Wie das Museum mit Heimat umgeht

Sage und schreibe 600 Besucher erwartet Tobias Engelsing heute Abend bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Heimat Alpstein“ im Konzil. Bis Ende des Jahres präsentieren die Museumsmacher aus dem Rosgartenmuseum im Kulturzentrum am Münster „Appenzeller und Toggenburger Bauernmalerei“, wie der Untertitel der Ausstellung verrät. Doch Engelsing will mehr: Er möchte ein Zeichen für gute Nachbarschaft setzen.

Denn das Zusammenleben von Schweizern und Deutschen an der hiesigen Grenze sei von vielem mehr geprägt als nur vom Einkaufstourismus und von Käse-Exporten, meint der Museumsdirektor im Vorgespräch (Bild). „Die Bodensee-Region war immer schon ein offener Kulturraum mit einem regen Austausch von Waren und Ideen“, weiß Engelsing. Und deshalb verraten die gezeigten 200 Bilder und Objekte auch vieles über die Geschichte des Appenzells, die viel mehr mit den Ereignissen hierzulande zu tun hat als gemeinhin vermutet wird.

Unweigerlich taucht dann der Begriff ‚Heimat‘ auf, den der Museumschef nicht rechten Populisten überlassen will: „Heimat meint historisch immer auch Offenheit, gerade hier am Bodensee.“ Und deshalb soll die Ausstellung „Heimat Alpstein“ mehr als nur Werbung für die Schweizer Nachbarn sein – sie will die Geschichten und die Geschichte des Appenzells erzählen. Neben den ausdrucksstarken 100 Kunstwerken der Bauernmalerei werden deshalb auch besondere Momente der Appenzeller Historie beleuchtet: Die immer kriegerische Emanzipation des Bauernvolkes von der Herrschaft des St.Galler Abts, die machtvolle Expansion in Richtung Bodensee und der Eintritt in die Eidgenossenschaft. Aber auch die Entwicklung von Industrie und Tourismus in jüngerer Vergangenheit wird zum Thema.

Dieser Absicht folgt das Rahmenprogramm, das Exkursionen an historische Stätten des Doppelkantons und Museumsbesuche in der Schweiz, aber auch musikalische Abende und ein kulinarisch-appenzellerisch geprägtes Museumsfest am 15. Juli in Konstanz vorsieht. Und auch das Begleitbuch, das auf 208 Seiten mit vielen Abbildungen mehr Bilder- als Lesebuch ist (Südverlag Konstanz, 19,90 Euro), beschreibt Wissenswertes vom Nachbarn.

Schwerpunkt der Ausstellung aber bleiben die rund 100 Kunstwerke der volkstümlichen Malerei aus dem Appenzell und Toggenburg: Meist heitere Szenen aus Alpwirtschaft und Bauernleben rund um Säntis und Alpstein – auf kleinem Raum fantasievoll präsentiert im Kulturzentrum am Konstanzer Münster.

hpk

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