„Für Führer, Volk und Vaterland“
Nicht wenige Südkurier-LeserInnen in der Region Hochrhein waren irritiert und teilweise auch entsetzt, als sie am 11.11. in der Online-Ausgabe der Tageszeitung diese Anzeige sahen. Ein Lapsus der Redaktion? Dummheit, gepaart mit historischer Ignoranz im Südkurier-Hinterland? Leider nicht zum ersten Mal.
Anlässlich des Volkstrauertages 2016 ließ die Familie des 1941 in Russland gefallenen Obergefreiten Paul Maier aus dem Klettgau die damalige Todesanzeige neu schalten. Klar zu erkennen: Das Eiserne Kreuz, in der Mitte das Hakenkreuz. Paul Maier, beim Vernichtungsfeldzug der Nationalsozialisten im Osten mit an vorderster Front, sei, so der recycelte Anzeigentext „Auf dem Felde der Ehre für Führer, Volk und Vaterland“ zu Tode gekommen. „Seine Familie“, ließ die Südkurier-Redaktion verlauten, „hält sein Andenken auf eine besondere Weise aufrecht“. Das ist wohl wahr.
Dennoch stellt sich die Frage, warum es die Verantwortlichen in der Redaktion unterlassen haben, eine nachvollziehbare Erklärung für diese Veröffentlichung anzubieten. Das wäre das Mindeste gewesen. So aber führt die Anzeige wohl eher dazu, rechtsradikale Zirkel in fröhliche Wallung zu versetzen, ist doch der Volkstrauertag für sie schon immer ein „Heldengedenktag“ gewesen.
Wie uns ein aufmerksamer seemoz-Leser mitteilte, kann man getrost davon ausgehen, dass die Südkurier-Redaktion im Klettgau zumindest unsensibel mit derartigen Themen umgeht, wie ein ähnlicher Vorfall vor drei Jahren belegt. Berichtet wurde damals über die „Tattoo-Expo“ in der Stadthalle Waldshut-Tiengen. In einer Bildergalerie war auch der nackte Oberkörper eines völkischen Gesellen zu sehen, der sich gerade ein neues Tattoo anbringen ließ (siehe nebenstehendes Bild). „Tätowierer bei Tattoo-Expo in vollem Einsatz“, textete die Redaktion dazu. Zu sehen ist die „Schwarze Sonne“, in der rechtsextremen Szene (und zum Teil auch in esoterischen Kreisen) ein Ersatzsymbol für das verbotene Hakenkreuz.
Die SS brachte das Ornament, das aus drei übereinandergelegten Hakenkreuzen besteht, einst an der von ihr genutzten Wewelsburg an. Das Zeichen ist hierzulande zwar nicht verboten, hat sich aber in rechtsradikalen Zirkeln seit den neunziger Jahren zu einer Art Kult entwickelt. Das scheint an den KollegInnen im Klettgau ebenfalls vorbeigegangen zu sein. Anlass genug für Südkurier-Chefredakteur Stefan Lutz, seinen MitarbeiterInnen im Hinterland schleunigst Nachhilfeunterricht in deutscher Geschichte zu verordnen.
H. Reile