Wie Kreuzlingen für Konstanz mitdenkt

Es gab einmal eine Zeit, da hörte auf dem Stadtplan von Kreuzlingen die Welt an der Grenze einfach auf. Anstelle von Konstanz schlicht eine große weiße Fläche. Das war dann sogar dem damaligen Stadtammann Josef Bieri ein ganz kleines bisschen peinlich. Doch die Zeiten haben sich geändert. Inzwischen plant Kreuzlingen die bauliche Zukunft von Konstanz einfach gleich ein bisschen mit.

Jedenfalls enthält der jetzt öffentlich aufgelegte Kommunale Richtplan der Stadt Kreuzlingen, eine umfassende Konzeption der künftigen Stadtentwicklung der Grenzstadt, so einige Aussagen zur Zukunftsplanung im Grenzgebiet. Und das hängt nicht zuletzt mit einer gewichtigen Feststellung zusammen: Neben einigen anderen Kriterien mache „die Konkurrenz der nahen Altstadt von Konstanz die Definition eines Zentrums von Kreuzlingen nicht einfach“, heißt es da.

Deshalb habe bei der künftigen Stadtplanung neben Stärkung und Erweiterung des eigenen Stadtzentrums „der Verbund der beiden Hauptzentren Kreuzlingen und Konstanz/Lago“ eine hohe Priorität. Etwas konkreter wird das im Richtplan so erläutert: „Im Grenzgebiet zu Konstanz liegt Potential brach. Das Gebiet kann und soll langfristig einen wichtigen städtebaulichen Beitrag zur Zentrumsbildung leisten und seine strategisch günstige Lage zugunsten beider Städte ausnützen“. Deshalb werde dieser „Übergangsbereich Kreuzlingen/Altstadt Konstanz“ im Richtplan als „langfristig anzustrebende Erweiterung Zentrumsgebiet“ ausgewiesen.

Konkreter wird die Aussage noch für den Bereich „Klein Venedig/Seestrasse/Gleisdreieck“. Hier werde in Koordination mit Konstanz ein Bebauungskonzept entwickelt, das „hohen städtebaulichen, verkehrlichen und nutzungsmäßigen Ansprüchen“ gerecht werden soll.

Seeufer aufwerten

Aber auch bei der Seeufer-Planung sind die Kreuzlinger offenbar schon weiter. „Das Seeufer soll aufgewertet werden“, ist ein Leitsatz bei der Landschaftsplanung im Kreuzlinger Richtplan. Dazu solle gemeinsam mit Konstanz im Seeufer-Bereich langfristig eine „grenzüberschreitende Freifläche“ gestaltet werden. Dazu ist – ebenfalls langfristig – die Verlegung der Fußballplätze vorgesehen, auch Rückbau oder Verlegung der Bodensee-Arena wird ins Auge gefasst, allerdings erst ab 2024.

Kreuzlingen plant also großräumig und weitsichtig, während Konstanz auch in Kleinigkeiten nichts auf die Reihe kriegt. Aber vielleicht kann ja der kleine Nachbar dem großen doch ein wenig auf die Sprünge helfen. Grenze hin oder her.

 

Autorin: Regine Klett