Z-Brücke: Von Lust und Last des Bauens

Die Z-Brücke wird deutlich teurer als geplant. Um wie viel genau, steht noch nicht fest, aber die Verwaltung ließ sich vom Technischen und Umweltausschuss am Dienstag sicherheitshalber ein Nachschlagsfenster genehmigen. Am Ende sollen zu den erst am 08.11.2016 schon einmal um 400 000 € erhöhten Mitteln maximal weitere 880 000 € hinzukommen. Damit wäre die Brücke letztlich rund 1,28 Mio € teurer als gedacht.

Bauen hat etwas Magisches an sich. Wo gestern noch rein gar nichts war, ist heute schon etwas: eine halbfertige Brücke und der Ruf nach erheblich mehr Geld beispielsweise. Man kennt dieses Szenario zur Genüge, denn die Bodanbrücke neben dem Konstanzer Hauptbahnhof hat vor einigen Jahren gezeigt, was eine echte Preisexplosion ist – und am Ende mehr als das Doppelte des Veranschlagten gekostet. Die damalige Verwaltungsspitze machte vor allem ein unerfahrenes externes Büro für das finanzielle Chaos verantwortlich und versprach, dass sich ein solcher Vorgang in Konstanz nicht wiederholen werde. Man werde in Zukunft darauf achten, dass das für die Bauausführung verantwortliche Privatunternehmen die nötige Expertise mitbringe und dass die Kosten eingehalten werden. Das war 2009, der Baubürgermeister hieß Kurt Werner.

Allerdings kriegte Konstanz damals einiges fürs Geld: Man kam immerhin in die Weltpresse und ins Fernsehen, als schließlich ein Riesenkran die Brücke in einer spektakulären Aktion über die Schienen zwischen die beiden Brückenköpfe hob. So etwas kannte man(n) bisher nur von seiner Märklin-Anlage, und dort endeten derartige Manöver verlässlich in partieller Zerstörung der Plastiklandschaft und handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn.

Die Brücke und der freie Markt

Ganz so schlimm kommt es an der Petershauser Z-Brücke vermutlich nicht. Zur Erinnerung: Am 24.9.2015 fasste der Gemeinderat den Projektbeschluss zum Bau der Fuß- und Radwegbrücke am Bahnhof Petershausen. Dem lag eine Kostenberechnung über 3,48 Mio € zugrunde, wie die Verwaltung resümiert. Zuzüglich Planungs- und einiger anderer Ausgaben sollte das Bauwerk schließlich 4,93 Mio € kosten.

Die anschließende Ausschreibung lief nicht gut: Es gab nur zwei Bieter, der erste Bieter wollte 3,64 Mio. € (also 160 000 € mehr als erwartet), der 2. Bieter 4,77 Mio €. Die Stadt erteilte dem ersten Bieter den Zuschlag. Im Herbst 2016 wurde dann deutlich, dass dem Ingenieurbüro ein Ausschreibungsfehler unterlaufen war, der 220 000 € zusätzlich kosten dürfte. Am 8.11.2016 beantragte man also 400 000 € zusätzlich, darin enthalten die erwähnten 160 000 €, die der Bieter über den Erwartungen gelegen hatte. Die von Seiten des Gemeinderats zur Verfügung gestellte Gesamtsumme lag damit bei 5,33 Mio €.

Die Privatwirtschaft und die Verwaltung

Nun sitzen der Verwaltung auf der anderen Seite, nämlich bei den Privatunternehmen, die den Bau planen und durchführen, gewiefte Geschäftsleute gegenüber, die gerade in Zeiten der momentanen Bauhochkonjunktur ihre Auftraggeber nach Strich und Faden zu melken versuchen, wie Wolfgang Seez, Leiter des Tiefbau- und Vermessungsamtes der Stadt, vor dem TUA ziemlich unverblümt ausführte.

„Das Unternehmen, das damals die Ausschreibung gewann, ist pleite gegangen, und der jetzige Besitzer will jetzt mehr aus dem Projekt rausholen“, sprang ihm Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn bei. Es gab laut Seez insgesamt vier Eigentümerwechsel, wobei fast sämtliche mit der Z-Brücke befassten Mitarbeiter nach und nach gingen. Der jetzige Eigentümer reiche dauernd Nachträge ein, bisher über 40 an der Zahl, die die Verwaltung jeweils ausgiebig prüfen müsse. Einige habe man bereits ablehnen können, in anderen Fällen sei man mit dem Unternehmen streitig.

Die Taktik der anderen Seite, eines weltweit tätigen Unternehmens mit großer Erfahrung im Brückenbau, sei jedenfalls klar: Man wolle die Kosten auf genau jene Höhe treiben, die der damals unterlegene zweite Bieter gefordert habe. Zur Erinnerung: Der siegreiche erste Bieter wollte 3,64 Mio. €, der 2. Bieter 4,77 Mio €, beide Bieter lagen also um rund 1 Mio € auseinander. Laut Seez kann die Stadt später nur dann juristisch einen echten Schaden geltend machen, wenn das Ding beim siegreichen ersten Bieter am Ende mehr koste, als der unterlegene zweite Bieter ursprünglich gefordert hatte. Bis auf diesen Wert wolle die Gegenseite wohl kommen.

Wir können’s nicht

Es sei für die Verwaltung, in der keine Brückenbau-Spezialisten, sondern Generalisten sitzen, fachlich gar nicht möglich gewesen, die 300 Seiten Ausschreibungsunterlagen des beauftragten Planungsbüros bis auf den letzten Posten zu prüfen. Wenn dort nur 17 statt der nötigen 23 Pfeiler in der Kostenrechnung stünden, könne das die Verwaltung einfach nicht erkennen. Hier habe man es zudem mit einem Gegenüber zu tun, dem es „um Preisoptimierung und Nachtragsmanagement geht, die reizen alles aus, was möglich ist“ und treiben die Verwaltung nach Angaben des sichtlich urlaubsreifen Wolfgang Seez mit der Prüfung der Nachforderungen schier in den Wahnsinn.

Andere Faktoren für die Kostensteigerung seien zusätzliche Forderungen der Bahn nach besserem Oberleitungsschutz sowie die zwischenzeitliche Umstellung von der bei Planungsbeginn gültigen DIN- auf die neue Euro-Norm gewesen, welch letztere allein mit 72 000 € zu veranschlagen sei.

Bis zu 880 000 € mehr

Kurzum, da man die Brücke ja nun mal braucht, genehmigte der TUA am Dienstag maximal weitere 880 000 €. Die Brücke käme damit statt ursprünglich 4,93 Mio € auf rund 6,21 Mio €. Karl Langensteiner-Schönborn sah das gelassen: Seit Planungsbeginn 2007 seien 10 Jahre vergangen, in dieser Zeit ändere sich so manches. Dass die Zusatzkosten allerdings schlagartig erst seit dem letzten Herbst anfielen, übersah er dabei geflissentlich.

Wolfgang Seez reagierte auf einige enttäuschte Äußerungen aus dem Ausschuss mit einem offenen Bekenntnis: „Ja, Konstanz kann keine Brücken bauen, das stimmt! Aber die Ingenieure da draußen können’s auch nicht!“ Mehr Transparenz kann man von der Verwaltung nun wirklich nicht erwarten.

O. Pugliese