Auf Heller und Pfennig
Im Mittelalter bezahlten die KonstanzerInnen mit ihrer eigenen Währung – dem „Konstanzer Pfennig“. Diese Münze (siehe Bild) galt als Zahlungsmittel im gesamten Bodenseeraum und in Oberschwaben. Im Rahmen der Reihe „Thema des Monats“ bietet das Rosgartenmuseum kommenden Mittwoch dazu einen spannenden Vortrag an. Worum es geht, erklärt der Referent den seemoz-LeserInnen in einer kurzen Zusammenfassung.
Die Bischöfe von Konstanz unterhielten an ihrem Bischofssitz eine Münzstätte, in der sie vom 10. bis ins 14. Jahrhundert silberne Pfennige prägen ließen. Die Pfennige der Zeit von etwa 1150 bis 1340 heben sich in qualitativer und quantitativer Hinsicht deutlich von den übrigen Münzen ab: Es handelt sich um sorgfältig gearbeitete und mitunter künstlerisch gestaltete einseitige Pfennige (Brakteaten), die in großer Zahl und vielen verschiedenen Typen überliefert sind. Diese bischöflichen Pfennige dienten als Vorbilder für die zeitgenössische Münzprägung des Königs sowie geistlicher und weltlicher Herrschaften im weiteren Bodenseeraum, der somit ein einheitliches Währungsgebiet bildete (als Umlaufgebiet der Bodenseebrakteaten oder denarii Constantienses).
Die Konstanzer Bischöfe des 13. Jahrhunderts beanspruchten sogar eine gewisse Befehlsgewalt über die Münzstätten des engeren Bodenseeraumes. Daher betrachtete man die Bischöfe des 12. und 13. Jahrhunderts zumeist als bedeutende Münzherren; das Auslaufen der bischöflichen Münzprägung im 14. Jahrhundert wurde oft als ein Symptom des „Niedergangs“ des Bistums Konstanz nach dem Tode Bischof Heinrichs von Klingenberg aufgefasst.
Ein genauerer Blick auf die Konstanzer Münzprägung und ihre ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen legt es nahe, die Bedeutung der Bischöfe als Münzherren zu relativieren: Ihre Rolle als Vorbild verdankt die Konstanzer Münzstätte dem Umstand, dass sie als älteste Münzstätte am Bodensee den größten Markt mit Münzen versorgte.
Die bedeutendste und weitaus produktivste Münzherrschaft des weiteren Bodenseeraumes war dennoch nicht das Hochstift Konstanz, sondern das Reich, zumal seit Friedrich I. Barbarossa in der Reichsmünzstätte Ulm Pfennige nach Konstanzer Vorbild prägen ließ und den Konstanzer Pfennigstandard für die kleineren oberschwäbischen Reichsmünzstätten verbindlich machte. Das Umlaufgebiet der Bodenseebrakteaten (zwischen Donau, Thur und Iller) war deckungsgleich mit dem Westteil des oberdeutschen Leinwandindustriegebietes (zwischen Donau, Thur und Lech); die durch das Leinwandgewerbe bewirkte wirtschaftliche Integration trug mutmaßlich sehr viel mehr zur Stabilität des Währungsraumes bei als die geldpolitischen Maßnahmen der Bischöfe oder des Reiches.
Der „Niedergang“ des Konstanzer Münzwesens im 14. Jahrhundert war ebenfalls kein Prozess, dem die Bischöfe mit mehr Einsicht oder besserem Willen hätten begegnen können: An die Stelle der homogenen hochmittelalterlichen Pfennigwährung trat nach 1300 ein mehrstufiges Geldwesen mit Goldmünzen und großen Silbermünzen auf den höheren Wertebenen; auf der Kleingeldebene wurden die Bodenseebrakteaten schon seit der Mitte des 13. Jahrhunderts allmählich vom Pfennig der Reichsmünzstätte Schwäbisch Hall (Heller) verdrängt.
Die Konstanzer Bischöfe verfügten über keine eigenen Silbergruben, sondern mussten das Münzmetall auf dem Markt einkaufen. Um 1160 hatte in Europa ein Wachstum der Silberproduktion eingesetzt, der es vielen kleinen Münzherren ermöglichte, eine profitable Münzstätte zu unterhalten; das Ende der Silberkonjunktur um 1330 erzwang den Rückgang der Münzenproduktion – und genau in diesem Rahmen erfolgten der „Aufstieg“ und der „Niedergang“ der bischöflichen Konstanzer Pfennigprägung.
Harald Derschka
Termin: Mittwoch, 8.2.2017, 19 Uhr, Zunftsaal im Rosgartenmuseum. Anmeldung telefonisch unter: 900 913 oder: ursula.benkoe@konstanz.de Kosten inkl. Aperitiv 5.- Euro.