Pschorr kritisiert Gedeon-Einladung
Am 27.3. laden die beruflichen Schulen zu einer bildungspolitischen Veranstaltung rund um das Thema „Zukunft der beruflichen Bildung im Landkreis Konstanz“ ein. Der Bundestags-Kandidat der Linken kritisiert die Zusammensetzung des Podiums.
Neben verschiedenen Interessensvertreterinnen und -vertretern des Handwerks und der Industrie werden auch einige Landespolitiker eingeladen, unter anderem der Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon. Wenn man das Profil der Veranstaltung betrachtet, fragt man sich, was der Mann zur Diskussion beitragen soll.
Der politische Schwerpunkt des fraktionslosen Abgeordneten liegt eindeutig im Bereich Fremdenfeindlichkeit. In der Vergangenheit hat sich Wolfgang Gedeon innerhalb und außerhalb des Landesparlaments durch antisemitische Hetzschriften und frauenfeindliche Meinungsbekundungen hervorgetan. Er tritt dafür ein, die Verbrechen des Nazi-Regimes im Schulunterricht zu marginalisieren und stattdessen ein revisionistisch glorifiziertes Bild der deutschen Nation im Lehrplan zu verankern. Ein solcher Beitrag kann für die Bildungslandschaft in Konstanz nur Schaden bringen. Wir brauchen stattdessen konstruktive Ideen zu einem egalitären und integrativen Unterricht für Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher sozialer wie ethnischer Herkunft.
Ich halte es für grundlegend falsch verstandene Offenheit, diesem Mann und seinem antisemitischen Gedankengut auf einer so wichtigen Veranstaltung eine Bühne zu geben. Antisemitischen und fremdenfeindlichen Vorstellungen darf kein Raum gegeben werden.
Simon Pschorr, Bundestagskandidat für die DIE LINKE im Kreis Konstanz
Dass Simon Pschorr in seinem Artikel über diese Einladung erstmal auch informiert, war wichtig. Was man sich dabei gedacht hat Herrn Gedeon zu dieser Veranstaltung einzuladen und wo seine speziellen Kompetenzen, außer seinem Geschichtsbild, zu diesem Thema liegen, das würde mich tatsächlich sehr interessieren. Gibt es dazu eine Stellungnahme der Veranstalter?
Es ist schlicht befremdlich und beunruhigend, wenn ausgerechnet die beruflichen Schulen einen Landtagsabgeordneten auf ihr Podium holen, der öffentlich für Antisemetismus und Fremdenfeindlichkeit eintritt. Bitte nochmal nachhaken und mehr Infos darüber.
Dass sich die meisten Kommentare auf das Verhalten verschiedener Parteien,und von Simon persönlich, beim letzten Wahlkampf beziehen, kann ich nur schwer nachvollziehen. Politische Prozesse bergen Veränderungen in sich und es ist wohl völlig legitim, sich in derem Verlauf auch mit diesen auseinanderzusetzten und Erkenntnissen und Entwicklungen Rechnung zu tragen. Das erwarte ich sogar von den Akteuren.
Eine Sache ist es mit wem man sich auf Wahlkampfveranstaltungen auf ein Podium setzt oder besser doch nicht, eine andere Sache ist, schweigend zu übergehen, dass Gestalten am absoluten rechten Rand unserer Gesellschaft, von den beruflichen Schulen bei einer bildungspolitischenein Veranstaltung ein Podium geboten wird.
Frage an Jan Welsch: Findest du das wirklich hinnehmbar? Geht das so für dich in Ordnung? Oder war es doch eher eine Gelegenheit sich gegen Herrn Pschorr und seine Partei zu positioneren?
Eines jedenfalls haben Sie erreicht, alle weiteren Kommentare beziehen sich hauptsächlich auf Wahlkampf und die Frage, wie man dabei mit der Afd umgehen soll, wer was in der Vergangenheit richtig oder falsch gemacht hat. Der eigentliche Skandal, so betrachte ich diese Einladung, bevor keine Stellungnahme der beruflichen Schulen vorliegt und mich eines besseren belehrt (oder auch nicht), tritt völlig aus dem Fokus. War das von Ihnen so gewollt?
Jan Welsch und andere SPD-Größen des Landkreises schießen nicht nur gegen die Linken, auch die Grünen bekommen immer wieder ihr Fett ab. Ich merke das besonders bei Twitter.
Die Auseinandersetzung mit der AfD muss geführt werden, ich scheue mich davor nicht und Simon Pschorr auch nicht, da bin ich ganz sicher. Die anfängliche Reaktion von großen Teilen von SPD, GRÜNEN und LINKEN im vergangenen Landtagswahlkampf war rückwirkend betrachtet falsch. Die Kehrtwende hat es faktisch gegeben, aber sie war richtig.
Inzwischen bin ich persönlich fest überzeugt davon, dass nur mit einer Auseinandersetzung an ganz konkreten Fragen der Zukunft der populistische, rechtsradikale, ja bei einigen Personen sogar offen auftretende nationalsozialistische Gesinnungscharakter dieses „Haufens“ bloßgestellt werden kann. Ich ließ mich vom Erfolg dieser Partei auch in eine (unterbewusste) schroffe Ablehnung und Ignoranz leiten. Ich glaube, das ging vielen von uns so.
Zukunft wird aus Mut gemacht und nicht aus Hass und Ausgrenzung. Die Vernunft ist stärker.
