Baustopp am Flugplatz
Die Freunde des Konstanzer Flugplatzes fühlen sich bestätigt: Auf der riesigen Baustelle nördlich des Konstanzer Verkehrslandeplatzes, im Volksmund auch Flugplatz genannt, ruht seit drei Monaten die Arbeit. „Abgesoffen“ sei der Bauplatz Göldern-Ost, frohlocken die Aktiven der Initiative „Pro Fluplatz Konstanz“. Doch Betroffene widersprechen.
Dass der Baugrund auf und um den Flugplatz aufgrund des hohen Grundwasserspiegels und früherer Schuttablagerungen kritisch ist und besondere (Bau)Maßnahmen erfordert, ist allgemein bekannt. So wurden für den Brückenbau des nahen Kindlebildknotens hunderte Stahlpfähle – als Stelzen gleichsam – 40m tief in den Boden gerammt. Auf der Lidl-Baustelle glaubte man wohl, mit 200 Stelzen à 15m Tiefe auszukommen – der verantwortliche Architekt verweist für weitere Informationen an die Lidl-Pressestelle in Necharsulm.
Von dort ist zu erfahren, „es wurden weitere Untersuchungen des Baugrunds vorgenommen, die mittlerweile vorliegenden Erkundungsergebnisse werden derzeit vom beauftragten Prüfstatiker analysiert und ausgewertet“, mit ersten Ergebnissen sei in wenigen Wochen zu rechnen. Auch aus der Gemeindeverwaltung Reichenau hört man nur, dass wohl zusätzliche Statik-Berechnungen angestellt würden. Von seemoz zugetragenen Meldungen, es sei Grundwasser ausgetreten und die Stützen seien deshalb abgesackt, wollen weder Pressestelle noch Verwaltung etwas wissen
Das Bauschild an der B33, das weithin und weiterhin die Eröffnung der Lidl-Filiale sowie eines dm-Marktes auf dem über 9000 Quadratmeter großen Gelände für diesen Herbst ankündigt, also ist überholt – vor Frühsommer 2018 ist mit den Eröffnungen, wenn überhaupt, wohl nicht zu rechnen.
Wasser auf die Mühlen der Flugplatz-Freunde
Für die Flugplatz-Freunde, vornehmlich aus der Initiative „Pro Fluplatz Konstanz“, ist die Entwicklung um den Bauplatz Göldern-Ost natürlich ‚Wasser auf ihre Mühlen‘. Schon seit Jahren bezweifeln sie die Bebaubarkeit des Landeplatz-Geländes, warnen vor Hochwasser-Gefahren und dem unsicheren Untergrund und sagen den Plänen, wenn sie denn überhaupt realisiert werden könnten, kaum kalkulierbare, finanzielle Risiken voraus.
Auch in der Politik mehren sich kritische Stimmen. So lehnt das Junge Forum (s. Link unter dem Artikel) eine andere Nutzung des Landplatzes ebenso ab wie die FDP (s. Beschluss unten im Wortlaut). Beide Gruppierungen verweisen auch auf die schwierige Bebaubarkeit des Platzes. Für die Entscheidung des Gemeinderates, die noch in diesem Jahr vorgesehen ist, lässt das heiße Debatten erwarten.
hpk
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Beschluss der FDP Konstanz: Der Flugplatz Konstanz muss bleiben
Die FDP fordert eine Beschlussfassung im Gemeinderat für den Erhalt des Flugplatzes. Diese muss einhergehen mit der Zusage langfristiger Nutzungsverträge – im Gegensatz zur momentanen Situation. Investitionen in den Flugplatz müssen sich für alle an der Nutzung des Flugplatzes Beteiligten lohnen. Die Gründe für den Erhalt des Flugplatzes:
1. Konstanz muss sich alle Verkehrswege offenhalten. Konstanz kämpft seit Jahrzehnten um eine bessere verkehrstechnische Erreichbarkeit und Anbindung innerhalb Deutschlands. Konstanz kann es sich nicht leisten, ohne Not auf einen vorhandenen Flugplatz – und damit die Erreichbarkeit per Luft – zu verzichten.
