errichtet werden. Gut 400 000 Euronen ist das den Konstanzer Stadtplanern wert. Und der soll so mächtig werden, dass auch größere Bodensee-Schiffe dort festmachen könnten. Wenn, ja wenn das Landratsamt die „wasserrechtliche Genehmigung“ erteilt, und wenn, ja wenn die Mitglieder des Technischen und Umweltausschusses (TUA) in ihrer Sitzung kommenden Donnerstag zustimmen.
An einer solche Zustimmung ist allerdings kaum zu zweifeln. Denn schon seit acht Jahren geistert diese Idee eines öffentlichen Anlegesteges im Seerhein durch die Amtsstuben und die Fraktionsbüros. Dabei geht es nicht einmal zuerst darum, illustre Gäste trockenen Fußes zum neuen Event-Tempel (oder gar zur geplanten Panorama-Rotunde) zu schippern – auch ein lange angedachtes Wassertaxi oder gar ein „Wasserbus“ könnte als regelmäßige Schiffsverbindung von und zum Seerhein, die dann tatsächlich auch den Konstanzer BürgerInnen zugute kämen, aus der Taufe gehoben werden.
Neuer Verkehrsknotenpunkt
Zumal mittelfristig am Brückenkopf Nord ein „Mobilpunkt des öffentlichen Nahverkehrs“ entstehen soll. Neben dem Park-and-Ride-Platz sollen dort Haltestellen für Fern- und Reisebusse eingerichtet werden und mindestens eine Stadtbuslinie soll dort auch halten – ein neuer Verkehrsknotenpunkt für die Scharen zusätzlicher Gäste, die der Stadtteil Petershausen zukünftig verkraften soll.
Die ersten Abstimmungen und Gutachten sind unter Dach und Fach, mehrere alternative Standorte (s. Foto) sind im Gespräch, wobei die Stadtplaner um Martin Wichmann wohl die Alternative B bevorzugen, am westlichen Ende der Ufermauer, dem ehemaligen Löschwasserbecken. „Zwischen Fuß- und Radweg und der Ufermauer ist an dieser Stelle der Uferpromenade auch genügend Raum für größere Gruppen abfahrender oder ankommender Fahrgäste“, heißt es in der Vorlage für die TUA-Sitzung.
Einfallstor für Touristen
Sogar die Finanzierung scheint in trockenen Tüchern: Der überwiegende Teil der 410 000-Euro-Gesamtkosten ist im Haushaltsplan schon bereitgestellt. Und da für Ausschreibung, Vergabe und reine Bauzeit knappe vier Monate veranschlagt werden, könnte das Bauwerk Mitte nächsten Jahres schon ins Wasser ragen. Sofern die endgültige wasserrechtliche Genehmigung erteilt wird und der TUA am Donnerstag sein Okay gibt.
Dann wäre ein weiteres Einfallstor für Gäste und Touristen vollendet, die das Quartier Petershausen überschwemmen wollen. Man fragt sich, wo die kritischen Stimmen aus dem Quartier bleiben, wann sich die wackeren Bürger der Bürgergemeinschaft Petershausen, die sich sonst über jedes Grillfeuer und jeden Schabernack jugendlicher Störer am Seerhein beschweren, zu den neuen Touristen-Strömen äußern wollen? Denn so viel ist sicher: Werden die Busladungen feierfreudiger Gäste erst einmal ausgeladen oder angelandet, werden die Partygesänge der Jugendlichen allemal übertönt …
hpk
Dann ist ja alles perfekt, Herr Kirsten. Die „Kathi“, wie man das erwähnte Schiff volkstümlich nennt, wurde damals speziell für den Ausflugsverkehr auf Untersee und Rhein auf Kiel gesetzt. Daher sollte es eigentlich unter den Brücken hindurch passen! Bei hohem Wasserstand kommen allerdings die gleichen Schwierigkeiten dazu, wie sie die anderen Schiffe der gleichen Kategorie manchmal antreffen. Dann passt nichts mehr. So gesehen wäre eine „Stegbildung“ unmittelbar westlich der Schänzlebrücke sogar sicherer, wenn auch nicht so „charmant-kongresstouristisch“ gedacht. Die „Kathi“ schippert meines Wissens heute im Bereich Lindau. Es können immerhin bis zu 500 Personen zusteigen. Damit sind wir mengenmässig wieder bei den ursprünglichen „Gäste-Scharen“ angelangt. Bei einem „Nur-Wasserbus-Beförderungssystem“ hätte man mit weit tieferen Zahlen zu rechnen. Und die Wasserstandsschwankungen spielten dann auch eine geringere Rolle. Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder schafft man ein stringent urbanes Beförderungssystem (Wasserbus), oder nur eine Ausflugsgelegenheit für Forumsgäste (z.B. mit der „Kathi“), oder eine Kombination beider Systeme. Davon hängen letztlich auch die Investitionskosten ab.
