Europa-Kundgebung am Sonntag
Der Pulsschlag Europas wird lauter: In mittlerweile über 30 deutschen und europäischen Städten gehen jeden Sonntag um 14 Uhr tausende Menschen für eine simple Idee auf die Straße: Europa. Jetzt schließen sich Konstanzerinnen und Konstanzer der überparteilichen und unabhängigen Initiative Pulse Of Europe an: Für kommenden Sonntag laden sie zur ersten Kundgebung an die Konzil-Plattform am Gondelehafen ein.
Die politische Auseinandersetzung radikalisiert sich derzeit rasant, die europäische Idee kommt immer stärker unter Beschuss. Dem will Pulse Of Europe jetzt etwas entgegensetzen. So schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich zu gewinnen, für Europa einzustehen und vor den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich ein Signal an unsere europäischen Nachbarn zu senden: Wählt Europa!
„Wir brauchen ein vereintes, demokratisches Europa, in dem die Achtung der Menschwürde, die Rechtsstaatlichkeit, freiheitliches Denken und Handeln, Toleranz und Respekt selbstverständliche Grundlage des Gemeinwesens sind“, heißt es auf der Webseite der im November 2016 in Frankfurt ins Leben gerufenen Initiative. „Wir schließen uns in Konstanz der Initiative an, um auch am Bodensee ein lautes und sichtbares Zeichen für Europa zu setzen“, sagt Wolfgang Kleiner, einer der zwölf Mitinitiatoren von Pulse Of Europe Konstanz.
Die erste Kundgebung findet am 12. März von 14 bis 14.30 Uhr an der Konzil-Plattform am Gondelehafen statt – drei Tage vor der Wahl in den Niederlanden. Es folgen Kundgebungen an allen Sonntagen bis zur Präsidentschaftsstichwahl in Frankreich am 7. Mai. Kurz, informativ, unterhaltsam und bewegend sollen die Kundgebungen werden: Im Zentrum steht jeden Sonntag eine ganz persönliche „Liebeserklärung an Europa“ von Einheimischen und Wahl-Konstanzern.
„Wir wollen in diesem wegweisenden Wahljahr positive Energie aussenden und den europäischen Pulsschlag wieder spüren“, sagt Mitinitiatorin Sigrun Blick: „Jeder und jede ist für das Gelingen unserer Zukunft verantwortlich, niemand kann sich herausreden. Darum hoffen wir, dass viele Menschen unserem Aufruf folgen und ab 12. März gemeinsam für ein lebendiges Europa eintreten.“
Wer auf einer der Kundgebungen seine eigene „Liebeserklärung“ abgeben möchte, meldet sich einfach bei poe-konstanz@gmx.de.
Europa darf nicht scheitern! Europa steht für Frieden, individuelle Freiheit, Gerechtigkeit, Rechtssicherheit, Meinungs- und Pressefreiheit. Die europäischen Grundfreiheiten – Personenfreizügigkeit, freier Waren-, Zahlungs- und Dienstleistungsverkehr – haben aus Nationalstaaten eine Gemeinschaft gemacht.
Wir sind verantwortlich! Jede und jeder ist für das Gelingen unserer Zukunft verantwortlich. Wer untätig ist, stärkt die antieuropäischen Kräfte. Europa braucht jetzt jeden von uns. Wir haben die Pflicht, destruktiven und rückwärtsgewandten Tendenzen entgegenzutreten.
Der europäische Pulsschlag muss wieder spürbar werden! Die Menschen in Europa verbindet vieles. Zugleich ist die Vielfalt Europas großartig. Sie zu erhalten und regionale und nationale Identitäten zu wahren, muss europäisches Programm sein.
MM
zu Peter, das genau ist leider auch wahr. Ich seh es ähnlich, also kämpfen für ein besseres Europa und nicht aufgeben.
