Mauern einreißen

Zwei Flashmobs, zweimal Straßentheater letzten Samstag in der Konstanzer Innenstadt: Zuerst auf der Marktstätte, später auf dem Münsterplatz wurden symbolisch Mauern eingerissen – Mauern, die von Politikern überall in der Welt errichtet werden und ein friedliches Miteinander erschweren.

Donald Trump will eine solche Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten, Israel schottet sich durch eine Mauer von den Palästinensern ab, Ungarns Despot Orban will sogar zwei Mauern an den Grenzen bauen. Und dann sind da noch die unsichtbaren Mauern, die von der EU gegen Flüchtlinge errichtet werden oder die hierzulande durch den Sozialabbau entstehen oder durch Handelsabkommen, mit denen Bauern in Afrika ausgegrenzt werden.

Gegen alle diese Mauern will das „Konstanzer Bündnis für gerechten Welthandel – gegen TTIP, CETA und TiSA“ zu Felde ziehen. Die von fast 50 Aktiven aufgebauten Mauern auf dem Münsterplatz und der Konstanzer Marktstätte waren zwar nur aus Pappe – die Botschaften des Bündnisses aber waren eindeutig: Mehr miteinander als gegeneinander Politik gestalten, weniger Ausgrenzung und mehr Dialog.

Dabei hat das 2014 gegen die Handelsabkommen TTIP, CETA und TiSa gegründete Konstanzer Bündnis seinen Aktionsradius längst erweitert – wie die Namensänderung belegt, geht es dem im ganzen Landkreis aktiven Bündnis um einen gerechten Welthandel – und der fängt geradezu vor der eigenen Haustür an. Die Aktiven wollen nicht mehr nur die geplanten und teilweise ausgehandelten Handelsabkommen der EU verhindern: „Denn diese sehen einen massiven Abbau von sogenannten Handelshemmnissen wie Sozial-, Verbraucherschutz-, Arbeits-, Datenschutz- und Umweltstandards vor, sie untergraben durch das Klagerecht für Konzerne die Demokratie und verhindern weitere Maßnahmen zum Schutz von Natur und Mensch – hier in der Region, in Europa und auch im Globalen Süden“, schreiben sie auf ihrer Homepage.

Die Aktionen am letzten Samstag richteten sich darum ebenso gegen Billiglöhne und Sozialabbau, gegen die Forderung nach einer „Festung Europa“ oder auch gegen Fracking. Und solche Mauern, das zeigten die Flashmob-Teilnehmer, lassen sich auf friedliche, auf demokratische Weise einreißen. Wenn nur genügend Menschen das wollen. Schon bei der Wahl im September könnte ein richtiger Schritt in diese Richtung gelingen.

hpk