A-si-si am Seerhein wohl eher A-no-no
Das zumindest meint die Bürgergemeinschaft Petershausen (BGP). Den Standort am Seerhein lehnt sie ab, wie sie auf seemoz-Anfrage erklärte. Ob das Projekt einer Panorama-Kuppel am Konstanzer Seerhein überhaupt noch eine Fortsetzung erfährt, wie von der Stadtspitze sehnlichst erwünscht, steht weiterhin in den Sternen.
Bereits am 5. Oktober diskutierte die BGP auf einer öffentlichen Vorstandssitzung intensiv darüber, ob der Standort für das Asisi-Panoramabild, direkt neben dem Bodenseeforum gelegen, der richtige sei. Schon im Gemeinderat waren daran Zweifel aufgekommen, was Wolfgang Scheidtweiler, den Investor, empört und beleidigt zum spontanen Rückzug bewogen hatte. Daraufhin geißelte der „Südkurier“ die „mäkelnden“ und „bornierten“ RätInnen und warf ihnen vor, gegen die Interessen der Stadt zu handeln. Denn schließlich würden die Kleingeister eine „große Chance“ verspielen und „mal wieder“ einen Investor „vergraulen“.
Die BGP-Mitglieder haben sich nun ebenfalls „für eine Standortverlagerung“ ausgesprochen, „denn ein 40 Meter hoher, fensterloser Zylinder-Turm würde wie ein Koloss den lichten Bau des neueröffneten Bodenseeforums Konstanz klar beeinträchtigen“. Zudem befürchten sie, dass auch die Verkehrsfragen „des zu erwartenden Besucherstroms“ – man rechnet mit bis zu 300 Besuchern täglich – „ungeklärt“ sei. Die Bürgergemeinschaft anerkenne zwar „den touristischen und wirtschaftlichen Wert des Panorama-Turms“, wünscht sich aber „eine andere Nutzung des freien Geländes neben dem Bodenseeforum“.
Ihr Vorschlag: Man möge das für das Asisi-Projekt vorgesehene Grundstück „der Öffentlichkeit zu zwei Dritteln als Freizeitgelände zur Verfügung“ stellen und auf dem restlichen Drittel „eine Blumenwiese“ anlegen. Dass Investor Scheidtweiler die Kosten für das nötige Saatgut übernimmt, wurde noch nicht bestätigt.
H. Reile
Mehr zum Thema:
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Bezüglich dieses Panoramas sei auch die Publikation der FGL empfohlen, in welcher Gisela Kusche einen, wie ich finde, sehr treffenden Artikel zum Thema veröffentlicht: http://www.fgl-konstanz.de/media/subkurier/subkurier_oktober_2016.pdf
Insbesondere der Punkt, dass im Sk wirklich ausschließlich den Gemeinderat scheltende Leserbriefe erschienen, ist mir auch aufgefallen. Ich weiß von mehreren Menschen, dass Sie ganz anderslautende Leserbriefe verfasst haben, trotzdem erscheinen aber seit Wochen jeden Tag nur neue Leserbriefe, die die Sicht der Redaktion bestätigten.
Angesichts von Zeiten, wo die Presse immer mehr als „Lügenpresse“ verunglimpft wird und die Unabhängigkeit mancher Presseorgane immer mehr in Zweifel gezogen wird, finde ich eine solche selektive Auswahl mit äußerst transparenten Motiven auch mehr als fragwürdig.
Und ich hoffe, dass die Gemeinderäte trotz dessen nicht umfallen und weiterhin ihre Gedanken einbringen und sich nicht von dem niveaulosen Rumgeheule eines Investors beeindrucken lassen.
Passt in dem Fall wohl auch, denn der unten folgende an den SK geschriebene Leserbrief wird wohl ohnehin nicht gedruckt werden:
Größenwahn ?
Diesmal war´s nix mit Durchwinken. Das vom OB gewünschte Panorama spaltet. Selbst unter jenen im Gemeinderat, die sonst allzu willig selbst absurdeste Pläne des Oberhauptes abnicken, gibt es Zweifel, wenn auch aus unterschiedlichsten Gründen. Und schon werden sie von Herrn Rau abgewatscht, der sich in seinem Kommentar als leidenschaftlicher Befürworter zeigt. Doch Berlin, Dresden, Leipzig, das sind andere Dimensionen, die unbestritten großartigen Asisi-Panoramen befinden sich zudem in ehemaligen Gasometern, in Industriedenkmälern, sinnvoll und originell. In Konstanz gibt es diese Möglichkeiten nicht, das vorgesehene rechtsrheinische Ufer ist, ebenso wie das gegenüberliegende, nahezu völlig verbaut und versaut, ein weiteres architektonisches „Glanzstück“ dort ist städtebaulich unverträglich. Nun wird uns suggeriert, das Investoren-Geschenk sei eine Notwendigkeit für den Tourismus, ohne die Folgen weiterer Menschenmassen, weiteren Verkehrs zu bedenken. Erneut ein Beispiel „nachhaltiger“ Stadtentwicklung. Ein Armutszeugnis stellt sich Frau Bader aus, verantwortlich für das 5-jährige Konziljubiläum, welches Millionen verschlingt. Sie weiss nicht, wohin sie die vielen BesucherInnen schicken soll, die nach einer Ausstellung fragen! „Lebendiges Mittelalter“ wirbt die Stadt im Internet. Genau! Wir haben das Glück, in einer vom Krieg unzerstörten mittelalterlichen Stadt leben zu dürfen, die Vergangenheit ist greifbar, sichtbar in der Niederburg, in Stadelhofen und der Altstadt, Geschichte nachvollziehbar in wunderbaren Museen, zu erleben durch interessante, vielseitige Stadtführungen, auch wenn der Zauber des alten Konschdanz aufgrund gegenwärtiger „Politik“ immer mehr schwindet. Unsere Stadt war einst die schönste am See, gemütlich-lebendig, mit Charme und Flair. Die Einzigartigkeit dieses Gesamtcharakters wird ungebremst zerstört. Heute zählt Masse statt Klasse, Werte werden in Umsatzzahlen und ausschließlich in der Wirtschaftlichkeit von Projekten gemessen, das Wohlbefinden der Bevölkerung in lächerlichen Statistiken. Konstanz wird verramscht, Investoren auf dem goldenen Tablett serviert, kurzsichtig, rücksichtslos, ignorant und verantwortungslos. Und auf dem Weg zur von Herrn Burchhardt erwünschten „Vision Großstadt“, erlischt der Glanz der einstigen „Perle am See“ .