Widerstand zeigt sich – Umdenken im Wohnungsbau
Den Anfang machte ein kleiner Hinweis in einem seemoz-Kommentar: Antje Boll, BUND-Geschäftsführerin in Konstanz, kündigt darin die Gründung eines Arbeitskreises „Nachhaltige Stadtentwicklung“ an – Startschuss am 6. Februar. Wir haben nachgefragt.
Denn der Kreis von Einzelpersonen und Organisationen, der sich da zusammen finden will, ist illuster: BUND, NABU, der Verkehrsclub VCD, Mitglieder aus FGL und LLK, Wohnwerkstatt Konstanz, Das bessere Verkehrskonzept – sie alle wollen ein Umdenken in der Politik bei Stadtentwicklung und Wohnraumpolitik. Oder wie es Gründungsmitglied Günther Schäfer ausdrückt: „Der Wohnungsmarkt soll der Spekulation entzogen werden“.
Neue Wohnprojekte
Schäfer wird auf der Gründungsveranstaltung am 6.2. im Treffpunkt Petershausen auch sein Projekt „WohnWerkstatt Leben & Teilen e.V. Konstanz“ vorstellen (http://www.wohnwerkstatt-konstanz.de). Seine bunt gemischte Gruppe („wir verstehen gemeinsames Wohnen als Chance für ein Miteinander, das den Menschen und der Umwelt dient“) will den Bebauungswahn stoppen, den Flächenverbrauch reduzieren und der Spekulation Einhalt gebieten.
Konkret ist ein Haus mit etwa 30 Wohneinheiten geplant mit Appartements, Wohngemeinschaften und Familienwohnungen. Mitwohnende haben, so der Plan, die Wahl zwischen Wohneinheiten, in denen sie Bad und Küche für sich allein nutzen können, oder solchen, in denen sie Bad und Küche mit anderen teilen. Wichtig ist den Initiatoren, den persönlichen Wohnraum jedes einzelnen auf 25 Quadratmeter zu begrenzen – anderenorts wird derzeit von 40 qm ausgegangen.
„Flächen-Rückgewinnung“ geht aber auch anders: Warum, so fragt nicht nur Günther Schäfer, sollen nicht im Konstanzer Stadtteil Paradies zum Beispiel, Schritt um Schritt und Jahr für Jahr, die Parkplätze reduziert und der dann freie Raum an die BewohnerInnen zurück gegeben werden?
Neue Verkehrskonzepte
Wohnraum nicht an den Höchstbietenden zu verkaufen, sondern an den, der am ehesten Flächen einspart, ist auch eine BUND-Forderung. Oder, wie es Antje Boll in ihrem seemoz-Kommentar ausdrückt: „Die Frage, die sich stellt, ist: Ist es vernünftig und nachhaltig, die letzten Flächenreserven der Stadt einem kurzfristigen Bauboom zu opfern? Brauchen wir nicht ein nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept, dass die Belange aller Konstanzer/-innen mit einbezieht und die Belange der Natur?“
Das soll am 6. Februar in Angriff genommen werden (20 Uhr, Treffpunkt Petershausen), wenn der Arbeitskreis „Nachhaltige Stadtentwicklung“ ins Leben gerufen wird. Aber nicht nur der Wohnungsbau soll thematisiert werden, auch Verkehrskonzepte, Klimaschutz, Innenstadt-Gestaltung, Gründung von Genossenschaften und alternative Wohnformen sollen diskutiert werden. Dafür sind zusätzlich neue Arbeitskreise beabsichtigt.
Widerstand gegen den Bebauungswahn (s. dazu auch seemoz am 18.1., Vincentius-Areal: Mehr bezahlbare Wohnungen nötig) also formiert sich, ein Umdenken im Wohnungsbau setzt ein. Dazu jedoch braucht es ein breites Bündnis aus Wohnungssuchenden und Umweltbewussten, aus Grünen, Linken und Sozis, die sich für einen Kurswechsel in der Wohnungsbaupolitik stark machen.
hpk
Für mich ist das wichtigste, dass nicht auch noch der Loretto Wald oder das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried an meistbietende verhökert wird. Den Stadtfuzzis traue ich mittlerweile alles zu.