„Nun mal keine Sozialunion…“
Eine Frau namens Merkel hat im Wahlkampf ausgesagt, die EU wäre „nun mal keine Sozialunion“. Nachdrücklich unterstrichen wurde diese unbestreitbare Wahrheit durch den Umgang mit Griechenland. Den Banken wurde massenhaft das Geld sonstwo reingestopft, während die abhängig Beschäftigten, die Kranken und die Rentner dafür bluten mußten. Abseits von TTIP und CETA sind bilaterale Handelsabkommen in Vorbereitung, die im Investorenschutz auf die höchst suspekte Paralleljustiz von Schiedsgerichten bauen. Mensch kann es getrost unterlassen, deren soziale Relevanz zu hinterfragen.
In der Ukraine hat die EU eindrücklich eine friedensgefährdende Rolle gespielt. An der Spitze dieser dubiosen Vereinigung steht ein Mann, der „wenn es hart wird, mußt Du lügen“ geäußert hat. Dieser Mann hat seine Polit-Strategie sinngemäß so geschildert: „Wir starten ein Projekt. Wenn sich kein Widerstand entwickelt, machen wir daran weiter. Wenn sich Widerstand bildet, lassen wir das Projekt ruhen. Nach einiger Zeit, wenn sich die Lage beruhigt hat, nehmen wir die Arbeit daran wieder auf.“ Jean-Claude Juncker besitzt die Fähigkeit, Zynismus herauszufordern bei der Bewertung demokratischer Rituale.
Vor diesem Hintergrund haben sich in Frankreich, der BRD und in den Niederlanden rechtsradikale Bewegungen formiert, die ausgerechnet die abhängig Beschäftigten erfolgreich ansprechen und den Rückzug aus der EU als HEILmittel propagieren. Auch der Brexit bietet eine „soziale Komponente“ mit den Versprechungen, das nationale Gesundheitssystem nachhaltig zu unterstützen. Es ist allerdings müßig, nach den Gründen für siegverheißenden Populismus zu forschen, wenn die prominentesten FÜHRER der EU bzw. der Mitgliedsländer diese Erscheinung durch Untätigkeit im sozialen Bereich und Neusprech in anderen Gebieten aktiv fördern.
Wohlgemerkt, ein zusammenrückendes Europa in Frieden, mit vernünftigen Zielsetzungen in wirtschaftlichen Belangen sowie mit fortschrittlicher sozialer Ausprägung ist absolut erstrebenswert. Fakt ist aber, daß der derzeitige Zustand mit diesem Streben nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Deshalb kann es keine Lösung darstellen, sich europäisch zu kleiden und einer weitgehend entpolitisierten Demonstration beizuwohnen. Denn dieses Signal wird nur allzu bereit von den Herrschenden als Aufforderung zum „Weiter so!“ interpretiert werden. Ganz nebenbei wird die „Kritik“ an der EU zahnlos versanden in Jubel, Trubel, Pustekuchen.
Danke an Dirk Kirsten, das spricht mir aus der Seele. Ich selber fühle mich in erster Linie als Europäerin, dann deutsch. Die Entwicklung in den Niederlanden, in Frankreich mit der Front National, der Brexit, all das ist besorgniserregend. Ein klares Zeichen für Europa ist jetzt ein richtiges Zeichen. Trotz Vielem, dem ich nicht zustimme, Vielem das mich empört, ist die EU eines der größten Friedensprojekt, die es jemals auf unserem Kontinent gab. Es ist eine großartige Erungenschaft, die Grenzen für die Menschen innerhalb der EU sind gefallen. Die EU ist gleichzeitig eine Baustelle, eine in Entwicklung befindliche Gemeinschaft. Neben echten Verbesserungen, blüht ohne Zweifel leider auch der ganz normale Wahnsinn. Ein Zerfall würde jedoch am Ende allen schaden. Nationalismus, Rechtspopulismus stellen eine ernste Bedrohung dar. Deshalb ist es wichtig und gut, Farbe für Europa zu bekennen.
Die Veranstaltung heute war nicht nur geglückt, sie war auch überraschend gut besucht. Die Veranstalter hatten wohl eher nicht mit einem so großen Echo gerechnet. Ich werde wieder hingehen.
Mensch, liebe LLK, ich mag euch ja und dann muss ich mich jetzt hier doch über euch ärgern: Diese Kritik, bevor überhaupt die erste Veranstaltung stattfand, finde ich doch ein wenig billig.