Die Spekulationen hier kann man sich, finde ich, wirklich sparen, denn das Gutachten beantwortet alle diese Fragen, wie ich finde, sehr überzeugend. Der Steg soll laut dem Plan unter http://www.konstanz.sitzung-online.de/bi/___tmp/tmp/45081036949253195/949253195/01058767/67-Anlagen/03/FWB_I4943_Anleger_Seerhein_PlanV1a_2016_07_04.pdf eine Länge von 35m haben, was scheinbar selbst bei Niedrigwasser reicht, damit die MS Katherina (meines Wissens das größte Schiff auf dem Bodensee, was auch noch durch die Schänzlebrücke fährt) anlegen kann.
Auch warum und wieso die Variante B gewählt wurde, wird dort sehr detailliert ausgeführt – meiner Meinung nach wirklich mal ein Gutachten, das auch das Geld wert war.
Die Länge eines Schiff-Stegs, Herr Beringer, wird wahrscheinlich – ich bin kein Nautiker! – besonders von zwei Konstanten bestimmt: vom Schiffstyp, der hier anlanden soll, sowie von der Wassertiefe, die dazu (das gesamte Jahr!) benötigt wird. Der Schiffstyp wiederum ist in Abhängigkeit zu sehen, was man damit verbinden möchte: trachtet man zum Beispiel eine grössere „Forumsgesellschaft“ in den Ober- oder Untersee zu „schippern“, so braucht es sicher einen anderen Schiffstyp und eine andere durchgängige Wassertiefe, als etwa bei einem „lokalen Wasserbusbetrieb“. Beim „Bodenseeforum“ beginnt das Tiefenwasser relativ weit vom Ufer entfernt und ist starken Schwankungen ausgesetzt. Es sei denn, man „baggert“ hier nachhaltig tüchtig in Ufernähe.
Ich bin „bei Ihnen“, dass ein Steg an dieser Stelle keine fast 70 Meter in den Seerhein hinaus ragen sollte. Er hätte geradezu eine Barrierewirkung. Und übrigens glaube ich, dass 400’000 Euro dazu nicht ausreichen würden. Somit wäre wohl eine kürze Variante eher sinnvoll (Der vorgesehene Betrag würden hier womöglich ausreichen). Ob man mit einem kürzeren Steg auch eine Wassertiefe erreichen könnte, damit – ausser einem Wasserbus – auch grössere Schiffseinheiten festmachen könnten, kann ich nicht sagen. Das manövrieren kurz vor oder nach der Brücke, je nach Fahrtrichtung, dürfte nicht ganz einfach sein. Das überlasse ich „Experten“. Um zu illustrieren, wie die Steglänge mit der Wassertiefe im Zusammenhang steht, wenn mal der Schiffstyp bekannt ist, der hier anlanden soll, wäre das (Flachufer-) Beispiel „Altnau/Schweiz“ zu erwähnen. Vor kurzer Zeit war dort der gewünschte Anschluss an die Bodensee-Großschifffahrt nur mit einem Steg von munteren 270 Meter Länge machbar!
