Wie halten Sie es mit der Sojamilch?

„Nein, ich esse kein Hühnchen und meine Schuhe sind nicht aus Leder“. Der 26jährige Chemielaborant Lukas aus St. Gallen hat nichts von einem Missionar, wenn er auf der Konstanzer Marktstätte andere von seiner veganen Lebensart überzeugen will. Letzten Samstag sammelte er stundenlang Unterschriften für eine Gesetzes-Initiative und verteilte Info-Material in seinem kleinen Infostand. Später wird er sagen: „Das war ein Erfolg hier in Konstanz“.

Zusammen mit acht anderen jungen Leuten, die für die Heidelberger Albert-Schweitzer-Stiftung arbeiten, hat er sich eine kecke Kochmütze aufgesetzt, spricht Passanten an, denen Plätzchen aus Weizen-Eiweiß angeboten werden, und findet erstaunlich schnell erstaunlich viele Gesprächspartner.

„In Hülsenfrüchten sind viel mehr Proteine als im Fleisch“, überzeugt Susanne eine ältere Konstanzerin, die sich am Infostand von ihrem Einkaufsbummel abhalten lässt. „Und mein Kalzium finde ich im Broccoli“. Der Trend zu veganer Lebensweise, auch in Konstanzer Studentenkreisen derzeit in Mode, findet letzten Samstag am Kaiserbrunnen erstaunlich viele Fürsprecher.

Da bleibt für Kritik nicht viel Platz: Produkte speziell für Veganer seien oft stark verarbeitet und schadeten der Umwelt damit in ähnlicher Weise wie die von Veganern angeprangerte Nahrungsmittel-Produktion, wird den Aktivisten aus Heidelberg von einem älteren Herrn entgegen gehalten. Und: “Seitan-Truthahn, Soja-Burger und andere vegane Ersatzprodukte nutzen der Nahrungsmittelindustrie, um noch mehr künstliche, stark verarbeitete Lebensmittel auf den Markt zu werfen, Sojamilch ist genauso so künstlich wie eine Cola“, weiß der gut gekleidete 60jährige mit norddeutschem Akzent.

Ein Ergebnis findet diese Diskussion auf der Marktstätte nicht, aber beide Gesprächspartner lernen voneinander. Und schon deshalb war die Aktion der Veganer tatsächlich ein Erfolg …

hpk