Eine kleine Demonstration widerständigen Bürgertums

Wohl 150 Menschen – Familienangehörige, Freunde, viele ehemalige Schüler und aktuelle SchülerInnen des Konstanzer Suso-Gymnasiums – gaben Hermann Venedey die Ehre: Die Stolperstein-Verlegung für den mutigen Lehrer, der den Nazis die Stirn bot und zeitlebens als Querdenker galt, geriet zu einer kleinen Demonstration widerständigen Bürgertums. Mit aureichendem Respekt und nötiger Nachdenklichkeit.

Vor allem die Passagen aus der nicht veröffentlichten Autobiografie von Hermann Venedey, die sein jüngster Sohn Anselm (s. Foto) vortrug, überraschten: Souverän und selbstverliebt, hämisch auch und dennoch selbstkritisch schildert Venedey seinen letzten Tag am Suso-Gymnasium – die verkniffene Reaktion seiner Kollegen auf seinen Rücktritt, die liebevolle seiner Schüler auf den Verlust des angehimmelten Lehrers.

Besonders aufschlussreich der Artikel in der damaligen Nazi-Zeitung, in der Venedey als Salon-Bolschewist (doch: Ein Linker war er nie) und Schüler-Verderber nieder gemacht wird. Selbst Ewiggestrigen wird nach diesen Zitaten auch heute noch klar: Es gab keine Zukunft für ihn in Nazi-Deutschland, es gab keine Alternative zum Widerstand.

Beeindruckend auch das Engagement der Schule: SchülerInnen des Suso-Gymnasiums berichteten über ihre Recherche-Arbeit und mahnten den kritischen Geist eines Venedeys auch für die Gegenwart an; die Rektorin erinnerte an die Verantwortung aufklärerischer Erziehung und versprach Fortschritt im Sinne Venedeys.

Woran man sieht: Die Stolperstein-Verlegungen sind mehr als sogenannte Vergangenheitsbewältigung – sie können Merksteine für eine demokratische Zukunft sein.

Autor: hpk

 

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Stolperstein für einen mutigen Demokraten