Es würde mich riesig freuen, mich mit dem von mir skizzierten Szenario vorschnell und unnötig empört gehabt zu haben, lieber Bruno Neidhart! Die hier im Artikel gezeigte Zeichnung ist aber leider das einzig (mir) bislang zu diesen Plänen Bekannte – und auf dieser sieht es leider tatsächlich so aus, wie von mir befürchtet: Wenn man die Länge des Stegs (Variante B) auf der Karte (GoogleEarthPro), um die Steglänge abschätzen zu können, auf die markanten Uferpunkte projeziert, scheint an dieser Stelle tatsächlich ein Steg von knapp 67 Metern Länge bis in die Mitte des Seerheins führen zu sollen! – Daß der Steg, auch wenn die Schiffe so wie allgemein auf Flüssen üblich, längs zum Ufer (am Steg-Kopf) anlegen sollen, knapp 30 Meter ab Uferkante ins Wasser ragen müßte, ist, baulich durch den nördlichen Brückenpfeiler bedingt, offensichtlich – aber eben nur 30 und nicht fast 70 Meter. Eine solche Variante wäre dann auch eben „nur“ eine Haltestelle und kein Terminal, die befürchteten, schiffsverkehrstauenden Anlege- und Wendemanöver entfielen. – Gegen ein reine Haltestelle für die Boote spricht natürlich nichts; ganz im Gegenteil, wäre es wunderbar, wenn damit endlich der Linien-Ring-Verkehr eines „Fluss-Bus“ vom Stromeyersdorf bis zum Bundesbahnhafen (mit weiteren Haltestellen an Schänzle, Taubenhaus, Rheinterrasse und Pulverturm (u,/od. Rheintorturm)) eingeführt werden würde! – In diesem Fall beschränkte sich mein Einwurf dann auch schnell auf die Frage: Warum denn immer gleich die, in dieser Dimension übertriebene, hier vorgezeigte Mega-Variante? – Anstatt einfach mit der kleinen und notwendigeren und sofort für kleines Geld zu habenden Lösung anzufangen und einem „Fluss-Bus“ doch einfach mal ein paar Probewochen zu gönnen: z.B. in einem Zeitraum, in welchem a) dafür geeignete Schiffe zur Verfügung ständen (da außerhalb der Touri-/Sommermonate) und b) sowohl hohe Nutzer-Nachfrage als auch strassenverkehrsbedingte (PKW-Stau-von Flughafen bis Bahnhof-bedingte) dringende Notwendigkeit bestünde: ergo in den Wochen des Weihnachtsmarktes (Steganlagen sind an allen genannten Punkten, bis auf Schänzle/Taubenhaus und eben noch am sog. „Bodensee-Forum“ ja bereits vorhanden)! – Aber gut, eigentlich sind die Themen „Fluss-Bus“ und „Terminal am BS-Forum“ an sich ja separate solche – und zu letzterem wird man nun hoffentlich am Donnerstag im TUA zunächsteinmal (vor weiterem Kopfzerbrechen über die Deutung von kleinen Skizzenausschnitten) ein paar Details mehr erfahren können…
… dann aber bitte auch eine Seilbahn!
Ach, so negativ wie das Fazit dann von hpk ausfällt würde ich das gar nicht sehen: Es kommen ja nicht effektiv mehr Menschen, nur weil man dort so toll parken kann. Sondern wenn sind das doch eher Verschiebeffekte und sicherlich könnte die Altstadt davon profitieren, so dass der P+R Parkplatz vielleicht besser angenommen wird und mehr Leute ihr Auto lieber dort stehen lassen. Generell ist ein Wasserbus doch eine wesentlich bessere Idee für eine Stadt am Wasser als die abgedrehte Idee einer Seilbahn. Im Wesentlichen bin ich mehr verwundert, warum Konstanz das nicht (mehr) hat, schließlich ist dies bei vielen Städten im Wasser völlig normal.
Ich habe auch kurz mal in die Vorlage (http://www.konstanz.sitzung-online.de/bi/vo020.asp) geschaut und muss lobend erwähnen, dass dieses Gutachten mir sehr ordentlich und gründlich erscheint und die Planung durch die Stadtverwaltung durchdacht erscheint.
Aber auch wenn dort ein Steg kommt, zu einem Mobilitätspunkt wird das dort nie, das finde ich leider ein völliges Fehlprojekt der Stadt, was schon im Ansatz falsch ist. Einen Mbolitätspunkt an einer Stelle zu schaffen, wo überhaupt keine Bahnlinie langführt, ist schon im Ansatz einfach zum Scheitern verurteilt. Lediglich eine Buslinie soll dann vielleicht mal dort halten – Na super, eine Buslinie macht ja total mobil.
Da würde mich mal interessieren, dass JFK hatte doch mal angefragt ob man den Benediktinerplatz nicht als Fernbushalt umbauen könnte. Das fände ich dann schon eine sehr viel bessere Idee: Erstens ist dieser Platz eh völlig ungenutzt (kein Wunder, wer hält sich schon gerne in so einer Asphaltwüste auf) und zweitens ist der Sternenplatz (als DER zentral Busumsteigepunkt von Konstanz) direkt daneben. Und wenn man dann irgendwann den schon lange geplanten Haltepunkt an der Polizei dort baut, hätte man dort tatsächlich einen Mobilitätspunkt – Selbst das Wasser wäre nicht weit weg und ein Steg in der Nähe des Rudervereins denkbar.
