Herber Rückschlag für die Windkraft im Landkreis

„Der Bauantrag für den Windpark Kirnberg ruht“ – das teilt der Vorstand von solar­complex in einer aktuellen Erklärung mit. Vorstandsmitglied Bene Müller spart im seemoz-Gespräch nicht mit Kritik an der Politik – gemeint ist die ‚große Politik‘ in Berlin, aber auch die ‚kleine‘ in Konstanz: „Nachforderungen des Landratsamtes für Untersuchungen vor allem im Bereich Naturschutz bringen uns in Schwierigkeiten“, so Bene Müller.

Solche Probleme lassen sich auch in Zahlen ausdrücken. Bislang seien für das Projekt oberhalb von Steißlingen schon Planungskosten von nahezu 200 000 Euro entstanden. „Auf einem Großteil dieser Kosten bliebe solarcomplex sitzen, wenn das Projekt endgültig aufgegeben würde“, bedauert Müller. Doch so weit muss es nicht kommen, denn „aufgeschoben heißt nicht aufgehoben.“

Geht der Süden leer aus?

Im Juni 2016 hatte solarcomplex den Antrag für zwei Windkraftanlagen auf dem Kirnberg beim Landratsamt Konstanz eingereicht. Beantragt wurden zwei Schwachwindanlagen mit je 3,3 MW Nennleistung, einer Nabenhöhe von 134 m und einem Rotordurchmesser von 131 m. Es handelt sich um exakt die gleichen Anlagen, wie sie seit einigen Monaten im Windpark Verenafohren bei Tengen-Wiechs in Betrieb sind.

„Derzeit sind die Rahmenbedingungen für die Realisierung von Windkraftprojekten in Baden-Württemberg generell sehr schwierig“, weiß Müller. Seit der Umstellung der Vergütungsstruktur auf ein Ausschreibungsverfahren haben Projekte in Süddeutschland geringe Chancen auf einen Zuschlag im Bieterverfahren. „Hier ist der Gesetzgeber aufgerufen, Korrekturen vornehmen“, doch da ist Vorständler Müller skeptisch: „Mit einer FDP in einer neuen Bundesregierung, das hat die Koalitionsvereinbarung jüngst in NRW gezeigt, dürfte das schwierig werden“. Dann gäbe es Windkraftanlagen bald nur in Norddeutschland, der Süden ginge leer aus.

Nachforderungen vom Landrat

Zugleich habe sich im laufenden Genehmigungsverfahren beim Landratsamt Konstanz gezeigt, dass mehrfache Nachforderungen für Untersuchungen vor allem im Bereich Naturschutz erhebliche zusätzliche Kosten nach sich ziehen würden. „Deshalb hat solarcomplex vor einigen Tagen beim Landratsamt Konstanz das Ruhen des Verfahrens beantragt, dies wurde vom Landratsamt so bestätigt.“

Dennoch ist der solarcomplex-Vorstand nach wie vor der Überzeugung, dass die Energiewende global und national nur gelingen kann, wenn jede Region gemäß ihres Potentials einen Beitrag leistet. „Die beiden Windenergieanlagen am Kirnberg sind aus unserer Sicht Teil eines sinnvollen Beitrags des Landkreises Konstanz.“ Und: „Wir setzen darauf, dass sich diese Sichtweise auch auf politischer Ebene durchsetzt und sich dadurch verbesserte Bedingungen für die Windkraft erreichen lassen.“

hpk
(Das Foto zeigt die Vorstände Florian Armbruster, Bene Müller und Eberhard Banholzer v.l.n.r.)

Mehr zum Thema:
04.08.17 | Entscheidung im Regionalverband: Die Grünen verabschieden sich aus der Windenergie-Nutzung