Martin Schmeding
Singen
Wenn ich mir überlege, wie viele SPD-Politiker schon Kehrtwenden vollzogen haben, ich weiß nicht, ob die Anschuldigungen dann noch verhältnismäßig sein dürften. Und überhaupt ist solch ein Vorwurf doch müßig: Eine Korrektur und Kritik der eigenen Aussagen und politischen Arbeit sind kein Beinbruch, im Gegenteil. Sie zeugen davon, dass man noch fähig ist, die persönlichen Standpunkte immer wieder zu prüfen. Das sollte gerade die SPD wissen, die dieser Tage erlebt, welche heilsamen Auswirkungen eine – wenngleich doch für mein Verständnis zu zaghafte – Reflexion des Handelns haben kann.
Im Übrigen schien mir Simon Pschorr lediglich eine Klarstellung seiner ersten Aussagen getroffen zu haben. Es ging aus meiner Perspektive damals nicht um die Frage, ob die Teilnahme auf einem Podium mit der AfD generell in Frage käme, sondern, inwieweit die Auseinandersetzung mit bestimmten Inhalten, die aus demokratischem Gesichtspunkt prinzipiell nicht diskussionswürdig erschienen, für ihn möglich wäre. Er hat sich später konkretisiert, das finde ich legitim – und es zeigt eher Größe als eine Schwäche.
Lieber Jan,
im Gegensatz zu deiner vorliegenden Unterstellung handelt es sich mitnichten um eine „Kehrtwende von der Kehrtwende“.
Die Frage der Teilnahme auf Podien mit der AfD unterscheidet sich erheblich von meiner vorliegenden Kritik: Ja, ich habe im Dezember 2015 zusammen mit Vertretern der SPD und den Grünen darüber nachgedacht, mich an Podien mit der AfD nicht zu beteiligen. Zu diesem Zeitpunkt erschien es noch möglich, der noch nicht erstarkten Partei mit schierer Ignoranz entgegenzutreten. Das hat sich sehr schnell als Fehler herausgestellt. Leider wurde ich dann bei der Frage, ob nun ein Boykott von Podien tatsächlich durchgeführt werden soll, nicht mehr einbezogen, sodass ich die Entscheidung für mich alleine neu zu treffen hatte. Einer Partei, die 8 – 10 % der WählerInnen hinter sich vereint, kann man nicht einfach mit Ignorieren gegenübertreten. Wäre vielleicht intelligent gewesen, sich damals mit mir abzustimmen.
Die vorliegende Kritik hat damit aber überhaupt nichts zu tun: Ich würde und werde mich auch weiterhin an Podien mit der AfD beteiligen, damit es einen Redner gibt, der rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Parolen klar Kontra gibt. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich es toll finde, AfD-Kandidaten oder Abgeordnete (hier fraktionslos) überall hin einzuladen. Insbesondere bei einer Veranstaltung wie dieser, die einen klaren Fokus auf Bildungspolitik hat, muss ich doch nicht einen rechtsradikalen Antisemiten ohne Bezug zur Materie einladen! Wenn es sein muss, dann einen „Bildungspolitiker“ der AfD, aber doch nicht so einen! Im Übrigen darf ich darauf hinweisen, dass Wolfgang Gedeon sogar in den eigenen Reihen als besonders braunes Schaf aufgefallen ist und deshalb nicht (mehr) der Landtagsfraktion der AfD angehört und beinahne das Zerbrechen der Fraktion verursacht hat.
Also nochmal zum Mitschreiben für dich: Ich werde auch weiterhin auf Podien mit der AfD erscheinen. Das heißt noch lange nicht, dass ich es gutheiße, wenn Fremdenfeinden öffentlich Raum geboten wird.
Gruß
Simon Pschorr
Lieber Herr Welsch,
ich denke nicht, dass Simon Pschorr „unbedingt“ an Podien mit AfD-Beteiligung teilnehmen wollte. Meiner Erinnerung nach hätte er nur nicht abgesagt, wäre er zu einem solchen Podium eingeladen worden. Die „Kehrtwende“ im Januar erfolgte, weil sämtliche Vertreter anderer Parteien – auch die von SPD (!) und Grünen – diese Anregung kein Stück interessiert hat.
Außerdem müssen Sie mir den Widerspruch zwischen der Kritik an der Tatsache, dass die AfD überhaupt ein Podium bekommt, und ob man sich diskursiv mit ihr auseinandersetzt, wenn ihr denn ein solches Podium gewährt wird, schon einmal genauer erklären. Ich sehe nämlich keinen.
Noch ein kleiner Hinweis: Wenn Sie immer nur dann Ihren Senf dazugeben, wenn es gegen Linke, insbesondere Simon Pschorr, etwas zu pöbeln gibt, erweckt das nicht unbedingt den Eindruck, dass Sie auch konstruktive Beiträge leisten können.
Carla Farré
Es geht doch nichts über eine klare Haltung im Kampf gegen die AfD.
Im Dezember 2015 hat Simon Pschorr angeregt, gemeinsam mit Vertretern von SPD und Grünen nicht an Podiumsdiskussionen mit AfD-Beteiligung teilzunehmen, im Januar 2016 folgte dann die Kehrtwende. Plötzlich wollte Simon Pschorr unbedingt an Podien mit AfD-Beteiligung teilnehmen. Jetzt erfolgt die Kehrtwende der Kehrtwende. Man darf gespannt sein aus welcher Richtung der Wind in ein paar Monaten weht.