Aus der Zeichnung, Herr Daniel Beringer, lese ich nicht, dass hier dereinst Schiffe „senkrecht zum Ufer“ anzulegen hätten. Lasse mich jedoch gerne belehren. Und mit einem „der größten und empfindlichsten Naturschutzgebiete Europas“ hätte diese Anlegestelle aber nun wirklich nichts zu tun. Und was ist mit dem Stau auf dem Seerhein? Ich glaube, da würden Sie eher in Venedig verzweifeln! – das gesamte Jahr über.
Na, da bin ich ja mal gespannt! – Da haben wir also eine, an dieser Stelle, ca. 120 Meter breite Wasserstrasse mit Fließgeschwindigkeiten von bis zu 0,8 Meter/Sekunde, welche an schönen Sommertagen von (locker) ca. 100 Booten pro Stunde durchfahren wird – und dort sollen nun künftig Fahrgastschiffe von 50 Metern Länge, rd. 200 Tonnen Leerverdrängung und 125 cm Tiefgang quer zur Strömung, senkrecht zum Ufer anlegen? Echt jetzt? Ernsthaft? – Den sich stauenden Schiffsverkehr kann man dann zwar sicherlich mit „Schiffs-Ampeln“ an der Ostseite der Radlerbrücke und Westseite der Schänzlebrücke regeln und bremsen – die lokalen Nutzergruppen (vom Ruderverein Neptun über den Angelsportverein und den Kanuclub bis zu den Badegästen, Kajaklern, Standup-Paddlern ect..) dieser Wasserfläche und der angrenzenden öffentlichen Uferbereiche Schänzle, Herosepark, Rheinstrandbad freuen sich sicher auch schon genauso auf den künftig zu erwartenden Stau auf dem Seerhein wie die Freizeitkapitäne der größeren Motoryachten, die dann mit laufenden Motoren (nur wenige 100 Meter oberhalb eines der größten und empfindlichsten Naturschutzgebiete Europas) die Anlegemanöver der „Kreuzfahrtschiffe“ abwarten dürfen! – Ob ein solches Kreuzfahrtterminal direkt an einer engen Brückendurchfahrt (und eben oberhalb vom Ried, u.v.a. direkt oberhalb der Fischereischutzzone) überhaupt genehmigungsfähig ist, weiß ich nicht – aber daß ein 50-Meter-Schiff, welches man über knapp die halbe Flußbreite quer in die Strömung stellt, gewaltigen Druck ausüben wird! – Für die Schänzlebrücke wurden zur Tiefgründung Bohrpfähle von bis zu 63 Metern Länge in den Untergrund getrieben! Wie tief muß die Gründung des Anlegestegs, der den Druck dieser Schiffe aushalten soll, in den Grund des Seerheins getrieben werden? – Daß ich mir nur ein Schunzeln ob dieser Pläne schwer verkneifen kann, wäre stark untertrieben; aber macht mal… Wie gesagt: Bin gespannt…
Bekommen wir dann den weltweit ersten „Park+Sail“-Parkplatz? Um die Automassen aus der Innenstadt zu bekommen, hätte der sicher große Attraktivität.
Noch besser fände ich ja, wenn alle Einkaufstouristen mit Leih-Lastenrädern durch Konstanz gondeln würden (um beim Bild „Schiff“ zu bleiben), natürlich mit abschließbarem Laderaum, damit man nicht alles mitschleppen muss.
„Die größten Bodensee-Schiffe“ könnten da nicht festmachen. Es fehlte ihnen deutlich der Spielraum nach oben bei der Brückenunterquerung! Was festzumachen wäre, sind Schiffe der Untersee- und Rheinflotte, sowohl deutscher, wie schweizerischer Provenienz. Ob man hier, wie üblich, gegen den Strom anzulanden hat, weiss ich nicht.
Ein Schiffsverkehr („Wasserbus“) von Stromeyersdorf bis zum Konstanzer Hafen, mit dazwischen 3-4 Anlegemöglichkeiten, sollte in diesem Zusammenhang ebenso geprüft werden („Stadt zum See – und Seerhein“!). Auch wäre eine Seerheinquerung, wie sie auf der Höhe Pulverturm-Hallenbad lange bestand, als weiteres Projekt zu evaluiert. Ob hier die Strömung stark genug ist, um eine einfache Seilfähre zu betreiben (wie zum Beispiel in Basel)? Eine solche Fähre wäre vielleicht auch privatwirtschaftlich nach dem System „Fährmann hol über“ zu betreiben.