Otto Dix – Alles muss ich sehen

Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen zeigt in einer umfassenden Ausstellung seinen eindrucksvollen Werkbestand von Otto Dix (1891-1969). Mit über 400 Arbeiten zählt dieser zu den größten weltweit: 21 Gemälde, 110 Zeichnungen und 275 Grafiken aus allen Schaffensperioden. Noch bis zum 17. April 2017 erhalten BesucherInnen einen Einblick in das Werk eines der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts – und das am Bodensee, wo sich Dix 1933 niederließ und bis zu seinem Tod 1969 lebte.

Während die Dix-Ausstellungen der letzten Jahrzehnte meist die Brüche der künstlerischen Entwicklung in den Jahren 1933 und 1945 in den Vordergrund stellten, beleuchtet die Friedrichshafener Werkschau die thematische Kontinuität. Die Sammlung belegt, dass sich alle Sujets zu allen Zeiten durch das Werk hindurchziehen. Die Ausstellung greift alle wichtigen Inhalte und Motive im Œuvre von Dix auf: Akte, Porträts, religiöse Themen, Kriegsdarstellungen, Stadt- und Landschaftsbilder. Dabei wird sichtbar, wie eng die Themen miteinander verbunden sind: Geburt, Tod, Lust, Leid, Eros, Mord bilden eine vielschichtig verwobene Einheit. Im Zentrum steht immer der Mensch, mit einem Leben auf Messers Schneide.

Otto Dix hat auch persönlich viele Extremsituationen durchlebt: die Schrecken des Ersten Weltkriegs, die Diffamierung als ‚entarteter‘ Künstler durch die Nationalsozialisten, den Rückzug an den Bodensee und in der Folge ein Leben in Ost- und Westdeutschland, das sich auch künstlerisch zwischen zwei völlig verschiedenen Welten bewegte.

In der Ausstellung sind alle Schaffensperioden vom Frühwerk bis zum Spätwerk des Künstlers vertreten. Die ältesten Werke der Sammlung stammen aus dem Jahr 1908, das jüngste Werk aus dem Todesjahr des Künstlers 1969. Darunter sind zahlreiche Arbeiten vertreten, die unser kollektives Bildgedächtnis geprägt haben, wie z.B. der Zyklus Der Krieg (1924). Gezeigt werden aber auch unbekannte Arbeiten, u.a. Vorstudien für heute verschollene Gemälde, die einen neuen Blick auf den Künstler ermöglichen.

Dix malte das, was er sah. Maßstab der eigenen Arbeit war dabei nicht das explizit Hässliche oder das atemberaubend Schöne, sondern allein die Wirklichkeit: „Also ich bin eben ein Wirklichkeitsmensch. Alles muss ich sehen“. So zog Dix 1963 Bilanz. Seine Worte sind das Motto der Ausstellung.

MM

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