Stadtplanung sieht anders aus
Ein „Gestaltungshandbuch für die Altstadt Konstanz“ soll der TUA, der Technische und Umweltausschuss, in seiner morgigen Sitzung beschließen. Nur – was bislang vorliegt, beschränkt sich allzu häufig auf Äußerlichkeiten – Stadtplanung, wie von Initiativen und BürgerInnen gefordert, findet da nicht statt.
Wie fast schon üblich, wurde mit dem Büro „Club L94“ auch dieses Mal ein externes Architektenbüro beauftragt, das zunächst die häufig allzu unterschiedlichen Gestaltungsmerkmale in der Konstanzer Altstadt analysiert und außerdem etliche Vorschläge zur Vereinheitlichung macht. Herausgekommen sind zahlreiche Tipps, wie der Beleuchtung ein einheitliches Bild verpasst werden könnte, wie die Bestuhlung oder die Pflasterung vereinheitlicht werden kann, um der Altstadt ein unverkennbares Erscheinungsbild zu geben.
Das ist richtig und wichtig. Nur – es übersieht, dass zur Gestaltung einer Innenstadt mehr gehört als der richtige Pflasterstein oder die passende Laterne. Gestaltung meint eben nicht nur Äußerlichkeiten, sondern vielmehr auch Inhalte: Soll z.B. weiterhin jeder Ladenbesitzer seine Kleiderständer oder Apfelkisten vor die Tür stellen dürfen und damit den öffentlichen Raum einengen und nicht nur die Hussenstraße zum Krämermarkt machen? Wo soll es neben den Straßencafés noch weitere Ruheräume geben? Und wie sollen die gestaltet werden? Und was ist mit einer gesunden Mischung aus Kommerz und Kultur?
Nicht erst seit der Auseinandersetzung um den Erhalt des Scala-Kinos wird in Konstanz darüber diskutiert, dass noch mehr Filialisten und Ein-Euro-Läden die Innenstadt nicht attraktiver machen. Dass stattdessen Spielräume für die ‚Freie Kultur‘ nötig sind, dass es kleine Kinos, womöglich mehr Buchläden und Räume für kleine Veranstaltungen braucht, dass ‚öffentlicher Raum‘ zur Verfügung stehen sollte, auf dem Initiativen sich und ihre Ideen präsentieren können. Warum also nicht eine „Speaker’s Corner“ auf dem Obermarkt zum Beispiel?
So etwas zu planen, kann nicht Aufgabe von Landschaftsarchitekten sein. Aber die Aufgabe von Kommunalpolitikern wäre es schon. Warum also das „Gestaltungshandbuch für die Altstadt Konstanz“ jetzt nicht erweitern um kreative Ideen der Stadtplanung? Wie kann die lebenslustige, seniorengerechte, menschenfreundliche, barrierefreie, noch mehr autofreie Stadt weiterentwickelt werden? Wie schaffen wir Lebensqualität? Die Zeit für solche Planungen ist gekommen – die Gemeinderatsmitglieder im TUA könnten schon morgen die Diskussion eröffnen.
hpk
Ja, dem Kommentar von Angelika Bernecker kann ich mich voll anschließen. Einheitlichkeit klingt sehr gefährlich. Wonach sehnt man sich, Urlaub zu machen? Meistens, wo es bunt zugeht oder bunt blüht oder die Häuser bunt sind (mir fallen gerade Sligo, Ardara ein) oder alles zusammen. Vielleicht hat erst jemand von der SV Urlaub in Ankara gemacht, in Damaskus oder gar in Pyonyang und dafür Bewunderung gefunden? Die Devise kann nur Vielfalt heißen oder wir müssen in Zukunft unsere Ohren spitzen und unsere Augenmuskeln sehr schärfen. Das haben vor den letzten Wahlen wohl viel zu viele nicht getan.
Zurück aus Riga: ich habe es sehr genossen, die Individualität, Liebe zum Detail, die Fantasie, die unterschiedlichsten Farben der liebevoll gestalteten kleinen Läden und Restaurants in dieser Stadt, sie wecken Neugierde, haben Wiedererkennungswert, es macht Spaß, Neues zu entdecken. Ein „Gestaltungshandbuch“ für die Konstanzer Altstadt? Das lässt das Schlimmste befürchten. Einheitlichkeit? Warum? KONSTANZ IST BUNT, hat er doch gesagt, der Uli. Einheitlichkeit ist furchtbar langweilig: Einheitliches Pflaster, einheitliche Sonnenschirme, einheitliche Bestuhlung, einheitliche Formen und Farben, einheitliche Deko, einheitliche Klamotten, einheitliches Denken, …Geht´s noch? Wir brauchen keinen kostspieligen Club L94, der von wem auch immer genehmigt und von Steuergeldern bezahlt unsere Stadt „gestaltet“, es gibt genügend kreative Menschen in Konstanz – und die denken auch noch umsonst, wenn man sie denn lässt. Hat die SV etwa Angst vor uns Bürgern ? Oder warum werden wir komplett aus sämtlcihen Bereichen ausgeschaltet? Es geht um unsere Stadt, um unseren Lebensmittelpunkt, um unsere Zukunft. Denn noch ist es unsere Stadt, auch wenn sich immer mehr Konschdanzer unerwünscht und fremd vorkommen.