Was man über KonstanzerInnen lernen kann

Wissen Sie, wer oder was ein Konsum-Hedonist ist? Oder ein Experimentalist? Wenn Sie das auch noch lernen wollen, sollten Sie morgen den Gemeinderat besuchen (ab 16 Uhr, Ratssaal) und beim Tagesordnungspunkt 3.3. besonders aufpassen. Da geht es nämlich um die Sinus-Milieus der Stadt Konstanz 2016 – neben der Diskussion um das Pflegeheim Zoffingen womöglich der meist diskutierte Tagesordnungspunkt der ersten Sitzung nach der Sommerpause.

„Für die Einteilung in Milieus werden Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung, -orientierung und Lebensweise ähneln, zusammen gruppiert und so einem bestimmten Milieu zugeordnet. Im Milieu-Modell wird versucht, den Lebensstil von Haushalten näher zu beschreiben, indem Informationen zu Bereichen wie beispielsweise Familie, Freizeit und Konsum genutzt werden.“

So beschreibt Eberhard Baier von der städtischen Statistik-Abteilung seine Aufarbeitung, die er morgen den GemeinderätInnen präsentieren wird. Ursprünglich vor 30 Jahren für die Markenartikel-Industrie und ihre Werbung entwickelt, um Zielgruppen besser bestimmen zu können, hat dieses Modell längst Einzug gehalten in die Soziologie und ist damit zu einem wichtigen Instrument auch für die Stadtentwicklung geworden.

Das auf Fun und Entertainment gepolte Segment …

Und da kommt dann der Konsum-Hedonist („Das auf Fun und Entertainment gepolte Segment mit wachsenden sozialen Ängsten: wenig Planung und Kontrolle; Bildungs- und Leistungsfatalismus; Identifikation mit dem jeweils aktuellen Lifestyle“) wieder ins Spiel. Mehr Daten über diese Menschen zu erfassen – wo wohnen die in Konstanz, was haben sie für Vorlieben, welchen Wohnstil bevorzugen sie, wofür geben sie ihr Geld aus -, kann den Stadtplanern helfen, punktgenaue Lösungen in Verkehrsfragen oder Einzelhandels-Angeboten z. B. zu schneidern.

Bei Studium des Zahlenmaterials erfährt man auch, dass die Verteilung der drei Milieu-Obergruppen (Sozial gehobene Milieus, Milieus der Mitte und Milieus der unteren Mitte/Unterschicht) von den sozial gehobenen Milieus dominiert wird. Sie machen etwas weniger als die Hälfte (41,7 Prozent) aller Haushalte in Konstanz aus. Die Milieus der Mitte und der unteren Mitte/Unterschicht sind beinahe gleichstark vertreten mit jeweils 30,4% bzw. 27,9% (s. Schaubild). Was wir also immer schon ahnten: Konstanz ist eine überwiegend reiche Stadt und ihre EinwohnerInnen sind es auch.

Externe Umfragen und Marktanalysen

Die milieuorientierte Lebensstilforschung versucht, alle sozialen, räumlichen und kulturellen Bedingungen mit einzubeziehen, die ein Individuum oder eine Gruppe prägen. Die Lebenswelt jedes Menschen besteht aus verschiedenen Bausteinen: Werte, Geld und Konsum, Lebensstil, Partnerschaft und Familie, Gesundheit und Ernährung, Wohnen, soziale Lage, Arbeit und Beruf sind beispielhafte Bausteine, die auch die Grundlage für die in diesem Bericht verwendeten Sinus-Milieus bilden.

Grundlage für die vorgestellten Sinus-Milieus in der Stadt Konstanz sind die Daten des Marktforschungsinstituts microm aus dem Jahr 2016. Ein externer Berater also erhebt die Daten mittels Umfragen oder auch Marktanalysen, die dann die städtische Statistik-Abteilung aufbereitet und in diesem 65-Seiten-Bericht präsentiert. Wer das umfangreiche Daten- und Zahlenmaterial dieses Berichts nicht im Gemeinderat mitbekommt, kann sich in der Sitzungsvorlage (erhältlich über die allris-Seite) oder direkt auf www.konstanz.de informieren.

hpk