Vandalismus am Schandmal

Immer Ärger um den Chérisy-Soldaten: Kaum war – fauler Kompromiss – das Schandmal am Eingang zum Chérisy-Areal in Konstanz mit Erläuterungstafeln versehen, machten sich Vandalen an dem Nazi-Mal zu schaffen. Die Tafeln wurden zerstört und entwendet, der Ersatz lässt auf sich warten. Ein neues Kapitel im Streit um Erinnerungskultur und wie man mit ihr in Konstanz nicht umgehen sollte.

Anja Rothöhler vom Hochbauamt ist um Schadensbegrenzung bemüht: Nein, bei der Stadt wisse man auch nichts über die Täter und nein, Anzeige wurde von niemandem erstattet, aber ja doch, für Ersatz werde gesorgt, neue Tafeln mit identischem Text, aber aus widerstandsfähigerem Material seien in Auftrag gegeben, mit der Lieferung müsse man aber wohl bis in den Spätsommer noch warten.

Die unendliche Geschichte um den Chérisy-Soldaten ist um ein weiteres Ärgernis reicher. Man erinnert sich: Seit mehr als 20 Jahren streitet man in der Stadt um das Schandmal aus den 1930er Jahren: Von Abriss war die Rede oder von einem Gegen-Denkmal, es gab Demonstrationen um die steinerne Kriegsverherrlichung und Verhüllungen des hässlichen Monuments. Bis sich der Konstanzer Kulturausschuss schließlich auf den seichten Kompromiss einigte, Erläuterungstafeln am Schandmal anzubringen, über deren Text dann auch noch mal wochenlang gestritten wurde.

Doch die Tafeln hielten sich nicht lange. Schon wenige Monate nach ihrer Installation waren die Tafeln wieder verschwunden – heraus gebrochen aus ihrer Verankerung und zerstört, wie Splitter auf der Straße vermuten lassen. So zumindest berichten es Chérisy-Bewohner, die den Frevel eher zufällig entdeckten. Hässliche Löcher prangen jetzt am Sockel des Soldaten (s. Foto) – auch eine Art vermeintlicher Vergangenheitsbewältigung.

hpk

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