Was fanden die Fahnder beim Südkurier?

Singener Zollfahnder durchsuchen mehrere Südkurier-Betriebe – Mannheimer Staatsanwälte suchen nach Beweisen für unrechtmäßige Beschäftigung – Zoll wertet derzeit beschlagnahmte Unterlagen aus – Verantwortliche der Südkurier GmbH weisen Vorwürfe zurück und versprechen Aufklärung.

Wenn Ihr Briefkasten wieder einmal überquillt mit Prospekten und Werbebroschüren, waren wahrscheinlich PSG-Beschäftigte, überwiegend Schüler mit Gelegenheitsjobs, am Werk. Die PSG ist ein Tochterunternehmen der Südkurier GmbH und im Geschäftsfeld der Haushaltsdirektwerbung unterwegs. Über 3500 ZustellerInnen der Presse- und Verteilservice Baden-Württemberg GmbH versorgen Haushalte im In- und Ausland; Schwerpunkt aber ist seit 30 Jahren die Region zwischen Bodenseekreis und Rottweil, zwischen Lörrach und Sigmaringen. Ihren Firmensitz hat die PSG in der Mühlgasse in Spaichingen, aber Dependancen gibt es zum Beispiel auch in Konstanz.

Nicht verwunderlich darum, dass bereits Ende Januar die Zollfahnder zunächst in Spaichingen anrückten, später aber auch bei PSG-Zweigstellen in Konstanz sowie bei der Firmenmutter in der Max-Stromeyer-Straße fündig wurden, wie zuerst der Konstanzer Blog Dornröschen vermeldete.

Auf seemoz-Anfrage teilte Thomas Liebetrau, Senior Marketing Manager der Südkurier GmbH, mit: „Hintergrund des Besuchs sind unterschiedliche Auffassungen zur Einordnung von Gelegenheitsjobs als Anzeigenblatt- und Prospektverteiler.“ Und weiter: „ Diese Beschäftigungsverhältnisse … sind seit über zehn Jahren ohne Beanstandung in regelmäßigem Turnus durch die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg geprüft worden“.

Das sieht die Mannheimer Staatsanwaltschaft, Schwerpunkt Wirtschaftskriminalität, offensichtlich anders. Deren Pressesprecherin, Staatsanwältin Böhmer, spricht von einem Verdacht, dass kurzfristig Beschäftigte der PSG innerhalb des Südkurier-Firmengeflechts „durchgewechselt“ wurden. Womöglich, so könnte vermutet werden, sind dabei dann Abgaben an die Sozialversicherung auf der Strecke geblieben. Aber das, so Böhmer, sei bislang nicht mehr als nur ein Verdacht: „Gegenwärtig wertet der Zoll die Beweismittel aus.“ Wie man von anderer Seite hört, könnte es sich um Millionen-Beträge handeln, die der Südkurier nachzahlen müsste.

Immerhin verspricht der Marketing-Mann Liebetrau gegenüber seemoz: „Wir werden selbstverständlich informieren, sobald das Verfahren abgeschlossen ist. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir während der Ermittlungen keine weiteren Auskünfte geben können.“

hpk