Lesung aus den „Streichholzbriefen“

Umberto Eco, der bekannteste zeitgenössische Semiotiker, starb im Februar 2016. Aus diesem Anlass ist im Carl Hanser Verlag unter dem Titel „Pape Satàn“ eine deutsche Auswahl der „Bustine di Minerva“, der „Streichholzbriefe“, erschienen, die Eco in den Jahren 2000 bis 2015 als Kolumne für das römische Nachrichtenmagazin „L’Espresso“ geschrieben hat und die ein Kondensat seiner Rolle als kritischer Beobachter der aktuellen Entwicklungen darstellen. Am morgigen Donnerstag gibt es dazu eine Lesung in Konstanz.

Die Briefe thematisieren Phänomene der modernen Gesellschaft wie z.B. Menschen, die ihre Handys verschlingen, Bücher, die die Existenz Napoleons bestreiten, und Seeräuber, die vorbildliche Kapitalisten abgeben. So absurd diese Phänomene erscheinen mögen, sie werfen dringliche Fragen auf: Blüht auf dem Boden einer überkorrekten Politik ein neuer Rassismus? Kann man sich im digitalen Dschungel durchschlagen, ohne völlig den Kopf zu verlieren? Ecos Antworten lassen das Röntgenbild einer modernen Gesellschaft entstehen, sie sind ein letztes Geschenk an seine Leser – scharfsinnig, witzig und immer erhellend.

Der vielfach ausgezeichnete Übersetzer Burkhart Kroeber (Foto rechts, neben Eco) trägt Auszüge der Neuerscheinung vor und spricht darüber, wie aktuell noch immer viele der Streichholzbriefe sind, und warum gerade in der heutigen Zeit ein kritischer Denker wie Umberto Eco so schmerzlich fehlt.

MM/hpk

Was: Ricordando Umberto Eco, Lesung und Gespräch mit dem Übersetzer Burkhart Kroeber
Wo: Buchhandlung „Homurger & Hepp“, Konstanz, Münsterplatz
Wann: Donnerstag, 1. Juni, 20 Uhr
Veranstalter: Italienforum Bodensee/ Fondazione Bracco. Der Eintritt ist frei.