Erneut von rechten Trickbetrügern reingelegt?

kopp-plakatWas einem Konstanzer Werbefachmann nächtens widerfahren kann … Und was ihm dann durch den Kopp geht, beschreibt Gastautor Ralph J. Schiel am Beispiel einer Plakatwerbung in Nähe des Heimatblattes. Aber Vorsicht: Satire kann nicht ausgeschlossen werden.

Man radelt zu später Stunde auf nebliger Flur und träumt so vor sich hin, da kommt einem plötzlich was unerwartet Visuelles schräg seitlich vor die Linse. Und nein, es ist diesmal nicht eine weitere sinnlos das gesamte Stadtbild verunstaltende Selbstzweckbotschaft „Miet mich – ich bin käuflich“ oder „Werbung trifft jeden – am besten zwischen die Augen“. Nein, es ist was anderes, was aus sich selbst heraus noch viel weniger zum Projekt Stiftung Stadtbild – unser Dorf soll schöner werden – passen mag:

Es muss wohl wieder passiert sein. Mit Arglist und hinterrücks hat da jemand nächtens heimlich eine Bildkomposition für einen Buchvertreiber angeschlagen, der BRANDaktuell stark nachgefragte Themenbände zu RECHTSspopulismus, Rechtsextremismus, Verschwörungstheorien und Pseudowissenschaften vertickert.

Nee, denk ich mir noch umnebelt, kann nicht sein, oder? Schließlich beobachtet das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg diesen Verlag doch. Oder glaubt der sicherlich subversiv und ohne das Wissen der Schwarzschen GeschäftsFÜHRUNG tätige Vandale, man könnte damit auch lokale Öffentlichenraumzuplakatierer ebenso auf diese unrühmliche Liste kommen oder dadurch gar marketingstrategisch noch mehr REICHweite erzeugen?

Kopp-Medien verlegt u.a. Bücher mit so klangvolle Titeln wie z.B. „Albtraum Zuwanderung“, „Zwangsenteignung und Bürgerkrieg“ oder „Das Szenario eines Dritten Weltkriegs“ und bedient damit munter den WerbeFELDZUG der Angstindustriemaschinerie. Ebenso bietet der Verlag eine Plattform für antisemitische Argumentationsmuster, AIDS-Leugner, rassistische Desinformanten und viele andere Tabubrecher-Attitüden. Vielleicht ist dem bösen Klebe-Buben ja auch nur der übermäßige Konsum von den dort angebotenen Survival- und Selbstschutzprodukten sowie der Genuss von zu viel Panzer-Keksen zu Kopp gestiegen.

Weitere Fragenfragmente schwadronieren mir durch eben selbigen: Ist es Zufall, dass diese Werbung in direkter Nähe zu dem lokalen – sicherlich auch der Kategorie LÜGENPRESSE zugehörigen – Medium Südkurier präsentiert wird?

Wie kann man sich heutzutage als redlicher Geschäftetreibender vor solcherlei Guerillaplakatieren nur schützen? Mir fallen dabei Herrn Schwarz` Worte aus unserer letzten eMail-Konversation zum Thema, warum er der AfD für ihre Kampagnen auch außerhalb der Wahlkampfzeiten Werbeflächen verkauft, ein: „Unser Haus vermarktet, bewirtschaftet/plakatiert Werbeträger, ist jedoch nicht für den Inhalt der Werbung verantwortlich.“… „Es kann nicht unserer Unternehmensgruppe obliegen, eine Selektion, Zensur oder Bewertung vorzunehmen“ (seemoz berichtete am 12.05.2015).

Klar, man kennt das in der Werbebranche nur allzu gut. Kommt ein Kunde und erzählt einem scheinheilig, dass man sich für burmesische, obdachlose Hundewelpen was Putziges ausdenken soll und – zack – schon hat man aus Versehen was für Reichsbürger, Identitäre oder Pegidaner gemacht und merkt es auch noch nicht einmal. Passiert mir auch andauernd. Man hat da ja echt keine Kontrolle drüber als selbständiger Unternehmer. Schlimmer noch, es stehen auch gerne mal ab und an extraterrestrische, ak-ak-ak rufende, glasbehelmte Großkoppwesen vor einem und zwingen mich als wehrloser Werbefuzzi, dass ich solcherlei Dinge tun muss. Schrecklich.

Meine geistige (Alp)Traumfahrt geht weiter: Was geschieht erst dann, wenn die Bundestagswahl näher rückt? Welch postfaktische Gesinnung und profitgetriebenen Handlungen mögen noch weiter zu Tage kommen? Leben sie etwa schon lange auch unter uns hier mitten im beschaulichen, weltentrückten Konstanz? Werden mir ihre geheimen Botschaften hinter den Botschaften auf Plakatwänden nur mit Hilfe von Sonnenbrillen zu Augen treten?

Ist gefühlte Wahrheit eigentlich gefühllose Wirrheit? Da fühlt man sich manchmal schon nicht nur Out of Home, sondern auch out ofF this world. Ist Satire dazu nur auf Extra3 oder auch an dieser Stelle erlaubt? Möchte jemand, der ´ne teure Großfläche gebucht hat, seine eigene Botschaft wirklich neben so einem Plakat stehen haben. Der geneigte Kommunikationspsychologe spricht an dieser Stelle gerne auch von „nicht kalkulierbarem Negativmarketingimagetransferphänomen“.

Und wenn dann der allerjüngste Tag kommt: Auf welcher Seite stehst dann Du und bekennst klar Farbe, für wen Du die Schenkel Deines Käuflichkeitzirkels noch weiter spreizt? Slytherin oder Ravenclaw? Gandalf oder Voldemort? Stark und geldgeil die dunkle Seite der Werbemacht ist – entscheiden Du Dich musst. Aber da bringe ich wohl grad was durcheinander in meinen Soma-geschwängerten Windungen…Dann wachst du auf, doch geht Dein Traum weiter als der Zauber wirkt, wachst Du auf und weißt es…

Fragen über Fragen, die einem BESORGTEN BÜRGER um den wohlverdienten PROPAGANDAeingelullten Schlaf bringen. Und um möglichen weiteren ungewollten BRAUN-optischen Angriffen entgegen zu wirken, sende ich dies in traumwandlerischer SICHERHEIT mal vorsichtshalber an ein paar Hilfsinstitutionen, die unschuldig Betroffenen gerne Hilfestellung geben können.

gez. Ralph J. Schiel

PS: Ich bitte zu entschuldigen, dass meine Feststelltaste auf meiner Tastatur manchmal zu klemmen scheint. Das muSS auch mal wieder in ORDNUNG gebracht werden.