Etikettenschwindel um die Hiwi-Truppe
Uli Burchardt kann es nicht lassen – auf Deibel-komm-raus will der Konstanzer OB eine Aufpasser-Truppe im Herosé-Park einrichten. Mehrfach hat der Gemeinderat solchen Plänen schon eine Abfuhr erteilt, doch OB und Verwaltung lassen sich nicht beeindrucken: Präventionsteams sollen die Hiwis nun heißen und keine Security-Uniform tragen und etwas billiger als beim letzten Mal werden. Doch solcher Etikettenschwindel kann die unlautere Absicht nicht verbergen.
Denn die Vorlage für die morgige Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, auf der grünes Licht für das Projekt gegeben werden soll, bleibt in vielen Details unklar: Wer soll die zwei Präventionsteams stellen? Doch wohl Mitarbeiter eines Security-Unternehmens, denn weiter unten in dem Schriftstück heißt es, „das Präventionsteam muss ein unverwechselbares Profil aufweisen; das bedeutet, eine Zusammenarbeit mit einem kompetenten Unternehmen soll unter klaren Vorgaben von Seiten der Stadt erfolgen.“ Aber: „Die Streife soll keine Security-Uniform tragen“. Aber welche dann: In unserem Teaserbild haben wir schon mal einen Vorschlag gemacht.
Und was sind das, „die klaren Vorgaben der Stadt“? Und was ist mit einem unverwechselbaren Profil gemeint? Und wie soll dann „das Präventionsteam mit vier Personen an den Wochenenden, vor Feiertagen und bei besonderen Anlässen zwischen Mai und September von 20 bis 2 Uhr einen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit leisten“? Wo besteht die Abgrenzung zu einem Ordnungsdienst oder gar zur Polizei, was dürfen die einen, was die anderen nicht dürfen? Und wieso wird der Hiwi-Service jetzt um fast die Hälfte preiswerter als noch im März? So viele Fragen, so wenige Antworten.
Zwar hat die Stadtverwaltung schon einiges unternommen, um die Lage im Herosé zu befrieden (seemoz berichtete mehrfach): So wurde das Toiletten- und Mülleimerangebot verbessert, der Probebetrieb eines temporären Kioskes beim Bodenseeforum im vergangenen Jahr getestet und eine „Rücksichtzone“ im östlichen Bereich der Wohngebäude eingerichtet. Gebracht hat das offensichtlich wenig.
Vor allem nicht bei Oberbürgermeister Burchardt. Denn trotz mancher Rückzieher in der Gemeinderatsarbeit und trotz mehrerer Abfuhren im Rat hält er unverdrossen an seiner Absicht fest, eine Aufpasser-Truppe zu installieren. Denn trotz aller Formulierungstricks, trotz aller Winkelzüge bleibt klar: Hier handelt es sich um eine Security-Truppe, die nicht so heißen und nicht so aussehen, doch unverkennbar so agieren soll – und auch noch Geld kostet. Wenn das kein Etikettenschwindel ist …
hpk
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Die „Misere im Herosèpark“ ist die Folge einer Politik, die jeden Meter maximal gewinnbringend veräussert.
Es entstehen Wohnungen im Luxussegment, deren BewohnerInnen eine Hörkulisse des Rheins mit Wellenschlag, Vogelgezwitscher in den nahen Bäumen und ein paar vor Freude winselnde Hunde mit ihrem Betreuungspersonal erwarten.
Feiernde am Abend, in der Nacht wünscht sich niemand, ich mir vor meinem Schlafzimmerfenster auch nicht.
Wenn es jedoch wirkliche Freiräume in der Stadt gäbe, die auch ohne den üblichen Kommerz auskommen würden, dann wäre das Schänzle, der Herosèpark oder die Seestraße nicht so beliebtbelagert.
Viele, auch jüngere Menschen haben auch einen Blick für die Lebensqualität eines Ortes.
Wenn es keine zentralen, schönen und großzügigen Plätze mehr gibt, dann werden eben die noch vorhandenen „Lücken“ bespielt.
Security hat unschöne Folgen: Großstädte wie London, dessen öffentliche Plätze, eigentlich den BürgerInnen gehören, wurden von der Stadtverwaltung verscherbelt, d.h. privatisiert. Und jetzt bewacht! Menschen, die kein Geld für Konsum haben, werden nun einfach der Orte verwiesen.
Schöne neue Welt!
Konstanz soll eben großstädtischer werden, daran wird im Forsthaus weiter gesägt!