Nicht, dass ich eurer Kritik nicht inhaltlich durchaus zustimme, aber mit ein wenig gutem Willen hätte man das sich auch erschließen können bzw. mit den Machern auch reden können und vielleicht sogar eine Änderung bewirken können. Ich weiß auch nicht, was „europäisch kleiden“ sein soll, aber ich gehe einfach mal davon aus, dass (wie im Foto) haupsächlich das EU-Blau gemeint ist sowie Fahnen u.ä. Und ja, ich finde dieses „Hier bitte keine Politik oder Parteien“ auch immer eine fragwürdige Einstellung, aber ich kann durchaus verstehen, wenn eine nicht-parteigebundene Gruppierung nicht sofort von entsprechenden Parteien überrannt werden möchte, so dass es am Ende wie eine Grüne oder Linke Demo aussieht. Aber ich bin ziemlich davon überzeugt, dass man mit den Machern reden kann. Es wird euch schon keiner vom Platz jagen, wenn ihr die Internationale anstimmt.
Und die Kritik an der EU-Außengrenze, an Frontex und an den Massengräbern im Mittelmeer ist mehr als notwendig und wichtig. Aber ist sie auch an dieser Stelle richtig aufgehoben (oder sollte man diese Kritik nicht beispielsweise der Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag mal mitteilen…)? Sind denn die PoE-Macher Fans dieser Frontex-Politik? Ich denke eher nicht. Und glauben wir denn wirklich, dass wenn die EU zerfallen sollte, das Außengrenzenregime besser werden würde? Im Gegenteil, ich glaube die Mauern und Zäune würden immer nur noch höher und es wären noch mehr Menschenleben zu beklagen.
Hier macht sich eine Gruppierung auf, mal FÜR etwas zu sein. Und ich finde, dass ist eine Chance die insbesondere die linke Bewegung ergreifen sollte, denn wir brauchen ein positives Narrativ. Ja, es ist richtig und wichtig gegen TTIP zu sein, gegen die EU-Außengrenze und gegen sinnlose Shoppingcenter. Aber es braucht mal eine positive Erzählung, wo die Gesellschaft eigentlich hin will, um wirklich erfolgreich zu sein. Ich finde, das kann man an vielen Beispielen sehen: Sanders war und ist in den USA nur so erfolgreich, weil er von einem Wandel zu einer Sozialdemokratie spricht. Willy Brandt war erfolgreich, weil er für eine neue Ostpolitik war. Nur Dagegensein reicht in diesen Zeiten nicht, finde ich.
Daher, nichts für ungut liebe Freunde der LLK, finde ich sollte das Motto der Stunde sein: Weniger motzen, mehr gestalten.
Pro Asyl schreibt: Seit dem Jahr 2000 sind an den Außengrenzen der EU über 35.000 Menschen ums Leben gekommen, die auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Elend waren. Die EU schottet ihre Grenzen immer mehr ab und zwingt Schutzsuchende auf lebensgefährliche Routen.
Frage an die VeranstalterInnen: Sind Plakate gegen diese Abschottungspolitik und für eine zivile europäische Seenotrettung erlaubt oder ist das zu viel der negativen Energie?
Etwas bizarr…..
….kommt das Team von „Pulse of Europe Konstanz“ um die Ecke. In einer Mail bitten sie die Teilnehmer, sie mögen sich „europäisch kleiden und schmücken“ und auch Europafahnen ankarren. Wie, bitteschön, sieht europäische Kleidung denn aus? Sind Lederhosen erlaubt? Werden Kaftanträger ausgeschlossen? Gibt es einen Kleiderbeauftragten, bei dem man nachfragen kann? Dazu die Angst, es könne allzu politisch werden. Die erhofften MitstreiterInnen werden ebenfalls in der Mail aufgefordert, „kein Parteimaterial“ mitzubringen und auch „keine parteipolitischen Slogans“ zu skandieren, denn es ginge ja nur „um die Liebe zu Europa“. Schön, wenn man sich gaaaaanz unabhängig fühlt. Das Auseinanderdriften der EU hat ja mit Politik rein gar nichts zu tun. Gesundheit!