(Alters)Armut in einer reichen Region
Im Landkreis Konstanz, der zu den 30 reichsten in Deutschland zählt, wächst die Armut – besonders unter Alten und bei Frauen. Das belegt der aktuelle Sozialbericht, der jetzt im Sozialausschuss des Kreistages vorgestellt wurde. Kennzahlen aus dem 40-seitigen Report.
Grundsicherung im Alter:
2340 Menschen im Landkreis reicht das Geld zum Lebensunterhalt im Alter nicht – seit 2010 nahm die Zahl der Empfänger um 27 Prozent (+ 495 Personen) zu. Das erklärt das Sozialdezernat des Landkreises zum einen mit der höheren Lebenserwartung, zum anderen mit der zunehmenden Altersarmut. Es zeige sich, dass bei immer mehr Menschen die Rente nicht mehr ausreicht; verschlimmert werde die Situation dieser Menschen aber zusätzlich durch das hohe Mietniveau im Landkreis. Besonders dramatisch: In der Gruppe der mindestens 65-jährigen machen Frauen den höchsten Anteil aus (57,7 Prozent). Grund sind die geringeren Rentenbezüge der Frauen (s. Schaubild).
Hilfe zum Lebensunterhalt:
1,33 Millionen Euro gab der Landkreis 2016 für 259 Empfänger aus – vornehmlich Menschen, deren Erwerbsfähigkeit nur vorübergehend eingeschränkt ist oder die vorzeitig in Rente gehen. Deren Anzahl hat sich im Landkreis von 2012 bis 2016 immerhin um 44 Prozent erhöht.
Hilfe zur Pflege:
Kaum zu glauben: Fast ein Drittel aller Altersheim-Bewohner konnten die Heimkosten nicht aus eigener Kraft zahlen. 29,9 Prozent aller stationär betreuten Pflegebedürftigen waren zur Bestreitung der Heimkosten auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen.
Hartz IV-Empfänger:
6148 Menschen erhielten 2016 Leistungen nach SGB II (Hartz IV) – das sind 361 mehr als noch im Vorjahr (+ 6,2 Prozent). Diese Angaben beruhen auf Statistiken der Bundesagentur für Arbeit und werden im Laufe des Jahren revidiert – die angepassten Zahlen liegen in der Regel dann noch höher.
Wohngeld:
1087 Bewohner im Landkreis erhielten 2015 (neuere Zahlen noch nicht verfügbar) einen Mietzuschuss. Das sind zwar weniger als in den Vorjahren, was aber auf Gesetzesänderungen zurück zu führen ist, wonach Hartz IV-Empfänger z. B. aus diesem Betreuungskreis herausfallen. Ab 1.1. 2016 ist aber aufgrund einer neuerlichen Gesetzesänderung wieder mit einem Anstieg der Zahlen zu rechnen – so sind die Antragszahlen 2016 bereits auf 1252 gestiegen.
Migration:
Mit der abebbenden Zahl der Asylbewerber im Landkreis (1414 in 2016 gegenüber 2413 in 2015) sinken auch die Personenzahlen, die Leistungen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten: Insgesamt waren das Ende 2016 noch 2167 Personen, für die Transferleistungen von rund 14 Millionen Euro aufgebracht wurden. Diese Kosten belasten allerdings den Landkreis kaum, weil die Landesregierung eine Übernahme zugesagt hat – allerdings musste der Kreis in Vorkasse treten. Auch die Belegung der Gemeinschaftsunterkünfte sank in 2016: Waren im März letzten Jahres noch 3080 Plätze besetzt, galt das im Dezember nur noch für 2334. Zudem wächst die Zahl der Überweisungen in Anschlussunterkünfte – über 800 waren es bereits im vergangenen Jahr, der weitaus größte Teil der Auszüge aber wird erst 2017 möglich sein.
hpk