OB-Wahl in Konstanz: Tritt Andreas Renner an?
Nächstes Jahr im Juni wird in Konstanz ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Noch hat kein Interessent offiziell seinen Hut in den Ring geworfen. Bewirbt sich der amtierende Horst Frank erneut? Gibt es eventuell sogar eine Kandidatin? Hoch gehandelte Personen halten sich bedeckt und warten, wer zuerst laut gibt. Nun kommt mit Andreas Renner (CDU) ein Bewerber ins Gespräch, der kein Unbekannter ist und gute Chancen hätte.
Sein Name fällt immer wieder, wenn Wahlen anstehen. Andreas Renner, seit 2006 Mitarbeiter in leitender Funktion bei der EnBW, hat bereits eine schillernde Politkarriere hinter sich. Der geborene Stockacher studierte bis 1986 Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz, war bis 1994 baden-württembergischer Landesvorsitzender der Jungen Union und gehörte ab 1992 auch dem CDU-Bundesvorstand an. Ende 1993 wurde er Oberbürgermeister der Stadt Singen und bekam bei seiner Wiederwahl 2001 über 80 Prozent der Stimmen. Diesen Posten hätte er wahrscheinlich bis zu seiner Pensionierung halten können, doch es kam anders.
Als Günther Oettinger im April 2005 Ministerpräsident in Baden-Württemberg geworden war, holte er seinen Kumpel Andreas Renner nach Stuttgart und ernannte ihn zum Minister für Arbeit und Soziales. Ein Rauschen ging durch den Blätterwald, denn Renner, der forsche Typ mit dem Brillie im Ohr, entsprach so gar nicht der Vorstellung altbackener Parteikollegen mit dem Adenauer-Gen. Und es dauerte auch nicht lange, bis Renner in die ersten Fettnäpfe tauchte. Schon kurz nach seinem Amtsantritt kritisierte er den US-Präsidenten George W.Bush auf nicht unsympathische Art: „Der gehört abgeschossen“. Ein Sturm der Entrüstung brach los und Renner wurde bereits damals zum Rücktritt aufgefordert. Renner entschuldigte sich notgedrungen und erklärte, die Formulierung sei rein umgangssprachlicher Natur gewesen.
Kaum hatte sich der Medienhype gelegt, brachte sich Andreas Renner im Juni 2005 erneut bundesweit ins Gespräch. Als erster Minister Baden-Württembergs übernahm er die Schirmherrschaft über den „Christopher Street Day“ in Stuttgart. Da kochten die konservativen Seelen schier über, auch der Klerus geriet in Schnappatmung und glaubte, den Minister massregeln zu müssen. Es kam zu einem Gespräch mit Thomas Maria Renz, dem Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Dabei soll Renner sinngemäß gesagt haben, die Kirche solle sich gefälligst um ihre ureigensten Probleme kümmern und endlich zulassen, „dass Priester Kinder zeugen“. Zwar organisierte Oettinger einige Tage nach diesem Eklat noch ein Schlichtungsgespräch mit der empörten Geistlichkeit, aber Renner hatte die Faxen nun endgültig satt und trat nach nur 14 Monaten als Minister zurück. Kurz darauf nahm ihn die EnBW unter Vertrag. Doch damals schon hieß es in CDU-Kreisen: „Der Andreas ist nur zwischengelagert, der kommt wieder auf die politische Bühne zurück“.
Das könnte nun bald der Fall sein, denn in Konstanzer CDU-Kreisen weiß man, dass Renner ein Topkandidat wäre. Sogar die bigotten Altvorderen Müller-Fehrenbach und Roger Tscheulin würden die Kröte wohl schweren Herzens schlucken, denn sie wissen: Will die CDU nach über 30 Jahren den Konstanzer OB-Sessel zurück erobern, dann braucht es einen Kandidaten wie Renner. Dieser regagierte auf eine seemoz-Anfrage gelassen: „Wissen Sie, Konstanz ist immer eine interessante Stadt und wenn ich mich nochmal für so einen Posten interessieren würde, wäre Konstanz die erste Wahl“. Doch momentan sei es „noch etwas zu früh“, von ihm eine klare Aussage zu bekommen. Erst müsse er „andere Sachen abklären“, dann aber, „eventuell im Herbst“ könne er Genaueres dazu sagen. Man darf also gespannt sein.
Der amtierende Oberbürgermeister Horst Frank überlegt seit Monaten, ob er ein drittes Mal antreten wird. Seine Entscheidung, erklärte er bereits im Mai, werde er bis Ende Oktober fällen. Aus seinem Freundeskreis wurde ihm zwar schon mehrmals geraten, er solle das bleiben lassen. Er sei verbrannt und würde wohl, sollten ernst zu nehmende Gegner antreten, kaum mehr eine Chance haben. Das sehen auch viele seiner Parteikollegen bei den Grünen so. Einige befürchten gar, eine erneute Kandidatur Franks könnte die FGL spalten. Denn spätestens seit dem KKH-Desaster, das Franks persönliche Handschrift trägt, ist er für ehemalige Unterstützer aus dem liberal-grünen Lager nicht mehr wählbar. Das weiß der sture und weitestgehend beratungsresistente Wollmatinger und so ist es kein Wunder, dass er sich in einer Art Vorwahlkampf sogar bei christlichen Fundamentalisten vorstellt und fast schon verzweifelt um Stimmen fischt.
Der lange als Kandidat gehandelte Andreas Hoffmann ist auf der Liste potentieller Bewerber ein Stück weit nach hinten gerutscht. Der ehemalige CDU-MdL, der bei der Landtagswahl im März überraschend abgewatscht wurde, leckt immer noch seine Wunden. Aus seinem Umfeld ist zu hören, dass eine OB-Kandidatur für ihn nicht in Frage käme. Er spekuliert wohl eher darauf, bei der nächsten Landtagswahl erneut anzutreten und das verlorene Mandat zurück zu holen. Bis dahin wird sich schon eine Überbrückungstätigkeit finden lassen.
Tobias Engelsing, der allseits geschätzte Konstanzer Museumsdirektor, der innerhalb kürzester Zeit seinen Verantwortungsbereich zum Blühen gebracht hat, wird wohl auch nicht antreten. Bliebe noch die Frage: Wie verhält sich die SPD? Holt sie sich, wie schon 2004, einen vagabundierenden Jungkarrieristen, der sich über runde 20 Prozent der Wählerstimmen freut und anschließend wieder das Weite sucht?
Autor: H.Reile
Leider als CDU-Mitglied seinem Verein verpflichtet, aber als parteiloser wäre der wählbar.