2. Es besteht eine Betriebspflicht – und übergeordnete verkehrspolitische Interessen. Der Flugplatz Konstanz ist seit 1958 eine klassifizierte Verkehrseinrichtung und muss für das Land gewisse Betriebspflichten erfüllen; es bestehen z.B. vorgeschriebene Betriebszeiten. Der Flugplatz übernimmt folgende verkehrspolitisch relevante Funktionen für Stadt und Region – Vorhandensein im Not- und Katastrophenfall (Luftrettung) – Notlandeplatz für Flugzeuge – alternative Lande- und Parkmöglichkeit für die Region bei erhöhtem oder besonderem Flugaufkommen (z.B. bei Großveranstaltungen, Messen, Staatsbesuchen) – möglicher Zubringer zu überregionalen Flughäfen
3. Der Flugplatz ist ein wichtiger Standortfaktor für Konstanz Für potenzielle Investoren ist die Erreichbarkeit der Stadt und ihres Umfeldes – auch auf dem Luftweg – ein zentrales Entscheidungskriterium. Wirtschaft, Mittelstand und privater Flugverkehr müssen in der Lage sein, sowohl Personal als auch Waren straßenunabhängig und schnell zu transportieren. Als künftige Kongressstadt mit Hotellerie im oberen Segment muss die Stadt auch per Flugzeug erreichbar sein.
4. Konstanz darf sich nicht den Weg in künftige Logistik-Technologien verbauen. Die Logistik der unmittelbaren Zukunft wird in stark zunehmenden Maße auf Drohnentechnologie aufbauen. Mit dem Flugplatz hat Konstanz bereits jetzt eine geeignete und ausbaubare Infrastruktur für drohnenbasierte Logistik. Wartung und Logistikabwicklung am Flugplatz Konstanz werden neue Arbeitsplätze schaffen.
5. Der Flugplatz muss raus dem Dornröschenschlaf – er kann aktiv touristisch genutzt werden. Konstanz ruht sich auf seiner Schönheit und dem Einkaufstourismus aus und versäumt es, weiteres touristisches Potenzial zu erschließen. Die Stadt verkennt bisher die Bedeutung des Flugplatzes als Bestandteil eines gesamthaften Tourismuskonzeptes. Auch ein Flugplatz mit entsprechender Infrastruktur (Aussichtsterrasse, Gastronomie) ist ein Anziehungspunkt. Seine besondere Lage direkt am Rande der Stadt und in kurzer Entfernung zum „Bodensee-Forum“ könnte weitere Potenziale attraktiver Nutzung eröffnen.
6. Das Bebauungspotenzial darf nicht überschätzt werden – 2/3 des Flugplatzes sind nicht nutzbar. „Hafner“ oder „Bettenberg“ haben jeweils mehr Fläche. Vor allem auf Grund hochwasserrechtlicher Bestimmungen können nur 1/3 des Flugplatzgeländes bebaut werden. Andere Flächen in Konstanz, die für das Gewerbe ausgewiesen bzw. geeignet sind – „Hafner“ oder „Bettenberg“ – sind deutlich größer. Die Stadt gäbe einen funktional wichtigen, unwiederbringlichen Flugplatz auf. Das alles, nur um ein relativ kleines Gewerbegebiet zu erschließen.
7. Flughafen-Aus nach über 100 Jahren? Konstanz hat seit 1909 einen Flugplatz. In den 1920er und 1930er Jahren flogen Post- und Linienmaschinen die Stadt an. Seit 1958 ist der Flugplatz Konstanz anerkannter Flugplatz mit Betriebspflicht. Und das muss auch so bleiben!
Fazit: Der Gemeinderat Konstanz steht in hoher Verantwortung vor einer epochalen Entscheidung, die weitreichende Folgen für die Verkehrsanbindung der Stadt haben wird. Wenn der Flugplatz „überplant“ wird, lässt sich diese Entscheidung nicht mehr revidieren (so auch die Aussage des Regierungspräsidiums bei einer Anhörung).
Klarer Fall von Selbstüberschätzung. Doch immer noch zu dünn, lieber Peer. Ich erwarte Argumente, keine Worthülsen.
Also ich finde das Wortspiel ziemlich gelungen, lieber Hans-Peter. Klare Worte? Ich Ingenieur – du nich.
Bitte Butter bei die Fische, geschätzter Peer: Wer lässt sich wie und wodurch einlullen? Unter uns Norddeutschen ist ein klares Wort angesagt, keine dubiosen Andeutungen…Beknackte Wortspielchen genügen da nicht.
jaja hpk, wenn’s ins weltbild passt, lässt man sich auch von lidleinlulln.