Gemischte Bilanz bei solarcomplex

Die Jahresbilanz 2016 des Bürger­unter­nehmens solarcomplex aus Singen ergibt ein gemischtes Bild: Wohl sind Anlagevermögen (56 Mio €, Vorjahr 53,5 Mio €) wie auch Bilanzsumme (64 Mio €, Vorjahr 63 Mio €) wegen der fortgesetzten Investitionstätigkeit leicht gestiegen, der Gewinn aber schmolz von 165 000 auf 104 000 €. Salopp gesagt: Der Wert des Unternehmens ist zwar gewachsen, das aktuelle Geschäft aber muss eine Delle verschmerzen.

Beim Jahresergebnis hat sich wie bereits im Vorjahr die sogenannte „Ölpreis-Garantie“ in den alten Bioenergiedörfern negativ niedergeschlagen. Wegen des 2016 extrem niedrigen Ölpreises konnten rund 500 000 € an Wärmeerlösen nicht abgerechnet werden. Der Gewinn nach Steuern, Zinsen und Abschreibung lag deshalb nur bei gut 100 000 €. Daher werden Vorstand und Aufsichtsrat auf der diesjährigen Hauptversammlung den Vorschlag machen, auf eine Dividende zu verzichten und stattdessen den gesamten Jahresgewinn aufs neue Geschäftsjahr vorzutragen.

Über solarcomplex

Das regionale Bürgerunternehmen hat sich den Umbau der regionalen Energieversorgung weitgehend auf erneuerbare Energien bis 2030 zum Ziel gesetzt und sieht sich als ersten regenerativen Regionalversorger. Seit der Gründung 2000 ist die Zahl der Gesellschafter von 20 auf über 1000 und das Eigenkapital von 37 500 auf 18 Mio € gewachsen. Realisiert wurden neben Wärmenetzen auch Solarkraftwerke als Dachanlagen und Freiland-Solarparks, Wasser- und Windkraftwerke, zwei bürgerfinanzierte Biogasanlagen und etliche moderne Holzenergieanlagen. Seit 2007 firmiert solarcomplex als nicht-börsennotierte AG und bietet Bürgern die Beteiligung als ökologische Geldanlage an. Seit 2003 wurden jedes Jahr Gewinne ausgewiesen.

Neben den nackten Zahlen wurde auf der gestrigen Bilanzkonferenz auch über den Stand der laufenden Projekte informiert. So sind aktuell im Landkreis Sigmaringen zwei Freiland-Solarparks in Bau, auch die Nachfrage nach Photovoltaik-Dachanlagen zieht wieder an. Außerdem werden dieses Jahr Wärmenetze in Veringendorf und Storzingen gebaut sowie eines in Schluchsee geplant.

„Wir sind erleichtert, dass die frohe Kunde langsam durchdringt. Solarstrom ist extrem günstig geworden, die Erzeugungskosten liegen deutlich unter den Bezugskosten aus dem Netz.“ so solarcomplex-Vorstand Bene Müller. Und weiter: „Entscheidend ist nicht mehr die Höhe der Einspeisevergütung, sondern der Eigenverbrauch des selbsterzeugten Stroms. Insbesondere für Gewerbebetriebe lassen sich angesichts deutlich gesunkener Kosten für PV-Anlagen hervorragende Renditen erzielen.“

MM/hpk